Gunter Czisch (* 1. April 1963 in Stuttgart) ist ein deutscher CDU-Politiker. Er war von 2016 bis 2024 Oberbürgermeister der Stadt Ulm.
Gunter Czisch wuchs in Dietenheim auf, wo seine Großeltern eine Kfz-Werkstatt betrieben. Nach der Mittleren Reife schlug Czisch eine Laufbahn im öffentlichen Dienst ein. Zwischen 1980 und 1982 absolvierte Czisch die Ausbildung zum Mittleren Verwaltungsdienst bei der Stadt Ulm. 1983 bis 1987 machte Czisch die Ausbildung mit Studium zum Gehobenen Verwaltungsdienst und absolvierte 1987 als Diplom-Verwaltungswirt (FH) die Staatsprüfung an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Von 1987 bis 1994 arbeitete Czisch bei der Stadt Überlingen im Bereich der Finanzverwaltung, als Personalratsvorsitzender, am Ende als Leiter des Rechnungsprüfungsamtes. Zwischen 1994 und 2000 war Gunter Czisch als Dezernent des Bodenseekreises für die Bereiche Finanzen, Bau, Abfallwirtschaft und Schulen zuständig.
Ab August 2000 war Gunter Czisch Erster Bürgermeister der Stadt Ulm und in dieser Funktion verantwortlich für den Bereich „Zentrale Steuerung“ mit den Bestandteilen Finanzen, Personal, Organisation, Verwaltungsmodernisierung, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie städtische Beteiligungen.[1] Im Juni 2008 wurde Czisch mit großer Mehrheit durch den Gemeinderat im Amt bestätigt.[2]
Am 21. Juli 2015 gab Czisch seine Kandidatur für die Ulmer Oberbürgermeisterwahl 2015 bekannt.[3] Bei der Wahl am 29. November 2015 konnte er im ersten Wahlgang 52,9 % der Stimmen auf sich vereinen.[4] Er setzte sich dabei unter anderem gegen Martin Rivoir (SPD) durch. Die Vereidigung als Oberbürgermeister der Stadt Ulm in Nachfolge von Ivo Gönner (SPD) fand am 29. Februar 2016 statt.[5]
Bei der Oberbürgermeisterwahl am 3. Dezember 2023 verfehlte Czisch im ersten Wahlgang die zur Wiederwahl nötige absolute Mehrheit.[6][7] Am 17. Dezember 2023 fand daher eine Stichwahl zwischen ihm und dem zweitplatzierten Kandidaten Martin Ansbacher (SPD) statt, in der er schließlich unterlag.[8] Czisch hatte das Amt bis Ende Februar 2024 inne.
Czisch hat zwei Söhne und lebt mit seiner Ehefrau in Ulm.[9] In seiner Jugend betrieb Czisch Leichtathletik-Leistungssport und war Skilehrer. In den 1980er Jahren war er aktives Mitglied der Stadtkapelle Dietenheim und spielte in verschiedenen Formationen von der Tanzmusik bis zur Klassik. Seit den 1980er Jahren ist Czisch aktiv beim Deutschen Roten Kreuz, aktuell als stellvertretender Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes. Seit den 1990er Jahren war Czisch Schlagzeuger in der Dixieband „Mississippi Steamboat Chicken“ und anderen Formationen. Heute spielt er Jazz mit den United Urban Jazzcats.[10]
Nach seiner Tätigkeit als Dezernent im Bodenseekreis wurde Czisch im Dezember 2000 durch den Gemeinderat zum Ersten Beigeordneten und Finanzbürgermeister der Stadt Ulm gewählt. Unter seiner Mitwirkung beteiligte sich Ulm am US-amerikanischen Steuersparmodell Cross-Border-Leasing und verleaste seine Abwasserkanäle an die PNC Financial Services.[11]
Für das Bauprojekt zum Quartier „Sedelhöfe“ musste ein Gebäude, in dem eine McDonald’s-Filiale untergebracht war, abgerissen werden. Aufgrund eines bestehenden, bis 2026 laufenden Mietvertrags der Fast-Food-Kette wurde während Czischs Zeit als Finanzbürgermeister ein Container-Provisorium in der Fußgängerzone als Ersatz geschaffen. Die Unterbringung der Filiale war anfangs bei Passanten und Händlern umstritten.[12] Die Kosten des Provisoriums in Höhe von 1,3 Millionen Euro wurden durch die Stadt getragen, Eigentümerin ist jedoch McDonald’s.[13]
Seit etwa 2016 wurde der Verein Verschwörhaus e. V. als ehrenamtlicher Akteur in die digitale Zukunft von Ulm mit einbezogen und konnte im gleichen Jahr in städtische finanzierte Arbeitsräume einziehen. Nach Streits um Namensrechte, angemessene Anerkennung und Beteiligung der ehrenamtlichen Tätigkeit, kam es zum Bruch zwischen Stadtverwaltung und Verein, sodass das bundesweite Leuchtturm-Projekt[14][15] die Zusammenarbeit mit der Stadt beenden und die Räume und seinen Namen abgeben musste.[16][17][18]