GfK SE

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Rechtsform Societas Europaea
Gründung 1934[1]
Sitz Nürnberg, Deutschland
Leitung
  • Lars Nordmark: Interim CEO und Finanzvorstand (CFO)[2]
Mitarbeiterzahl 8.232 (2020)[3]
Umsatz 1,6 Mrd. Euro (2019)[4]
Branche Marktforschung
Website www.gfk.com
Stand: 2022

GfK ist das größte deutsche Marktforschungsinstitut, im Jahr 2016 weltweit die Nummer fünf der Branche.[5] GfK ist seit März 2017 im mehrheitlichen Besitz (96,7 %) des Investmentfonds Acceleratio Capital N.V., einer Holdinggesellschaft des amerikanischen Private-Equity-Konzerns Kohlberg Kravis Roberts & Co.[6]

Das Unternehmen erhebt die Einschaltquoten für das Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Gemeinde Haßloch diente von 1986 bis 2021[7][8][9] als durchschnittlicher Ort als Testmarkt für das Instrument GfK BehaviorScan, mit dem vor allem die Wirkung von Fernsehwerbung untersucht und die Neueinführung von Produkten simuliert wurde. Vom Unternehmen wird unter anderem auch der GfK-Konsumklimaindex errechnet.

Im Juli 2022 wurde der Verkauf des Unternehmens an NIQ (einer Abspaltung von The Nielsen Company), bekanntgegeben. Dies war mit der Auflage verbunden, das Verbraucherpanelgeschäft zu verkaufen, welches im Juli 2023 für 315 Millionen an das britische Unternehmen YouGov ging.

Geschichte

Neuer GfK SE Hauptsitz in der Sophie-Germain-Straße in Nürnberg 2020

GfK wurde im Februar 1934 als GfK-Nürnberg Gesellschaft für Konsumforschung e. V. von Nürnberger Hochschullehrern, darunter dem späteren deutschen Wirtschaftsminister und Bundeskanzler Ludwig Erhard, gegründet. Das Konzept wurde vom Mitbegründer Wilhelm Vershofen gestaltet.[10] Der Gründungsverein GfK-Verein e. V. wurde 2019 umbenannt zu Nürnberg Institut für Marktentscheidungen.

Anfänglich führte der Verein 71 verschiedene Untersuchungen durch, u. a.:

Die Aktivitäten des GfK Vereins in den Jahren 1934 bis 1945 wurden nach dem Krieg von der amerikanischen Besatzungsmacht untersucht. Diese Untersuchung führte dazu, dass der Verein im Jahr 1947 eine Lizenz zur Weiterführung seiner Aktivitäten erhielt.[11]

1984 wurden die kommerziellen Aktivitäten in die GfK GmbH ausgegliedert, diese wurde am 23. Januar 1990 zur GfK AG umfirmiert.[12] Zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich der „GfK-Verein“ auf die Förderung der Markt- und Absatzforschung. Im September 1999 vollzog die GfK AG ihren Börsengang und wurde mit Wirkung zum 20. März 2000 in den MDAX aufgenommen.[13] Am 24. März 2003 stieg das Unternehmen in den SDAX ab, in welchem es bis zum 22. März 2017 verblieb.[14] Im Jahr 2009 folgte die Umwandlung in eine Europäische Gesellschaft (SE). Die Börsennotierung der GfK SE endete durch einen Squeeze Out im Oktober 2017.[15]

Im August 2016 senkte GfK seine Gewinnprognosen für das laufende Geschäftsjahr als Folge hoher Abschreibungen auf Firmenwerte.[16] Die Wirtschaftswoche berichtete über Verkaufspläne des GfK-Vereins.[17]

Im Dezember 2016 unterbreitete die Beteiligungsgesellschaft KKR ein Übernahmeangebot für 18,54 Prozent der Unternehmensanteile.[18] Vorstand und Aufsichtsrat von GfK unterstützten das Angebot von KKR mit einem Volumen von mindestens 294 Millionen Euro.[19]

Im Herbst 2018 erwarb der französische Wettbewerber Ipsos für 105 Millionen Euro einen Geschäftsbereich mit 1.000 Mitarbeitern, der sich mit kundenspezifischen Einzelaufträgen beschäftigt.[20]

Anfang 2020 wurde der Firmenhauptsitz vom Nordwestring in das neue Gebäude „Orange Campus“ in der Sophie-Germain-Straße verlegt.[21] Nach dem Wegfall von 400 Arbeitsplätzen in Nürnberg war das neu errichtete Gebäude zu groß,[22] sodass Teile der dortigen Büroräume an die DATEV eG weitervermietet wurden.[23]

Im Jahr 2020 startete GfK außerdem eine neue durch künstliche Intelligenz unterstützte Plattform. Kunden können damit auf relevante Daten in Echtzeit zugreifen und erhalten Handlungsempfehlungen auf Basis von Vorhersagen.[24]

Im Juli 2022 wurde bekanntgegeben, dass die Kapitalbeteiligungsgesellschaft Advent International das Unternehmen übernehmen und mit dem seit 2021 ebenfalls in ihrem Besitz befindlichen[25] US-amerikanischen Konkurrenten NielsenIQ (ehemals der Geschäftsbereich Global Connect von The Nielsen Company, der sich an Hersteller von Konsumgütern richtete) vereinen wird.[26] Die EU-Wettbewerbskommission stimmte dem grundsätzlich zu, unter der Voraussetzung, dass GfK den Geschäftsbereich Consumer Panel (Verbraucherbefragung und -analyse) veräußert.[27]

Im Juli 2023 wurde bekannt, dass YouGov den Zuschlag für den Verkauf des GfK Consumer-Panels für 315 Millionen Euro bekommen hat. Das Bundeskartellamt hatte bereits dem Verkauf im Vorfeld zugestimmt. Als Formsache gilt ebenfalls die noch die Zustimmung der EU-Kommission, die im zweiten Halbjahr 2023 noch erwartet wird – womit die Übernahme dann vollzogen wäre.[28]

Akquisitionen und Beteiligungen

Kennzahlen (Stand: 31.12.2016)
Geschäfts-
jahr
Umsatz
(in Mio. €)
Mitarbeiter per Ende
des jew. Berichtsjahres
weltweit Deutschland
2001 506 4.653 1.443
2002 559 4.879 1.465
2003 590 5.032 1.459
2004 660 5.484 1.502
2005 937 7.515 1.577
2006 1.112 7.903 1.628
2007 1.162 9.070 1.714
2008 1.220 9.692 1.746
2009 1.165 10.058 1.790
2010 1.294 10.546 1.831
2011 1.374 11.457 2.025
2012 1.515 12.678 2.159
2013 1.495 12.940 2.185
2014 1.453 13.380 N/A
2015 1.543 13.485 N/A
2016 1.484 13.069 N/A
2017 N/A N/A N/A
2018 1.590[4] N/A N/A
2019 1.672[4] N/A N/A
2020 N/A 8.232[3] 1608[29]

Organisation

CEO

Geschäftsfelder

Zum Kerngeschäft von GfK gehört neben der Erhebung und Aufbereitung von Daten über das Konsumverhalten auch die Beratung von Unternehmen mit Hilfe technologiebasierter Anwendungen.

GfK bietet seine Dienstleistungen weltweit in folgenden Branchen an: Technologie & Gebrauchsgüter, Einzelhandel, Verbrauchsgüter, Automobil, Finanzdienstleistungen, Medien und Unterhaltung an.[34]

Dazu werden Daten von mehr als 180 Millionen SKUs erhoben und mehr als zwei Millionen Personen in 15 Ländern befragt – dies geschieht nach anerkannten Regeln der Markt- und Meinungsforschung sowie den Richtlinien der Markt- und Sozialforschungsverbände (z. B. den ESOMAR Standards), die verbindliche Vorgaben enthalten. Durch Einblicke in das Marktgeschehen in Echtzeit ermöglicht GfK seinen Kunden wichtige Geschäftsentscheidungen u. a. in den Bereichen Marketing oder Vertrieb zu treffen.[34]

Seit 2020 bietet GfK seinen Kunden eine AI getriebene Plattform, die auf Basis relevanter Daten Vorhersagen erstellt und mit Handlungsempfehlungen kritische Geschäftsentscheidungen erleichtert.[24]

Messung der Einschaltquoten

Anzeige-Display eines GfK-Meter

Innerhalb Deutschlands ist GfK vor allem dafür bekannt, dass sie mit der Messung der Einschaltquoten des Fernsehens beauftragt ist. Dafür werden spezielle Messgeräte (GfK-Meter, auch als GfK-Telemeter bekannt) benutzt, die an den Fernsehapparat angeschlossen werden.

Die Entwicklung der GfK-Meter geht zurück in das Jahr 1963. Das erste Fernseh-Meter, Tammeter genannt, wurde von der britischen „Television Audience Measurement“ (TAM) entwickelt. Die ARD und ZDF gründeten mit der „Infratam“ mit Sitz in Wetzlar eine gemeinsame Tochtergesellschaft und führten von 1963 bis 1974 die ersten kontinuierlichen Quotenmessungen durch. Das Tammeter maß dabei minutengenau, lieferte die Ergebnisse (Geräteeinschaltung, Kanal, Uhrzeit) aber erst vier Wochen später und nur für den kompletten Fernsehhaushalt.

1975 wurde das Tammeter vom Teleskomat (ebenfalls von Infratam) abgelöst, welches personenbezogene Ergebnisse aus 1.200 Haushalten im 30-Sekunden-Takt bis zu sechs Programme und bis zu sieben Personen im Haushalt erfasste und über Nacht über die Telefonleitung an den Zentralrechner lieferte. Einen weiteren Fortschritt stellte das Telecontrol (TC 3, TC 6, TC XL) dar, das bei der Messung der Einschaltquote alle Programme, alle Personen, die an der jeweiligen Fernsehübertragung beteiligt sind, berücksichtigt und mit Hilfe der Telefonleitung die Daten ins GfK-Daten-Center übermittelt.

Seit 1985 wird die Fernsehnutzung von ursprünglich ca. 2.700 repräsentativ ausgewählten Haushalten sekundengenau mittels der GfK-Meter in Deutschland gemessen. Das Panel wurde wegen der Aufnahme der neuen Bundesländer 1991 und wegen neuer regionaler Sollvorgaben 1996 erweitert. Zusätzlich wurden 2001 noch 140 Haushalte aus der Europäischen Union hinzugefügt. Nach einem Höchststand von 5.500 besteht das Fernsehpanel seit 2012 aus 5.000 täglich abgerufenen Haushalten, in denen ca. 10.500 Personen leben.[35] Das System (GfK-Meter) besteht aus drei Teilen: dem eigentlichen Messgerät, einer Fernbedienung, mit der alle Personen des Haushalts sich individuell an- und abzumelden haben, sowie einer Anzeige. Nachts werden die Daten über Telefonleitung zur GfK nach Nürnberg geschickt, dort ausgewertet und stehen am nächsten Morgen den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung zur Verfügung.[36]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 75 Jahre GfK. 7. September 2009, abgerufen am 28. August 2021.
  2. Impressum. Abgerufen am 8. September 2022.
  3. a b Beschäftigungsstärkste Unternehmen - IHK Nürnberg für Mittelfranken. In: IHK Nürnberg. Abgerufen am 22. Januar 2021.
  4. a b c Umsatzentwicklung der GfK Gruppe weltweit von 2005 bis 2019. In: Statista. Abgerufen am 22. Januar 2021.
  5. GfK – Geschäftsbericht 2015. (PDF) Abgerufen am 9. April 2016.
  6. Acceleratio Capital N.V.: Höhe der Barabfindung für Squeeze-out bei der GfK SE mitgeteilt. In: Der Tagesspiegel. 2. Juni 2017, abgerufen am 27. August 2021.
  7. GfK zieht sich aus dem Musterdorf Haßloch zurück - Metropolregion. Abgerufen am 27. Juni 2022.
  8. Ende 2021 Aus für den Testmarkt - Hassloch. Abgerufen am 27. Juni 2022.
  9. Testmarkt Haßloch: GfK setzt künftig auf Smartphone-Apps, Online-Befragungen und KI. Abgerufen am 27. Juni 2022.
  10. Schindelbeck, Dirk: Hanns W. Brose. In: Trödler & Sammler Journal, Heft 4/2002, S. 203
  11. Entwicklung. 8. Juli 2010, abgerufen am 18. Mai 2021.
  12. Börsengang. GfK SE, abgerufen am 9. April 2011.
  13. Deutsche Börse aktualisiert Zusammensetzung der Aktienindizes. Deutsche Börse AG, 8. Februar 2000, archiviert vom Original am 26. April 2014; abgerufen am 9. April 2011.
  14. Geschäftsbericht 2003. (PDF; 3,7 MB) GfK, S. 55, abgerufen am 9. April 2011.
  15. GfK SE: Squeeze-out-Beschluss im Handelsregister eingetragen | Ad-hoc - EQS News. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  16. Konsumforscher senkt erneut die Gewinnprognose, Handelsblatt. Abgerufen am 24. Oktober 2016
  17. Peter Steinkirchner: Marktforschungsunternehmen: GfK offenbar vor Verkauf. 25. August 2016, abgerufen am 5. Juli 2023.
  18. Investor KKR unterbreitet GfK-Aktionären Übernahmeangebot, Focus. Abgerufen am 12. Dezember 2016
  19. Wirtschaftswoche: Marktforscher: Finanzinvestor KKR plant Einstieg bei GfK. 8. Dezember 2016, abgerufen am 5. Juli 2023.
  20. Ausverkauf bei GfK: 100 Mitarbeiter in Nürnberg betroffen. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  21. marktforschung.de: GfK plant 2019 Umzug in neuen Hauptsitz. 7. Mai 2023, abgerufen am 5. Juli 2023 (deutsch).
  22. Untermieter gesucht: Der GfK-Neubau ist zu groß. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  23. DATEV eG mit weiterem Standort in Nürnberg, JLL. Abgerufen am 21. Januar 2021
  24. a b GfK: Wo lauert der nächste Trend? Abgerufen am 21. Juni 2021.
  25. NielsenIQ und GfK schließen sich zu einem führenden globalen Anbieter von Verbraucher- und Handelsdaten zusammen. In: BusinessWire. 1. Juli 2022, abgerufen am 22. Juli 2022 (englisch, deutsch, französisch, spanisch, italienisch).
  26. Zusammenschluss: GfK und NielsenIQ werden ein Unternehmen. In: markenartikel-magazin.de. 1. Juli 2022, abgerufen am 2. Juli 2022.
  27. Nach einem Jahr Wartezeit: Fusion NielsenIQ/GfK ist genehmigt - planung&analyse. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  28. Stefanie Banner: YouGov bekommt den Zuschlag. In: Nürnberger Nachrichten vom 8. Juli 2023, S. 30 (Druckausgabe)
  29. IHK Nürnberg für Mittelfranken: Beschäftigungsstärkste Unternehmen - IHK Nürnberg für Mittelfranken. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  30. Press release. In: www.gfk.com. Abgerufen am 12. April 2016.
  31. AI-powered market intelligence and consulting service powered by GfK. Abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
  32. AI-powered market intelligence and consulting service powered by GfK. Abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
  33. AI-powered market intelligence and consulting service powered by GfK. Abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
  34. a b About GfK. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  35. AGF Videoforschung - FERNSEHPANEL. 24. März 2019, abgerufen am 5. Juli 2023.
  36. Gabriele Trost: Fernsehquote. Planet Wissen, 1. Juni 2009, abgerufen am 9. Januar 2014.