„Eine Dame lauscht der Musik“ (Punjab, ca. 1750)

Die Indische Musik beschreibt die Gesamtheit der in Südasien gehörten Musikstile. Diese lassen sich grob einteilen in:

Klassische indische Musik

Die klassische indische Musik unterscheidet zwischen zwei Richtungen:

Die klassische indische Musik ist modal und duldet im Grundsatz nur ein Melodieinstrument. Innerhalb eines von strengen überlieferten Regeln gesetzten Rahmens bietet sich ein breiter Raum für Interpretation. Im Solospiel arbeitet der Musiker einen musikalischen Gedanken auf dieser Grundlage aus und entwickelt diesen im zeitlichen Verlauf des Stückes aus dem Wechselverhältnis von Freiheit und Disziplin. Einen Dialog gibt es nur zwischen dem Melodie- und dem Rhythmusinstrument. Die Struktur der Melodie ist der Raga, dessen Skala jeweils aufsteigend und absteigend festgelegt ist. Er drückt eine bestimmte emotionale Stimmung (rasa) aus, die in Ragamalas bildlich umgesetzt wurde. Dementsprechend wird jedem Raga eine bestimmte Tageszeit oder Jahreszeit zugeordnet.

Schlaginstrumente in Nordindien sind die tabla, das führende Perkussionsinstrument in der populären und klassischen Musik, oder die pakhawaj. Ähnliche Instrumente finden sich in Südindien, wie die mridangam oder der ghatam (Tonklangkörper). Sie stehen gleichberechtigt neben dem Hauptinstrument und dürfen nicht als rhythmische Begleitung verstanden werden. Die Rhythmik der indischen Klassik ist der Melodieführung nicht untergeordnet, vielmehr gestaltet ein Perkussionist in dem System von rhythmischen Zirkeln (s.g. Talas) – in einem wechselseitigen Dialog – das Improvisationsspiel aktiv mit.

Die klassische indische Musik besteht aus einem Hauptinstrument oder der Vokalstimme, ein bis zwei Perkussionisten und als klanglicher Hintergrund zum Hauptinstrument aus Borduntönen, die von einer Tanpura oder einem Harmonium hervorgebracht werden. Das Duettspiel (Jugalbandi) hat sich in Indien in den letzten Jahren weit verbreitet und erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit.

So erlaubt eine Reihe von allgemeingültigen, sehr komplexen, über Jahrhunderte entwickelten Regeln Musikern, die einander vorher noch nie gesehen haben, ein Konzert miteinander zu bestreiten: 80 bis 90 % eines Konzerts sind frei improvisiert und orientieren sich an diesen Grundprinzipien; seine wesentlichen Säulen sind Ragaskalen und als rhythmisch-metrische Grundstruktur die Talas.

Zu den Gesangsstilen der leichten klassischen Musik gehören in Nordindien unter anderem Dhamar, Tarana, Thumri, Tappa, Kirtana und Sadra, in Maharashtra die Gesangsstile Lavani und Natya Sangit sowie in Südindien Geetham und Javali.

Indische Volksmusik

Die Vielzahl regionaler Volksmusikstile unterscheiden sich erheblich untereinander und sind häufig musikalisch weit von den klassischen Traditionen entfernt. In manchen Regionen, etwa in der Musik von Rajasthan prägen professionelle Ensembles, die zu bestimmten Musikerkasten gehören, die Musikszene. Musikgruppen spielen religiöse Lieder an den Tempeln, treten zu großen Jahresfesten und zu privaten Familienfeiern auf.

Die dhol, eine zweifellige Röhrentrommel, die besonders in den ländlichen Gebieten Nordindiens verwendet wird, ist durch Musikgruppen wie The Dhol Blasters auch international bekannt geworden.

Shrutis (mikrotonale Struktur)

Die Aufteilung des Tonumfangs einer Oktave in der indischen Klassik unterscheidet sich deutlich von der in der westlichen Musikkultur in Ganztöne/Halbtöne mit sieben Hauptnoten (C, D, E, F, G, A, H, C) strukturierten Aufteilung. Der gleiche Tonumfang wird in Shrutis, ein System von 22 Mikrotönen, unterteilt.

Die Stufen der westlichen Oktave werden in der indischen Musik durch die sogenannten Sargam Syllables (Sa, Re, Gha, Ma, Pa, Dha, Ni, Sa') abgebildet. Hier hat man sich mit sieben Tonstufen (Sa – Sa') – aus der geschichtlichen Entwicklung durch die englische Besatzung bis zur Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 – an das westliche Notationssystem angenähert. Die Silbe Sa wird generell als Ausgangsstufe für die Entwicklung der Ragaskalen verwendet, unabhängig von der tatsächlichen Tonhöhe. So kann Sa für eine bestimmte Ragainterpretation auf der Tonhöhe von C liegen, für andere Ragaskalen wird Es usw. als Ausgangslage verwendet.[1]

Musikinstrumente

Indische Musik ist ursprünglich Vokalmusik. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Instrumente entwickelt, die teilweise versuchen, den Klang der menschlichen Stimme zu imitieren. Viele der unzähligen Instrumente sind nur in bestimmten Regionen bekannt, andere sind in ganz Indien und teilweise sogar im orientalischen Raum verbreitet. Nach der aus altindischer Zeit stammenden Klassifikation der Musikinstrumente gibt es die vier Gruppen: Saiteninstrumente, Membranophone, Idiophone und Blasinstrumente.

Saiteninstrumente

In Indien werden Saiteninstrumente (tala vadya) in drei Untergruppen eingeteilt: solche, die einen Bordunton hervorbringen oder der rhythmischen Begleitung dienen; mehrsaitige Instrumente (Zithern), mit denen die Melodie oder Töne des Raga gespielt werden, wobei jede Saite nur einen Ton erzeugt; und ein- oder mehrsaitige Instrumente, bei denen eine Melodie auf einer Saite gespielt werden kann. Saiteninstrumente, deren Saiten gezupft oder angeschlagen werden, sind:

Mit dem Bogen gestrichene Saiteninstrumente:

Blasinstrumente

Blasinstrumente (sushira vadya) sind die zweite der vier Instrumentengruppen. In der klassischen indischen Musik werden nur Querflöten und Doppelrohrblattinstrumente verwendet, die übrigen Blasinstrumente gehören zu regionalen Volksmusikstilen oder zu religiösen Musikstilen.

Membranophone

Schlaginstrumente werden in Membranophone oder Trommeln (avanaddha vadya) und Idiophone (ghana vadya) unterteilt.

„Hügelanführer“ und Spieler der Doppeltrommel Nagara. (Punjab, ca. 1720)

Idiophone

Tasteninstrumente

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Alain Daniélou: Einführung in die indische Musik. 4. Auflage. Noetzel, 2004, ISBN 3-7959-0183-9, S. 38–41.