Harald Schumann (* 1957 in Kassel) ist ein deutscher Autor und investigativer Journalist.[1] Er ist seit 2004 Redakteur beim Tagesspiegel und veröffentlichte mehrere Sachbücher sowie mehrere Dokumentarfilme.
Schumann studierte in Marburg und Berlin zunächst Sozialwissenschaften und später Landschaftsplanung und schloss als Diplom-Ingenieur ab. Von 1984 bis 1986 war er Redakteur bei der Berliner tageszeitung; von 1986 bis 2004 schrieb er unter anderem für den Spiegel jeweils jahrelang als Ressortleiter Politik bei Spiegel Online, als Wissenschaftsredakteur und als Hauptstadtkorrespondent.
Bekannt wurde Schumann Ende der 1990er Jahre mit dem von ihm und Hans-Peter Martin verfassten Bestseller Die Globalisierungsfalle, der in 24 Sprachen erschienen ist.
Im Frühjahr 2004 verließ Schumann den Spiegel aus Protest gegen den Führungsstil des damaligen Chefredakteurs Stefan Aust. Dabei ging es um eine bereits abgelieferte Titelgeschichte über die Steuerung der Energiepolitik durch die Stromkonzerne und die Bedeutung der Windenergie, die er zusammen mit Gerd Rosenkranz verfasst hatte. Aust lehnte die Geschichte ab und ließ von Kollegen Schumanns einen anderen Artikel mit einem anderen Tenor schreiben. Schumann wechselte daraufhin zum Tagesspiegel.[2][3][4] Beim Tagesspiegel beschäftigt er sich „mit den Fragen der wirtschaftlichen Macht und der Finanzindustrie“.[5][6][7]
Im Jahr 2016 gründete Schumann mit Journalisten aus acht europäischen Ländern den Rechercheverbund Investigate Europe, der gemeinsam europaweit relevante Themen recherchiert und die Ergebnisse parallel in bis zu fünfzehn Ländern veröffentlicht.[8] Seine Recherche über die verborgene Macht des Finanzkonzerns BlackRock in Europa wurde 2019 mit dem Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.[9][10] Das Rechercheteam von Investigate Europe besteht aktuell (Stand: 7. März 2021) aus einem Team von Journalisten aus neun europäischen Ländern.[11]
Schumann lebt in Berlin.
Im Jahr 2013 veröffentlichte Schumann die Ergebnisse einer „Recherchereise“, in der er die Profiteure der Bankenrettung herausfinden wollte und die Geheimhaltung von Zentralbanken und Politikern kritisierte.[12] Die Reise war Gegenstand der knapp einstündigen Fernsehdokumentation Staatsgeheimnis Bankenrettung,[13] die er zusammen mit seinem Mitautor und Regisseur Arpad Bondy als RBB/Arte-Koproduktion realisierte. Die Autoren fanden verblüffende Antworten auf die Frage, wohin die Milliarden der staatlichen Hilfsprogramme in der Eurokrise wirklich geflossen sind.[14]
Sein für ARD und Arte gedrehter Dokumentarfilm Macht ohne Kontrolle – Die Troika mit Árpád Bondy handelt vom Euro-Krisenprogramm. Unter anderem behandelt er die Folgen der Kürzungspolitik in Griechenland.[15]
Der Film wurde vom RBB gemeinsam mit Journalisten von Investigate Europe und der Redaktion der Computerzeitschrift c’t für das Gemeinschaftsprogramm der ARD produziert. Die Erstausstrahlung erfolgte am 19. Februar 2018. Die Dokumentation beruht auf Recherchen, deren Veröffentlichung Schumann schon etwa ein Jahr zuvor in einem Beitrag im Tagesspiegel begonnen hatte.[16] Der Film untersucht das faktische Monopol von Produkten der Firma Microsoft im öffentlichen Sektor in Europa und legt dabei einen Schwerpunkt auf Probleme des Vergaberechts, der Datensicherheit und des Datenschutzes. Die Alternative dazu wird im Einsatz Freier und Open-Source-Software gesehen.[17]
Seit 2005 gehört er zur Jury des Otto-Brenner-Preises für kritischen Journalismus[18] der IG Metall.