Germaine Krull (* 29. Januar 1897, nach einigen Quellen 20. November 1897, in Posen-Wilda; † 31. Juli 1985 in Wetzlar) war eine deutsch-niederländische Fotografin, Kriegsberichterstatterin und Hotelmanagerin.[1]

Leben

Die in der damals preußischen Provinz Posen geborene Germaine Louise Krull[1] zog 1912 mit ihrer Mutter nach Schwabing. In München trat sie 1915 in die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemie, Lichtdruck und Gravüre (zuletzt: Staatliche Fachakademie für Fotodesign München) ein. Noch während des Ersten Weltkrieges eröffnete sie 1917 ihr erstes Fotoatelier. In der Zeit der Novemberrevolution entstand etwa ihr berühmtes Porträt Kurt Eisners.[2] Ihre Verbindung zu den kommunistischen Revolutionären, die 1919 die bayrische Räterepublik ausriefen, trug ihr 1920 die Ausweisung aus Bayern ein.

Nach Stationen unter anderem im nachrevolutionären Moskau, wo sie von der Geheimpolizei verhaftet und einer Schein-Hinrichtung unterzogen wurde[3], gründete sie 1923 in Berlin gemeinsam mit Kurt Hübschmann und dem Kaufmann Hermann Basler die Kara Kunstdruckverlag GmbH.[4] Zeitweilig lebte sie auch in Amsterdam und in den folgenden Jahren überwiegend in Paris. Dort verliebte sie sich in eine Frau namens Elsa[1] und heiratete schließlich am 2. April 1927 den niederländischen Filmemacher Joris Ivens, nachdem Elsa Paris verlassen hatte.[5]

Schwerpunkte ihrer fotografischen Arbeit waren die experimentelle Aktfotografie sowie die Werbefotografie. Sie publizierte in verschiedenen Zeitschriften wie Voilà, Bifur und VU. In ihrem ersten Buch Métal, erschienen 1928, beschäftigte sie sich mit den Wundern aus Stahl, den Zeugnissen der fortschreitenden technischen Revolution. Krull hielt engen Kontakt zu anderen in Paris lebenden Fotografen und Künstlern wie Man Ray, Sonia und Robert Delaunay, Eli Lotar und André Kertész.[6]

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebte Krull zeitweise in Brasilien und Afrika, wo sie für die Organisation France Libre tätig war. Als einer der ersten weiblichen Kriegsberichterstatter ging sie 1946 nach Indochina. Zwischen 1947 und 1966 arbeitete sie als Leiterin des Hotels Oriental in Bangkok. Danach übersiedelte Krull nach Indien. Germaine Krull achtete stets auf ihre Unabhängigkeit und lebte als „Weltbürgerin“ auf drei Erdteilen.

Fotografisch ist Germaine Krull der vom Bauhaus initiierten Richtung des „Neuen Sehens“ zuzurechnen. Ihr künstlerischer Nachlass wird vom Museum Folkwang in Essen betreut.

Ausstellungen (Auswahl)

Publikationen

Literatur

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. a b c Biografie auf fembio.org, abgerufen am 15. Oktober 2015
  2. Kurt Eisner, Aufnahme von Germaine Krull, Anfang 1918, als Postkarte mit Aufdruck: „Ministerpräsident des Volksstaates Bayern“
  3. Germaine Krull: The woman Man Ray named his equal. The Guardian, 4. Juni 2015.
  4. Berliner Handelsregister HRB Nr. 28687
  5. Hans Schoots: Living dangeroously:a Biography of Joris Ivens, S. 32. Amsterdam University Press, 2000, abgerufen am 9. April 2010.
  6. Photographie des 20. Jahrhunderts. Taschen, Köln 1996, S. 362.
  7. Germaine Krull im Gropius-Bau : Revolutionäre Fotografin. Deutschlandradio Kultur vom 14. Oktober 2015.
  8. Stadt Paris: Pariser Rat. Abgerufen im Jahr 2020 (französisch).