Jean-Christophe Rufin, Oktober 2013

Jean-Christophe Rufin (* 28. Juni 1952 in Bourges, Frankreich) ist ein französischer Arzt, Reisender, Diplomat, Schriftsteller und humanitärer Aktivist.

Leben und Werk

Kindheit und Jugend

Da Rufins Vater die Familie schon früh verlassen hatte und die Mutter als Journalistin in Paris ihren Lebensunterhalt verdienen musste, wuchs er bei seinen Großeltern auf. Der Großvater hatte als Arzt am Ersten Weltkrieg teilgenommen. 1940, während der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg, wurde er für zwei Jahre ins KZ Buchenwald deportiert, weil er Mitglieder der Résistance in seinem Haus in Bourges versteckt hatte.

Nach Beendigung seiner Schulzeit studierte Rufin in Paris einerseits an der Pitié-Salpêtrière Medizin und außerdem am Institut d’études politiques, einer der renommierten Grandes Écoles Frankreichs. Als junger Arzt arbeitete er sodann am Hôpital Rothschild. Obwohl er sich auf Neurologie spezialisiert hatte, praktizierte Rufin in der gynäkologischen Abteilung. 1976 leistete er in Tunesien seinen Militärdienst.

Medizinische Laufbahn

Nach seiner fachärztlichen Weiterbildung am „Internat des hôpitaux de Paris“ (1975–1981) arbeitet er an verschiedenen Pariser Krankenhäusern, teils in leitendener Funktion, teils in der zentralen Krankenhausverwaltung.

Rufin war eine Zeit lang Vizepräsident der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Im Jahre 2005 wurde er Präsident der Menschenrechts-Gesellschaft Action Contre la Faim.

Literarische Laufbahn

In seinen Romanen thematisiert Rufin unter anderem drängende zeitgenössische Problematiken in Umweltschutz und Dritter Welt. Rouge Brésil war ein Roman über eine fiktive, historisch mögliche Eroberung Brasiliens durch Frankreich im 16. Jahrhundert, Globalia nähert sich dem Thema der Dritten Welt als Science-Fiction-Roman, in 100 Stunden verpackt Rufin sein Grundthema in einem Öko-Thriller. Der Roman Les Sept Mariages d'Edgar et de Ludmilla beruht auf biographischen Erfahrungen. Der Autor hat sich selbst zweimal von seiner Frau, Azeb Gebreyes Rufin, scheiden lassen und sie dreimal geheiratet.[1]

Politik und Diplomatie

2003 wurde Rufin vom damaligen französischen Innenminister Dominique de Villepin beauftragt, eine Studie über Antisemitismus in Frankreich zu verfassen. Der Rufin-Report wurde am 19. Oktober 2004 vorgelegt.[2] 2007 ging Rufin als französischer Botschafter in Senegal nach Dakar. Zugleich war er auch als Botschafter in Gambia akkreditiert. Zum 30. Juni 2010 quittierte er den diplomatischen Dienst.

Die Académie française wählte ihn im Juni 2008 zu ihrem Mitglied. Der seinerzeit 55-Jährige war zu diesem Zeitpunkt das jüngste Akademie-Mitglied.

Auszeichnungen

Werke

Jean-Christophe Rufin hat mehrere teilweise mit literarischen Preisen ausgezeichnete Romane und Essaybände veröffentlicht:

Romane

Essays

Einzelnachweise

  1. Aurélie Dupuy: Jean-Christophe Rufin : "Ma vie affective a été assez chaotique". Europe 1, 19. Mai 2019, abgerufen am 26. Juli 2021 (französisch).
  2. Report, in frz., Das US-Außenministerium zur Religionsfreiheit in Frankreich, engl.
  3. Jean-Christophe Rufin Docteur des lettres honoris causa
  4. Kriegsroman "Das rote Halsband": Die Erinnerungskultur kommt auf den Hund, Rezension in Der Spiegel vom 26. November 2014, abgerufen am 7. September 2015
  5. hr2 de: Jean-Christophe Rufin: „Der Gehängte von Conakry. Ein Fall für den Konsul“ (Kriminalroman). Abgerufen am 2. März 2023 (deutsch).
  6. Institut Francais, Vorlesung auf Deutsch, abgerufen am 16. September 2022