Heinrich Spiero (* 24. März 1876 in Königsberg; † 8. März 1947 in Berlin) war ein deutscher Germanist und Literaturhistoriker.

Leben

Heinrich Spiero – aus jüdischer Familie stammend – konvertierte als Kind zum Protestantismus. In seiner Heimatstadt besuchte er das Königliche Friedrichs-Kollegium und machte hier 1893 das Abitur. Er studierte zuerst Germanistik und dann Rechtswissenschaft und Geschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Universität Leipzig und der Universität Lyon. In Leipzig wurde Spiero 1897 zum Dr. iur. promoviert.

Im Dezember 1900 heiratete er Olga Jolowicz (geb. 9. Juli 1877, gest. 14. November 1960).[1] Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: Sabine (verh. Gova, 1901–2000), Josepha (verh. Warburg, 1903–1988), Ursula (verh. Filene 1906–1907), Christiane (verh. Ilisch 1911–2008) und Fritz Spiero.[2]

Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges war Heinrich Spiero in leitender kaufmännischer Stellung in Hamburg tätig, wo er von 1911 bis 1914 auch als Dozent an der Staatlichen Kunstschule unterrichtete. Von November 1914 bis 1919 diente er in der Kriegsrohstoffabteilung im Preußischen Kriegsministerium, zunächst unter Walther Rathenau (dem er auch persönlich näher trat[3]) und dann unter Joseph Koeth.

Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Unter seiner Schriftleitung wurde im Berliner Hermann Klemm-Verlag das Jedermanns Lexikon (10 Bände, 1929–1931) erarbeitet. 1931 zeichnete ihn die Universität Göttingen mit einer Ehrenpromotion zum Dr. phil. h.c. aus.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 blieb er trotz mehrerer Verhaftungen in Deutschland und leitete zeitweilig die Vereinigung nichtarischer Christen e. V., die später die Namensergänzung Paulus-Bund trug und 1937 verboten wurde. Einen Ruf an die Universität Delaware konnte er wegen des beginnenden Zweiten Weltkriegs nicht annehmen.

Heinrich Spiero war Gründer und Mitglied der Hamburger Kunstgesellschaft. Zudem war er im Vorstand des Deutschen Germanistenverbandes und im Vorstand der Internationale Raabe-Gesellschaft e. V.

Grab von Heinrich Spiero in Berlin-Schöneberg

Heinrich Spiero starb 1947 im Alter von 70 Jahren in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin-Schöneberg (Feld 605-005-017).[4] Das Grab war von 1990 bis 2014 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.

In Berlin-Staaken wurde 1958 der Spieroweg nach ihm benannt.

Spieros Nachlass befindet sich im Berliner Museum Treptow, ein Teilnachlass (vor allem Korrespondenz) im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Autor

Literaturwissenschaftliches, Essays

Belletristisches

Autobiographisches

Herausgeber

Literatur

Einzelnachweise

  1. Berliner Tageblatt, 11. Dezember 1900, Morgenausgabe, S. 19, Sparte „Familien-Nachrichten (aus anderen Zeitungen)“
  2. Seinen fünf Kindern widmet Spiero 1929 seine Autobiographie Schicksal und Anteil.
  3. Vgl. das Kapitel "Rathenau" in "Schicksal und Anteil", S. 241–249.
  4. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 755.