Gli amori di Teolinda (deutscher Titel: „Teolindens Liebschaften“) ist eine szenische Kantate für Sopran, Solo-Klarinette, Männerchor und Orchester von Giacomo Meyerbeer mit einem Libretto von Gaetano Rossi, die am 18. März 1816 in Verona uraufgeführt wurde.

Gestaltung

Form

Musikalisch folgt diese Kantate einer alten venezianischen Tradition, in der ein Sänger und ein Instrumentalist mit- und gegeneinander konzertierten und sich gegenseitig in ihrer Virtuosität zu übertreffen versuchen. Die Klarinette steht hier für ihren abwesenden Geliebten bzw. dessen Instrument, die Panflöte,[1][2] das Teolinda nicht die ersehnte Antwort, sondern nur ein Echo ihrer eigenen Wünsche geben kann.[3]

Aufgrund des Hirtensujets handelt es sich um eine sogenannte Pastorale. Sie besteht aus acht Sätzen: einer Abfolge von Arien, Accompagnato-Rezitativen, Variationen und längeren instrumentalen Abschnitten, die in einer Arie mit Chor gipfeln. Die Form des Finalsatzes war erst wenige Jahre zuvor in der italienischen Oper in Mode gekommen. Die Kombination mit Accompagnato-Rezitativen und einem kommentierenden Chor hat Vorläufer im französischen „Chœr dansé“ und der „Sujet-Kantate“, die Meyerbeer wahrscheinlich durch seinen Lehrer Abbé Vogler kennengelernt hatte. Durch die Einbeziehung des Soloinstruments entsteht eine Mischform aus Konzert, Kantate und opernhaft dramatischen Elementen.[1][2]

Musiknummern und Handlung

Orchester

Die Orchesterbesetzung umfasst die folgenden Instrumente:[4]

Werkgeschichte

Giacomo Meyerbeer komponierte die Kantate Gli amori di Teolinda für den Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann und dessen Lebensgefährtin, die Sopranistin Helene Harlaß. Die beiden hatte er 1812 während seines Aufenthalts in München anlässlich der Produktion seiner ersten Oper, Jephtas Gelübde, kennengelernt. Baermann war damals erster Klarinettist der Münchener Hofkapelle, und Harlaß sang die Partie der Sulima in seiner Oper. Von den Fähigkeiten der beiden war Meyerbeer zutiefst beeindruckt. 1813 begegneten sich die drei erneut in Wien. Als Harlaß 1815 ein Engagement in Venedig annahm, dürfte das Meyerbeers Entscheidung beeinflusst haben, Anfang 1816 ebenfalls nach Italien zu gehen. In Verona traf er wieder mit Baermann und Harlaß zusammen. Dort fand am 18. März 1816 auch die Uraufführung seiner Kantate statt. Der Text stammte von dem renommierten Librettisten Gaetano Rossi, der wenig später auch das Libretto zu seiner ersten italienischen Oper Romilda e Costanza verfasste.[1][2]

Die Kantate war möglicherweise für eine Wohltätigkeitsvorstellung vorgesehen, wie sie zum Abschluss des Engagements eines bekannten Künstlers üblich waren. Die zu diesem Zweck angefertigten Kompositionen waren üblicherweise der Zielperson gewidmet und stellten ihre besonderen Fähigkeiten heraus. Denkbar ist auch, dass das Werk für eine der Abendveranstaltungen des Barons Brioli (Ludwig Freiherr von Priuli aus dem Gefolge des Fürsten Eugène de Beauharnais) bestimmt war. Er hatte das Engagement der Harlaß vermittelt.[1][2]

Am 9. November 1817 präsentierten Harlaß und Baermann die Kantate am Hoftheater München.[5]

Eine von den Musikwissenschaftlern Markus Engelhardt und Peter Kaiser herausgegebene kritische Ausgabe der Kantate erschien im Jahr 2000 beim Musikverlag Ricordi.[6]

Aufnahmen

Einzelnachweise

  1. a b c d Heinz Becker: Werkinformationen. In: Beilage zur CD Orfeo C 054-831 A (Dirigent: Gerd Albrecht).
  2. a b c d Robert Ignatius Letellier: An Introduction to the Dramatic Works of Giacomo Meyerbeer: Operas, Ballets, Cantatas, Plays. Ashgate, Hampshire 2008, ISBN 978-0-7546-6039-2, S. 16–19.
  3. Olivier Cautrès, Isabelle Watson (Übers.): Werkinformationen. In: Beilage zur CD Claves CD 50-3010 (Dirigent: Diego Fasolis), S. 6.
  4. Meyerbeer, Giacomo auf der Website des Musikverlags Ricordi, abgerufen am 11. Februar 2024.
  5. Helena Harlas in der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe.
  6. The Repertoire for Voice, Clarinet, and Orchestra, or Piano, ca. 1780-1888: Part 1 auf der Website der International Clarinet Association, abgerufen am 11. Februar 2024.
  7. Beilage zur CD Orfeo C 054-831 A (Dirigent: Gerd Albrecht).
  8. Informationen zur LP Pro Arte PAD 186 (Dirigent: Wolfgang Gönnenwein) bei Discogs, abgerufen am 11. Februar 2024.
  9. Beilage zur CD Claves CD 50-3010 (Dirigent: Diego Fasolis).