Hermann Reischle

Hermann Reischle (* 22. September 1898 in Heilbronn; † 25. Dezember 1983 in Rengsdorf[1]) war ein deutscher Volkswirt, NS-Agrarfunktionär, SS-Führer sowie Politiker (NSDAP).

Leben

Reischle nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Von 1919 bis 1923 studierte er Staatswissenschaft an den Universitäten Tübingen und Berlin, von 1919 bis 1921 war er Zeitfreiwilliger im Studentenbataillon Tübingen, 1923 wurde er von wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen mit einer Arbeit über Das Effektengeschäft der deutschen Kreditbanken von kriegsbeginn bis Dezember 1922 zum Dr. rer. pol. promoviert.[2] Von 1924 bis 1931 war Reischle als Referent und Abteilungsleiter beim Reichsverband des Deutschen Gartenbaus e.V. tätig. Reischle gehörte dem Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten an. Seit März 1931 war er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 474.435) und Mitarbeiter von Walter Darré in der landwirtschaftlichen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP. Nach 1933 wurde Reischle Stabsamtsführer des Reichsbauernführers, führender Funktionär im Reichsnährstand und stellvertretender Präsident der deutschen Rentenbank. Er saß im Beirat der Deutschen Reichsbank und Deutschen Reichspost. Ferner leitete er das Hauptamt „Blut und Boden“ im Reichsamt für Agrarpolitik in München. Reischle trat 1932 in die SS (SS-Nr. 101.350) ein und gehörte ab 1938 als SS-Gruppenführer dem Stab Reichsführer SS Heinrich Himmler an. Er war 1935 Mitbegründer des SS-Ahnenerbes und amtierte dort bis 1938 als stellvertretender Kurator. Von 1934 bis 1938 leitete er mit Unterbrechungen das Rasseamt des Rasse- und Siedlungshauptamtes.

Bei der Reichstagswahl am 29. März 1936 kandidierte er als Diplom-Volkswirt und Stabsamtsführer aus Berlin-Schlachtensee erfolglos.

Reischle trat am 5. Dezember 1940 im Nachrückverfahren für den verstorbenen Eugen von Quadt zu Wykradt und Isny als Abgeordneter in den nationalsozialistischen Reichstag, dem er bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 als Vertreter des Wahlkreises 31 (Württemberg) angehörte. Außerdem war Reischle Mitglied des Generalrates der Wirtschaft. Ab August 1942 nahm er als Hauptmann der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Ab 1944 war er im SS-Personalhauptamt tätig.

Nach Kriegsende trat Reischle bis 1949 als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen auf. Danach arbeitete er als freiberuflicher Agrar- und Wirtschaftsjournalist in Stuttgart. Von 1958 bis 1971 war er zudem Vorstand der Verbindungsstelle Industrie/Landwirtschaft e. V. in Stuttgart. 1972 trat er in den Ruhestand.

Auszeichnungen

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach: Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4, S. 503.
  2. Immo Eberl, Helmut Marcon (Bearb.): 150 Jahre Promotion an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Biographien der Doktoren, Ehrendoktoren und Habilitierten 1830-1980 (1984). Stuttgart 1984, S. 272 (Nr. 892)