Heinz Schomann (* 13. Juni 1939 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger. Er war Konservator beim Hessischen Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden und später langjähriger Leiter des Amtes für Denkmalpflege der Stadt Frankfurt am Main, das er aufgebaut hat.[1]

Familie und Schule

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Schomann verlor früh seinen Vater, der als Schwerverwundeter in einem Lazarettzug der deutschen Wehrmacht vor Metz verstarb. Er besuchte zunächst die Kirchnerschule in Frankfurt-Bornheim und danach die Helmholtzschule im Ostend, wo er das Abitur ablegte. Als Schüler spielte er ab 1957 in der Bernd Skora-Kombo das Kornett,[2][3] während des Studiums in der Combo Paul Jones’ Jazzmen neben Alfred Dechert, dem Mitgründer der Barrelhouse Jazzband.[4]

Ausbildung

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Zum Sommersemester 1960 nahm er sein Studium an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität auf und belegte Germanistik, Geschichte und Politik. Nach dem zweiten Semester, zum Sommersemester 1961, schrieb er sich zusätzlich für Kunstgeschichte und Klassische Archäologie ein. Nach dem ersten Staatsexamen 1965 wurde er im Sommer 1968 bei Harald Keller promoviert. Der Titel seiner Dissertation lautet: Die ehemalige Zisterzienserabtei Staffarda in Piemont. Ein Beitrag zur Backsteinarchitektur des 12. bis 13. Jahrhunderts in Oberitalien.[5] Danach entschied er sich gegen das Lehramt, weil sein Interesse an der Kunstgeschichte überwog.

Berufliche Entwicklung

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Im Jahr 1969 erhielt er eine Stelle als Volontär, später als Bezirkskonservator bei Gottfried Kiesow in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Der Frankfurter Oberbürgermeister Walter Möller berief ihn 1971 als Referent für Denkmalpflege, eine Position, die er ab 1. August 1972 wahrnahm.[6]

In der folgenden Zeit baute der parteilose Schomann das städtische Amt für Denkmalpflege auf und warb in Politik und Öffentlichkeit für die Denkmalpflege und den Denkmalschutz. Er verteidigte die Unabhängigkeit des Denkmalamtes und erhielt dabei die Unterstützung der Frankfurter Bürger und aller im Stadtparlament vertretenen Parteien.[7]

1977 kritisierte Schomann die Wandlung des ehemals kultivierten Viertels um die Kaiserstraße zum Frankfurter Rotlichtviertel.[8] Von allen Frankfurter Stadtvierteln gilt ihm das Bahnhofsviertel städtebaulich wie architektonisch als das bedeutendste.

Er setzte sich nachdrücklich für den Erhalt des Bockenheimer Straßenbahndepots, des Südbahnhofes und der Gutleutkaserne ein und bemühte sich um die Restaurierung der zwischen 1515 und 1519 entstandenen Wandbildzyklen von Jerg Ratgeb im Karmeliterkloster.[1]

Das 2006 abgerissene Rundschau-Haus, ehemaliges Verlagsgebäude der Frankfurter Rundschau, hielt er hingegen für nicht (mehr) denkmalwert, weil es in den 1980er Jahren durch neue große Fenster zerstört worden sei.[9]

In seiner Arbeit lag Schomann daran, den Beteiligten ein Höchstmaß an Rechtssicherheit im Denkmalschutz zu gewährleisten. In diesem Bemühen gingen er und sein Amt in enger Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessens Hauptstadt Wiesbaden über die gesetzlich nicht so weit reichenden Vorgaben hinaus. So wurden aufgrund eines 1980 hinsichtlich einer Inventarisierung und Veröffentlichung gefassten Beschlusses der Kultusministerkonferenz (KMK) bis 1986 sämtliche oberirdisch sichtbaren Kulturdenkmäler Frankfurts ausgewiesen,[10] registriert und publiziert.[11] Zudem ermittelte Schomanns Amt sämtliche Eigentümer und informierte diese direkt über den bestehenden Denkmalschutz ihres Gebäudes, ein Service, den der Gesetzgeber nicht vorsah und es bei einer Veröffentlichung im Amtsblatt beließ.

Schomanns Reisetätigkeit begann als Schüler in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, wo er sich zunächst per Anhalter Skandinavien, Frankreich und Italien erschloss. Ab 1960 fokussierte er auf die mediterranen Länder und den Vorderen Orient, um sich neben einem generellen Überblick auch einen ganz persönlichen Eindruck von der historischen Architektur zu verschaffen.

In seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen befasst er sich auch mit den Frankfurter Baudenkmälern, den Brunnen, dem Maler-, dem Holzhausen- und dem Bahnhofsviertel, separat dem Hauptbahnhof, aber auch mit der Eisenbahn Hessens.

Veröffentlichungen

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Mitgliedschaften

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Einzelnachweise

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  1. a b Martin Lüdke: Heinz Schomann – Der Denkmalbeschützer. In: Frankfurter Neue Presse, 27. Februar 2016. Auf: fnp.de, abgerufen am 19. März 2017.
  2. Dr. Heinz Schomann (Denkmalpfleger). Kurzportrait von Hans Thiel. In: Schriften des Vereins ehemaliger Helmholtzschüler e. V., 1, Frankfurt am Main 1988, S. 75–76, ZDB-ID 2572809-X.
  3. Jürgen Förnges: Über 50 Jahre vom Helmholtzgeist durchdrungen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). In: Informationen für Mitglieder Nr. 101, März 2006, Verein ehemaliger Helmholtzschüler e. V., S. 4–5. (PDF-Datei; 645 KB)
  4. History. Barrelhouse Jazzband. Auf: barrelhouse-jazzband.de, abgerufen am 19. März 2017.
  5. https://www.worldcat.org/oclc/832760283
  6. Von Anfang an eine noble Gegend. Der frühere Stadtkonservator Heinz Schomann schreibt über das Holzhausenviertel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. September 2010.
  7. Heinz Schomann: Allein die Architektur ist zum Anfassen. Interview durch Claudia Müller-Proskar. In: Kulturelle Kurznachrichten, Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V., Dezember 2015/Januar 2016, S. 5–6. ISSN 1434-6532.
  8. Boulevards der Dämmerung. In: Der Spiegel, 6. Juni 1977. Auf: spiegel.de, abgerufen am 19. März 2017.
  9. Claudia Michels: Für den Erhalt der Gebäude gibt es nur eine kleine Lobby. In: Frankfurter Rundschau, 30. November 2011. Auf: fr.de, abgerufen am 19. März 2017.
  10. Denkmaltopographie, auf: frankfurt.de, abgerufen am 19. März 2017.
  11. Heinz Schomann, Volker Rödel: Denkmaltopographie Frankfurt am Main. Friedrich Vieweg & Sohn, Wiesbaden 1986. ISBN 978-3528062385.
Personendaten
NAME Schomann, Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
GEBURTSDATUM 13. Juni 1939
GEBURTSORT Frankfurt am Main