Gregor Eugen Morfill (* 23. Juli 1945 in Oberhausen) ist ein deutscher Physiker, der in der astrophysikalischen Grundlagenforschung arbeitet und sich mit komplexen Plasmen sowie Plasmamedizin beschäftigt.

Leben und Wirken

Gregor Morfill zog 1961 nach England. Dort schloss er seine Schulausbildung ab und studierte ab 1964 Physik am Imperial College London. 1967 machte er den Abschluss als Bachelor of science, 1968 erhielt er das Diplom des Imperial Colleges (DIC) und 1971 wurde er mit der Arbeit Satellite studies of energetic particles above the atmosphere zum Ph.D. promoviert. Anschließend ging er an das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. 1977 wurde er an der Universität Heidelberg habilitiert.

1975 erhielt er eine Professur am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. 1983 leitete er das Theoretische Astronomieprogramm an der University of Arizona. 1984 wurde er Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik.

Morfill ist der Autor und Koautor von über 500 wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Neben seinen astrophysikalischen Arbeiten leistet Gregor Morfill wichtige Beiträge zum Thema „staubige komplexe Plasmen“ (mit Anwendung auf Weltraumplasmen und die Erklärung der Struktur der Saturnringe), zur Entdeckung der Plasmakristalle als fester Aggregatzustand staubiger Plasmen (entdeckt 1994)[1] und zur mikroskopischen Analyse des Schmelzvorgangs in Plasmakristallen. Er befasst sich mit Weltraum-Plasmen mit Beteiligung an Experimenten in der Internationalen Raumstation (ISS), wie dem Experiment PKE-Nefedov (2001–2005) in Zusammenarbeit mit der russischen Raumfahrtagentur und dem Institut für hohe Energiedichten (IHED, JIHT) in Moskau, und mit Plasmaanwendungen in der Medizin wie bei der Behandlung chronischer Wunden. Mit Scheingraber ist er Autor eines populärwissenschaftlichen Buchs über Chaostheorie.

Seit 2011 ist er im wissenschaftlichen Beirat der Bauman Universität in Moskau. Im selben Jahr war er Mitgründer des Unternehmens terraplasma in Garching bei München, das Geräte und Verfahren entwickelt, die Kalte Plasmen unter anderem in der Medizin für die Wundheilung einsetzen.[2] 2016 wurde das Tochterunternehmen terraplasma medical gegründet, die Kaltplasma-Geräte entwickelt und vertreibt.[3]

Auszeichnungen

Schriften

Einzelnachweise

  1. Hubertus Thomas, Gregor Morfill, Valentin Demmel, John Goree, Berndt Feuerbacher, Diedrich Möhlmann: Plasma crystal: Coulomb Crystallization in a Dusty Plasma. In: Physical Review Letters. Band 73, 1994, S. 652–655.
  2. Prof. Dr. Dr. h.c. Gregor Morfill auf der Website des Unternehmens terraplasma
  3. Unsere Tochterfirma auf der Website von terraplasma
  4. Pulsare und Herzflimmern. MPG-Forscher Gregor Morfill erhielt den ersten Wissenschaftspreis des Stifterverbandes. (Memento vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive) BerliNews, 20. Dezember 1998
  5. Ehrung für einen Physiker (Memento vom 13. September 2003 im Internet Archive), Mitteilung der TU Berlin vom 16. Mai 2003
  6. Deutscher Wissenschaftler erhält höchste Auszeichnung der russischen Raumfahrt-Agentur, Mitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt vom 17. Juli 2007, abgerufen am 23. Februar 2018
  7. Aus der Laudatio bei der APS: For Pioneering, and seminal contributions to, the field of dusty plasmas, including work leading to the discovery of plasma crystals, to an explanation for the complicated structure of Saturn’s rings, and to microgravity dusty plasma experiments conducted first on parabolic-trajectory flights and then on the International Space Station. Laudatio auf den Maxwell-Preis bei der APS mit kurzer Biographie
  8. James-Maxwell-Preis für Gregor Morfill, Mitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik vom 19. Juli 2011.