Internationalisierung bedeutet in der Informatik beziehungsweise in der Softwareentwicklung, ein Programm so zu gestalten, dass es leicht (ohne den Quellcode ändern zu müssen) an andere Sprachen und Kulturen angepasst werden kann.

Internationalisierung (englisch internationalization oder internationalisation) wird gerne mit dem Numeronym i18n abgekürzt (im englischen Wort Internationalization befinden sich 18 Buchstaben zwischen dem ersten Buchstaben I und dem letzten Buchstaben n).

Hierunter fallen diejenigen Aufgaben, die der Entwickler/Programmierer eines Programms bewältigen muss. Dazu darf er zum Beispiel Beschreibungstexte nicht im Quellcode fest kodieren, sondern muss Variablen benutzen, die von einer Quelle zur Laufzeit eingelesen werden. Aber auch Datumsformatierungen und die sprachabhängige Oberflächengestaltung (z. B. kann Text unterschiedlich lang sein oder die Rechts-Nach-Links-Orientierung kann sich unterscheiden) gehören hierzu.

Im nächsten Schritt erfolgt die Lokalisierung (localization oder localisation), die als l10n abgekürzt wird (10 Buchstaben zwischen l und n). Ein Programm sollte im vorigen Schritt so gestaltet sein, dass diese Änderungen nicht mehr vom Programmierer durchgeführt werden müssen. Dieser Prozess bezeichnet die reine Übersetzung von zum Beispiel Texten in eine Landessprache.

Umfang einer Internationalisierung und Lokalisierung (Auswahl)

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Sprache

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Texte

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Textformatierung

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Kultur

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Unterschied zwischen Internationalisierung und Lokalisierung

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Der Unterschied zwischen Internationalisierung und Lokalisierung scheint zwar subtil, ist aber wichtig. Internationalisierung ist die Anpassung eines Produkts, damit es theoretisch überall eingesetzt werden kann. Lokalisierung ist das Hinzufügen spezieller Eigenschaften für die Anwendung in einem bestimmten geographisch oder ethnisch umschriebenen Absatz- oder Nutzungsgebiet (Land, Region oder ethnische Gruppe). Internationalisierung wird pro Produkt einmal durchgeführt. Lokalisierung wird dann ein Mal für jede Kombination von Produkt und Nutzungsgebiet durchgeführt. Die Prozesse ergänzen einander und müssen kombiniert werden, um ein System zu erhalten, das global funktioniert.

Geschäftsprozess der Internationalisierung von Software

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Um ein Produkt zu internationalisieren, müssen die verschiedenen Märkte betrachtet werden, in die das Produkt voraussichtlich eingebracht werden soll. Details wie Feldlängen von Adressen, optionale Felder für Postleitzahlen und die Einführung neuer Registrierungsprozesse, um die lokalen Rechtssituationen zu bedienen sind Beispiele dafür, wie komplex das Projekt einer Internationalisierung sein kann.

Ein umfassender Ansatz geht bis zu kulturellen Faktoren wie die Anpassung von Geschäftsprozesslogik oder die Berücksichtigung individueller kultureller Verhaltensaspekte.[1]

Programmierpraxis

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Die traditionell vorherrschende Praxis für Anwendungen ist es, die Texte (oder andere Elemente, wie Namen von Grafikdateien) in Hilfszeichenketten (resource strings) auszulagern, die während der Programmausführung bei Bedarf geladen werden. Die Zeichenketten werden in Hilfsdateien gespeichert und sind verhältnismäßig einfach zu übersetzen. Programme werden oft so gebaut, dass sie je nach gesetztem Vertriebsgebiet auf Hilfsbibliotheken zugreifen. Eine Programmbibliothek, die das unterstützt, ist beispielsweise GNU gettext.

Schwierigkeiten

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Während das Übersetzen existierenden Textes in eine andere Sprache einfach erscheint, ist es weitaus schwieriger, gleichzeitig Sprachversionen von Texten während des Produktlebenszyklus zu verwalten. Wenn eine Nachricht, die dem Benutzer angezeigt wird, verändert wird, müssen alle übersetzten Versionen auch geändert werden. Das verlängert den Entwicklungszyklus.

Die unterschiedliche Länge der Texte kann in der Anzeige zu unerwünschten Ergebnissen führen (abgeschnittener Text, unerwünschte Zeilenumbrüche).

Viele Lokalisierungsaufgaben (Schreibrichtung, Textsortierung usw.) verlangen eine tiefgreifendere Änderung der Software als nur die reine Übersetzung. OpenOffice.org löst das beispielsweise mit Kompilierungsverzweigung (compilation switches).

Häufig entstehen Probleme auch aus den syntaktischen Eigenheiten der verschiedenen Sprachen. Die Anzeige von „ZAHL days ago“ lässt sich nicht etwa mit einer einteiligen Übersetzung für days ago umsetzen, da diese Angabe in anderen Sprachen, etwa im Deutschen, möglicherweise in zwei Teile zerfällt, die durch die Zahl getrennt angezeigt werden müssen: „vor ZAHL Tagen“. Daher muss die internationalisierte Version des Programms Text vor und hinter der Zahl ermöglichen, wobei der Text vor der Zahl in der englischen Lokalisierung leer wäre, während er in der deutschen „vor“ enthalten müsste.

In der Praxis wird diese Problematik in der Regel durch Platzhalter gelöst: der gesamte Satz wird weiterhin als Einheit behandelt, jedoch geben spezielle Zeichenketten die Position der Parameter an: „Showing results {0} to {1} out of {2}“ wird zu „Zeige Treffer {0} bis {1} von {2}“. Diese Technik ermöglicht auch ein Umstellen der Reihenfolge der Argumente, falls dies für verschiedene Sprachen benötigt wird. Für in Abhängigkeit von den Parameterwerten abweichende Formulierungen (z. B. Singular und Plural) werden in die Text-Ressourcen mehrere Alternativen eingebaut, die vom System zur Laufzeit dynamisch ausgewertet und je nach aktuellem Parameter-Wert entsprechend ausgewählt werden: „Die Suche lieferte {PLURAL|{0}|keine Ergebnisse|1 Ergebnis|{0} Ergebnisse}.“

Ab einem bestimmten Grad an Komplexität (zum Beispiel für die Qualitätssicherung) braucht das Entwicklungsteam jemanden, der andere Sprachen und Kulturen versteht und einen technischen Hintergrund hat.

Kosten-Nutzen-Analyse

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In einer kommerziellen Umgebung ist der Vorteil der Lokalisierung der Zugang zu mehr Märkten. Es gibt die Auffassung, dass die Lokalisierung eines Produktes in verschiedene Sprachen beziehungsweise Kulturen selbstverständlich ist. Alles was nötig sei, sei die Bestätigung der Höhe der Kosten. Es kostet mehr, Produkte für internationale Märkte zu produzieren, aber in einer immer globaleren Ökonomie ist die Unterstützung nur einer Sprache beziehungsweise nur eines Marktes kaum eine Option. Jedoch ist die Lokalisierung selbstentwickelter Software von ökonomischen Unwägbarkeiten beeinflusst und entbehrt zumeist der Möglichkeit, dass Endbenutzer und Freiwillige die Lokalisierung vornehmen können, wie es in Open-Source-Umgebungen üblich ist. Da Open-Source-Software im Allgemeinen frei verändert und weiterverbreitet werden kann, ist sie zugänglicher für eine Internationalisierung. Das KDE-Projekt ist zum Beispiel in 100 Sprachen übersetzt worden.[2]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. J.M. Pawlowski: Culture Profiles: Facilitating Global Learning and Knowledge Sharing. Proc. of ICCE 2008, Taiwan, Nov. 2008. (PDF; 350 kB) Abgerufen am 21. Oktober 2009 (englisch).
  2. Die aktuelle Liste der KDE-Lokalisierungen. Abgerufen am 24. Oktober 2009 (englisch).