HanseWerk AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1. Oktober 2014 |
Sitz | Quickborn, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 1.700[1] |
Umsatz | 3,0 Mrd. Euro (2019)[2] |
Branche | Energie |
Website | hansewerk.com |
Stand: 2022 |
Die Hansewerk AG (Eigene Schreibweise: HanseWerk) ist ein Energiedienstleister mit den Schwerpunkten auf Netzbetrieb und dezentraler Energieerzeugung mit Sitz in Quickborn, der sich im mehrheitlichen Besitz von E.ON befindet. Das Unternehmen betreibt selbst oder über seine Tochtergesellschaften rund 51.000 Kilometer Strom- und 21.000 Kilometer Gasleitungen[3] in vielen Kommunen in Norddeutschland.[4] Über die Energienetze der Unternehmensgruppe werden rund 2,8 Millionen Menschen in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen mit Strom, Erdgas oder Wärme versorgt. Über ihre Tochtergesellschaft Hansewerk Natur betreibt sie etwa 1.200 Heizanlagen, Blockheizkraftwerke sowie Erdgasspeicher[5]. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren mehrere zehntausend Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie an ihre Netze angeschlossen.[6]
Am 1. September 2003 wurde zunächst die E.ON Hanse AG aus der Schleswag, den Hamburger Gaswerken (umgangssprachlich HeinGas) und HanseGas durch Fusion gebildet.[7]
2010 kündigte die E.ON AG als Muttergesellschaft aufgrund der erwarteten finanziellen Belastungen aus dem Energiekonzept der Bundesregierung einen Strategiewechsel an. Demnach solle sich der Konzern zukünftig auf das Kraftwerkgeschäft, schwerpunktmäßig im Ausland konzentrieren. Zwecks Schuldenabbau wurde in diesem Zusammenhang erwartet, dass die Strom- und Gasnetze für die E.ON AG an Bedeutung verlieren und sukzessive verkauft werden.[8] Für E.ON spiele Norddeutschland eine wichtige Rolle, um die unternehmerischen Chancen der Energiewende zu nutzen, betonte E.ON Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen im Hinblick auf die Bedeutung der Region als Windkraftstandort[9]. Weil immer mehr Kommunen Interesse an einer Beteiligung am Netzbetrieb hatten, wurde danach die Schleswig-Holstein Netz AG gegründet, um so Kommunen die Möglichkeit zu geben, sich am Netz zu beteiligen. E.ON Hanse hielt damals 56,43 Prozent an dem Unternehmen.[10] Das Hamburger Netz betrieb E.ON Hanse über seine Tochtergesellschaft Hamburg Netz GmbH. Am 28. November 2011 wurden Verträge zwischen der E.ON Hanse AG und der HGV abgeschlossen, nach denen die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH mit Wirkung zum Juli 2012 25,1 Prozent an den Netzen erwarb.[11] E.ON Hanse stellte mit der Freien und Hansestadt die Kooperationsvereinbarung „Energiekonzept für Hamburg“[12] auf, welche auf der Landespressekonferenz am 29. November 2011 präsentiert wurde.[13] In dieser Kooperationsvereinbarung erklärte sich das Unternehmen bereit, sich für eine gemeinwohlorientierte Energieversorgung einzusetzen und das Erreichen von Klimaschutzzielen zu unterstützen.[14]
Der Hamburger Senat erhielt für das Bestreben an einer Beteiligung an den Netzen nach einer Infratest-Dimap-Umfrage von Januar 2012 eine mehrheitliche Unterstützung in der Bevölkerung.[15] Der Verlust des Hamburger Gasversorgungsnetzes würde erhebliche Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustsituation der E.ON Hanse-Gruppe haben, da in der Energiewirtschaft erhebliche Deckungsbeiträge im Netzgeschäft erwirtschaftet werden und der reine Energieverkauf nur geringe Margen einbringt. Die Netzentgelte werden jedoch von der Bundesnetzagentur festgelegt und überwacht.[16]
Die Initiative „Unser Hamburg – unser Netz“, die seit 2010 den vollständigen Rückkauf der Energieversorgungsnetze in der Hansestadt gefordert hatte, gewann am 22. September 2013 einen Volksentscheid knapp mit 50,9 Prozent Zustimmung, was einen Vorsprung von nur 15.000 Stimmen bedeutete.[17] Die Zustimmung war gesunken: Im Februar 2013 hatten sich noch 64 Prozent der Hamburger für einen Rückkauf ausgesprochen.[18] Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes im Dezember 2013 müssen Kommunen den Netzbetreiber in einem diskriminierungsfreien und transparenten Verfahren auswählen. Dies gilt auch dann, wenn eine Kommune beabsichtigt, das Netz an ein eigenes Stadtwerk zu übertragen. Nach Ansicht des BGHs müssen bei einer diskriminierungsfreien Vergabe vorrangig die Ziele Effizienz des Netzbetriebs, Verbraucherfreundlichkeit, preisgünstige und sichere Versorgung sowie Umweltverträglichkeit beachtet werden.[19] Dieses Urteil ist von grundsätzlicher Bedeutung und auch maßgeblich für das weitere Verfahren nach dem Volksentscheid in Hamburg.[20]
Am 1. Oktober 2014 erfolgte eine Umstrukturierung des Unternehmens mit Neufirmierung als HanseWerk AG.[21] Der Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe sowie der Umbenennung war eine Stärkung des kommunalen Einflusses vorausgegangen. So halten die schleswig-holsteinischen Kreise 31 % an dem Unternehmen. Mehrheitlich gehört HanseWerk zum E.ON-Unternehmensverbund. Mit der Maßnahme entsprach HanseWerk auch staatlichen Vorgaben zur Trennung von Netzen und Energievertrieb. Für Strom- und Gaskunden änderte sich durch die Umbenennung des Unternehmens in HanseWerk nichts, da dieses Geschäftsfeld ebenfalls im Zuge der Umstrukturierung an die E.ON Vertrieb abgegeben wurde. Im gleichen Jahr übernahm HanseWerk auch die 110-kV-Hochspannungsleitungen in Schleswig-Holstein.[21]
HanseWerk überträgt die von ihr betriebenen Gasnetze in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg auf ihre neu gegründete Tochtergesellschaft HanseGas GmbH.[22]
Die Hamburg Netz GmbH wird Gasnetz Hamburg.[23]
HanseWerk kauft die von Schleswig-Holstein Netz betriebenen Gasnetze in den Landkreisen Stade und Harburg und gründet die neue Tochtergesellschaft ElbEnergie.[24]
Der Aufsichtsrat besteht aus 20 Mitgliedern, zu den bekannten Mitgliedern gehört Marten Bunnemann.
Neben der E.ON SE (66,53 %) existieren folgende kommunale Anteilseigner (33,47 %):[25] so die Kreise Dithmarschen, Hzgt. Lauenburg, Nordfriesland, Ostholstein, Pinneberg, Plön, Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Segeberg, Steinburg und Stormarn.
Die HanseWerk AG unterhält u. a. folgende Tochterunternehmen.[26] Hansewerk Natur und Schleswig-Holstein Netz AG.
Für den Zeitraum von 2014 bis 2016 hat das Unternehmen ein Investitionsprogramm von 500 Millionen Euro unter anderem zur weiteren Umsetzung der Energiewende im norddeutschen Raum umgesetzt. Dabei wurden vor allem die Energienetze ausgebaut werden, um den großen Bedarf an erneuerbaren Energien zu decken und die Netzstabilität auch zukünftig zu gewährleisten.[27] Beispiele dafür sind:
Inzwischen hat die zur HanseWerk-Gruppe gehörende Schleswig-Holstein Netz AG über 90 Prozent der im Land installierten EEG-Erzeugungsleistung aus Sonne, Wind und Biomasse an ihr Netz angeschlossen. Die meisten der rund 36.000 ans Netz angeschlossenen Anlagen sind in den Kreisen Nordfriesland, Dithmarschen und Schleswig-Flensburg installiert. HanseWerk betreibt mehrere Forschungsprojekte für die Energiewende, in die jedes Jahr mehrere Millionen Euro investiert werden: 2015 wurde in Hamburg die modernste Power-to-Gas-Anlage Deutschlands in Betrieb genommen, mit der Windstrom in Gas umgewandelt und ins Erdgasnetz eingespeist wird. Auf Pellworm hat HanseWerk von 2012 bis 2018 das erste intelligente Stromnetz Norddeutschlands betrieben, in dem EEG-Erzeugung, Stromspeicherung und -verbrauch aufeinander abgestimmt werden. Um das große Potential der Erneuerbaren Energien im Norden noch stärker nutzen zu können, verfolgt HanseWerk eine Doppelstrategie: zum einen die enge Kopplung zwischen dem weiteren Ausbau der Erneuerbare-Energien-Anlagen und dem der Stromnetze und zum anderen die bessere Vor-Ort-Verwertung des in der Region erzeugten Grünstroms. Außerdem erweitert HanseWerk seine Fahrzeugflotte jedes Jahr um zehn zusätzliche Elektroautos.[28] Mit 245 Ladepunkten ist HanseWerk einer der größten Betreiber von Ladeinfrastruktur in Schleswig-Holstein und bietet kommunalen Partnern und Geschäftskunden Unterstützung von der Errichtung über den Netzanschluss bis zum Betrieb der E-Ladesäule als Komplettpaket an. Allein im letzten Jahr hat Hanse-Werk 140 zusätzliche Ladepunkte in Schleswig-Holstein errichtet. Im Jahr 2019 sollen insgesamt weitere 90 Ladepunkte geschaffen werden[29].
Um den Klimaschutz voranzutreiben, setzt HanseWerk auf Wärmelösungen wie Pellets, Biogas oder Wärmepumpen, die bis zu 100 Prozent CO2-Einsparung ermöglichen. Auch Power-to-Heat-Lösungen, Kleinwindräder sowie Photovoltaik- und Speicherlösungen verstärken die Bestrebungen zum Klimaschutz. Bis 2022 werden weitere 150 Ladesäulen für Elektroautos errichtet, erste Blockheizkraftwerke auf Wasserstoff-Basis sind bereits in Betrieb. Bis 2030 will auch HanseWerk selbst klimaneutral werden. Der Kohlendioxid-Ausstoß soll schrittweise verringert werden. Dazu wird in erster Linie der Energieverbrauch gesenkt und an allen Standorten sowie Liegenschaften werden Heizungen, Fenster und Beleuchtungen modernisiert. Der Energiebedarf wird über Photovoltaikanlagen gewährleistet und der Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umgestellt.[30]