Jagdbombergeschwader 32
— JaboG 32 —
III

Wappen des Jagdbombergeschwaders 32
Internes Verbandsabzeichen (Wappen)
Aktiv 7. Juli 1956
(Flugbetrieb seit 22. Juli 1958) bis 31. März 2013
Staat Deutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Luftwaffe
Gliederung 2 Gruppen,
2 Fliegende Staffeln
Stärke ca. 1800 Soldaten
Unterstellung 1. Luftwaffendivision
Standort Lagerlechfeld
Fliegerhorst Lechfeld
Auszeichnungen Fahnenband
Deutschland (1997),
Fahnenband
Bayern (1999)
Letzte Führung
Kommodore Oberstleutnant Thomas Dohler
Luftfahrzeuge
Kampfflugzeug/
-hubschrauber
Tornado „IDS“ und „ECR“

Das Jagdbombergeschwader 32 (kurz JaboG 32) war ein fliegender Kampfverband der Luftwaffe der Bundeswehr, der auf dem Fliegerhorst Lechfeld im Landkreis Augsburg in Bayern stationiert war. Ausgerüstet war das Geschwader zuletzt mit dem Panavia Tornado, der Verband wurde im Rahmen der Bundeswehrreform 2011 zum 31. März 2013 aufgelöst. Das Nachkommando des JaboG 32 bestand bis 21. Dezember 2013.

Auftrag

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In Friedenszeiten hatte das JaboG 32 den Auftrag, seine Einsatzbereitschaft gemäß nationaler und NATO-Vorgaben durch taktische Verbandsausbildung sowie Teilnahme an diversen Übungen sicherzustellen. Bei Luftkriegsoperationen im Einsatz war das JaboG 32 in den letzten gut zwei Jahrzehnten seines Bestehens im Schwerpunkt mit der Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung beauftragt. Hierfür war das Geschwader anfangs als einziger Verband der Luftwaffe mit dem Tornado ECR (Electronic Combat&Reconnaissance) ausgestattet.

Geschichte

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Tornado ECR des JaBoG 32 mit AGM-88- und AIM-9L-Lenkwaffen

Das Jagdbombergeschwader 32 nahm am 22. Juli 1958 seinen Dienst- und Flugbetrieb mit Maschinen vom Typ Republic F-84F „Thunderstreak“ auf und war bis zu seiner Auflösung auf dem Fliegerhorst Lechfeld stationiert.

Auf der F-84F wurden ca. 80.000 Flugstunden geflogen, bevor das Geschwader 1965 neue Flugzeuge vom Typ F-104G „Starfighter“ bekam. Die letzte Thunderstreak verließ den Fliegerhorst am 13. Juli 1966. Der Starfighter flog bis zum April 1984. Mit ihm wurden in 19 Jahren 204.986 Flugstunden erzielt. Das Nachfolgemuster Panavia Tornado IDS wurde ab 1984 eingeführt. Er wurde zuerst als konventioneller Jagdbomber eingesetzt, bis 1991 die Umrüstung auf den Tornado ECR begann. Das JaboG 32 war viele Jahre der einzige deutsche Verband, der den Tornado ECR flog. Diese Variante war speziell für die Bekämpfung feindlicher Radarstellungen ausgerüstet. Die Bewaffnung bestand unter anderem aus AGM-88-HARM-Raketen (Highspeed-Anti-Radiation-Missile).

Im Zeitraum 1980 bis 1994 gehörten sieben Luftfahrzeuge vom Typ HFB 320 ECM zum Geschwader und bildeten die 3. Staffel. Die Flugzeuge waren ursprünglich seit 1976 auf dem Fliegerhorst Lechfeld stationiert, standen aber bis 1980 unter dem Kommando des 4. Fernmeldelehrregiments und des Versuchsregiments 61.

Ab 2008 wurde Ulrike Flender, die erste deutsche Kampfpilotin, beim Geschwader eingesetzt.

Am 26. Oktober 2011 wurde in der Vorstellung des Stationierungskonzepts 2011 und des am 12. Juni 2012 folgenden Realisierungsplans durch das BMVg dargestellt, dass das Geschwader im März 2013 aufgelöst werden soll. Die 1. Fliegende Staffel „Lechfeld Tigers“ (321.) wurde Ende Oktober 2012 aufgelöst und am Tag des letzten Appels am 20. März 2013, als die Truppenfahne eingezogen wurde, hatten bereits fast alle verbliebenen Tornados das Lechfeld Richtung Aufklärungsgeschwader 51 in Jagel bzw. dem Jagdbombergeschwader 33 in Büchel verlassen. Dorthin wurden auch die meisten Geschwaderangehörigen versetzt. Teilweise wurden ältere Maschinen zur Verschrottung freigegeben.[1][2] Der allerletzte Tornado hob am 27. März 2013 vom Lechfeld im Anschluss an die Übergabe des Flugplatzes an das Jagdgeschwader 74 ab.[3]

Das Geschwader erflog inklusive der 182.000 Stunden auf dem Tornado in seiner knapp 55-jährigen Einsatzzeit 555.000 Flugstunden, davon 460.000 auf dem Lechfeld. Nach der Auflösung des Geschwaders wurde 2013 die Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 32 gegründet.

Gliederung

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Fliegerhorst Lechfeld (Deutschland)
Fliegerhorst Lechfeld (Deutschland)
Fliegerhorst Lechfeld
Lage Fliegerhorst Lechfeld
Koordinaten: N48° 11′ 08″ E10° 51′ 40″

Das Jagdbombergeschwader 32 war Teil der 1. Luftwaffendivision. Seit der Auflösung der mit dem Objektschutz beauftragten Fliegerhorstgruppe im Jahr 2006 war das Geschwader bis zum Beginn seiner Außerdienststellungsphase wie folgt gegliedert:

Kommodore

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Nr. Dienstgrad Name Berufung
1. Oberstleutnant Siegfried Barth ab 22.07.1958
2. Oberst Paul Schauder ab 27.10.1961
3. Oberst Hans Klaffenbach ab 01.10.1964
4. Oberst Jürgen Schultze-Röhl ab 01.04.1972
5. Oberst Hans-Joachim Griese ab 01.10.1973
6. Oberst Dieter Seebeck ab 01.10.1976
7. Oberst Gerd Gloystein ab 01.10.1980
8. Oberst Friedrich Morgenstern ab 01.07.1982
9. Oberst Helmut Ochsenkühn ab 01.10.1984
10. Oberst Walter Jertz ab 05.02.1988
11. Oberst Bernd Bretschneider ab 1991
12. Oberst Johann-Georg Dora ab 1994
13. Oberst Hans-Georg Schmidt ab 1997
14. Oberst Peter Schelzig ab 1998
15. Oberst Peter Stütz ab 2001
16. Oberst Bernhard Martin ab
17. Oberst Burkhard Kollmann ab 2006
18. Oberst Stefan Scheibl ab 2009
19. Oberstleutnant Thomas Dohler ab

Einsätze

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Kräfte des JaboG 32 wurde im Rahmen des NATO-Einsatzes im ehemaligen Jugoslawien am 17. Juli 1995 zum Einsatzgeschwader 1 der Luftwaffe nach Piacenza/Italien verlegt. Von dort aus wurden ab 7. August 1995 Einsätze im Rahmen der Operation Deliberate Force geflogen. Dies war der erste Kampfeinsatz der deutschen Luftwaffe nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Einsatzgeschwader 1 führte Aufklärungs- und SEAD-Einsätze durch.

Das Geschwader nahm vom 24. März bis 11. Juni 1999 an der NATO-Luftkriegsoperation Allied Force gegen Serbien teil. Dabei wurden 236 HARM-Raketen abgefeuert.

Vorkommnisse

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Übungen

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Ein Tornado ECR des JaboG 32 bei „Red Flag Alaska 08-3“

1989

2002

2003

2006

2007

2008

2009

2010

Literatur

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Commons: Jagdbombergeschwader 32 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reinhold Radloff: Lechfeld-Geschwader macht den Abflug. In: Augsburger Allgemeine. 22. März 2013, abgerufen am 23. April 2016.
  2. Die letzten Tornados heben vom Lechfeld ab. In: Augsburger Allgemeine. 25. März 2013, abgerufen am 23. April 2016.
  3. Michael Mäusly: Eurofighter begrüßen ihren neuen Fliegerhorst. In: Augsburger Allgemeine. 28. März 2013, abgerufen am 23. April 2016.
  4. Bier-Order 61. In: Der Spiegel. Nr. 19, 1962, S. 26–33 (online).
  5. Kalter Krieg: Grenzüberschreitung in der Luft. In: Die Zeit. 14. September 2011, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 29. Juli 2017]).
  6. Angriffshöhe 800. (tagesspiegel.de [abgerufen am 29. Juli 2017]).
  7. Jagdbomber: Republic F-84F Thunderstreak bei der Luftwaffe. In: Klassiker der Luftfahrt. (klassiker-der-luftfahrt.de [abgerufen am 29. Juli 2017]).
  8. Harald Meyer: Oberleutnant Ludger Hölker - ein Flugunfall. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Militärgeschichte: Zeitschrift für historische Bildung. Militärgeschichte im Bild. 2005, ISSN 0940-4163, S. 39 (mgfa.de [PDF; abgerufen am 24. März 2017] Heft 1+2/2005).
  9. a b c d e f g h i j k l m n F-104 Verluste – Abstürze bzw. Aussonderung nach schweren Beschädigungen. In: Cactus Starfighter Staffel. Abgerufen am 23. April 2016.
  10. Gedenken an der Absturzstelle. Münchner Merkur, abgerufen am 21. August 2017.
  11. Gefährliche Mischung. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1978, S. 52 (online).