Gert Heinrich Wollheim (* 11. September 1894 in Loschwitz bei Dresden; † 22. April 1974 in New York) war ein vor den deutschen Nationalsozialisten emigrierter Maler des Expressionismus.

Leben

International Congress of Progressive Artists, Düsseldorf 1922

Gert Heinrich Wollheim wurde geboren als Sohn des Automatenfabrikanten Heinrich Wollheim (1855–1927) und seiner Frau Gertrud Wollheim (1867–1944). Sein älterer Bruder war der Chirurg Hasso Heinrich Wollheim.

Wollheim lebte 1919 in einer Künstlerkommune auf dem Lande. Zusammen mit Otto Pankok, den er auf der Kunsthochschule in Weimar kennengelernt hatte, wollte er in Remels (Ostfriesland) eine Künstlerkolonie gründen. Ende 1919 verließen beide Remels und gingen nach Düsseldorf, wo sie sich mit Adolf de Haer einem Kunstprojekt um die literarische Zeitschrift „Neues Rheinland“ anschlossen. Zu dieser Gruppierung gehörten auch Max Ernst und Otto Dix[1]. 1920 wurde er Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland und Herausgeber und Mitarbeiter der Zeitschriften „Der Aktivistenbund“, „Das Ey“ (nach der Kunsthändlerin Johanna Ey) und „Das junge Rheinland“, außerdem Mitbegründer der Arbeitersiedlung „Freie Erde“ in Düsseldorf-Eller. 1921 heiratete er die Pianistin Leni Stein, der er eine „Brautmappe“ mit 12 Lithographien widmete. 1922 initiierte er zusammen mit Adolf Uzarski die „1. Internationale Kunstausstellung“ in Düsseldorf und den 1. Kongress der Union fortschrittlicher internationaler Künstler. 1924 entstand sein Ölgemälde Abschied von Düsseldorf.[2] 1925 war Wollheim Mitglied der Novembergruppe in Berlin.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er als „entarteter Künstler“ verfolgt. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ nachweislich aus der Berliner Nationalgalerie (Kronprinzen-Palais), den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf, dem Wallraf-Richartz-Museum Köln und dem Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld zwanzig Bilder Wollheims beschlagnahmt, einige danach zerstört.[3]

Wollheim war über Saarbrücken nach Paris und später in die Schweiz geflohen. Im Exil in Paris gehörte er 1937 zu den Gründern des Deutschen Künstlerbundes, ab 1938 „Freier Künstlerbund“ („Union des artistes libres“) genannt. Dort war er auch Lebensgefährte der Tänzerin Tatjana Barbakoff. 1939 wurde er verhaftet, durchlief mehrere französische Internierungslager und konnte 1942 aus dem Camp de Septfonds entkommen. Zusammen mit seiner Frau fand er Zuflucht bei einer Bäuerin in der Ortschaft Nay (Département Pyrénées-Atlantiques).[4]

Wollheim gelang 1947 mit Hilfe des International Rescue Committee die Ausreise nach New York; Affidavitgeber war Leonhard Frank. Er heiratete dort die Schriftstellerin Mona (Minna) Eisemann, geborene Loeb, aus Bingen (1908–1997). Ihr Trauzeuge war Leonhard Frank.

Werke

1937 als „entartet“ beschlagnahmte Werke

(Das Kürzel WV bezieht sich auf das Werkverzeichnis Euler-Schmidt/Remmert)

Weitere Werke in öffentlichen Sammlungen (unvollständig)

Tafelbilder

Zeichnungen und Druckgrafik

Pitt Kreuzberg, Kohlezeichnung von Gert Heinrich Wollheim (1925)

Ausstellungen (unvollständig)

Schriften

Literatur

Notizen

  1. Die Zeitschrift erschien von November 1919, Heft 1, bis zum Mai 1920, Heft 12, in Mönchengladbach. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Hans Rudolf Hartung wiederbegründet.
  2. Abschied von Düsseldorf, 1924 von Gert H. Wollheim (Memento des Originals vom 22. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.smkp.de, im Museum Kunstpalast, Düsseldorf
  3. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  4. Geneviève Dreyfus-Armand: Artistes et intellectuels dans le camp de Septfonds (Tarn-et-Garonne) en 1939, in: Lina Iglesias et Béatrice Ménard (dir.): DES ESPACES DE L’HISTOIRE AUX ESPACES DE LA CRÉATION. Espagne, France, Amérique latine, Presses universitaires de Paris Nanterre, Nanterre 2020, p. 57–71 (Online auf OpenEdition Books)
  5. Krankes Kind (fu-berlin.de)
  6. Bildnis Günter Wollheim (fu-berlin.de)
  7. Exotische Landschaft (fu-berlin.de)
  8. Selbstbildnis (fu-berlin.de)
  9. Landschaft mit strahlender Sonne (fu-berlin.de)
  10. Wollheim, Gert Heinrich. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 4. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  11. Wollheim, Gert Heinrich. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 4. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  12. Sammlung Online | Berlinische Galerie | Ihr Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin
  13. Sammlung Online | Berlinische Galerie | Ihr Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin
  14. Sammlung Online | Berlinische Galerie | Ihr Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin
  15. https://nat.museum-digital.de/object/831971