Weltkarte aus dem Atlas portatilis (1717) von Melissantes (Autor) und Johann Christoph Weigel (Stecher)
Europakarte aus dem Atlas portatilis (1717) von Melissantes (Autor) und Johann Christoph Weigel (Stecher)
Africa Tabula (1720) von Christoph Weigel der Ältere und Johann Christoph Weigel
Titelkupfer von Johann Christoph Weigel aus: Vignolas Grund-Regeln über Die Fünff Säulen von Johann Rudolph Fäsch, Nürnberg um 1720

Johann Christoph Weigel (* 15. Juli 1661 in Redwitz; † 3. September 1726 in Nürnberg) war ein deutscher Kupferstecher, Kunsthändler und Verleger.

Leben und Werk

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Johann Christoph Weigel erlernte die Kunst des Kupferstechens bei seinem berühmteren Bruder Christoph Weigel dem Älteren. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem in Augsburg, erwarb er 1700 das Bürgerrecht in Nürnberg. Am 22. November 1700 heiratete er Barbara Magdalena Schwab, Tochter des Schreib- und Rechenmeisters Michael Schwab.

Ab 1705 befand sich die Kunsthandlung und Wohnung der Familie Weigel in der Neuen-Gasse am Spital-Kirchhof. Seit 1714 wurde Weigel in Nürnberger Ämterbüchern als Kupferstecher und Kunstführer bezeichnet. Weigel verlegte und illustrierte Bücher berühmter Autoren und Musiker wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, Abraham a Sancta Clara, Johann Pachelbel, Amalia Pachelbel, Johann Leonhard Rost, Johann Gabriel Doppelmayr und Johann Gottfried Gregorii.[1]

Der Kupferstecher arbeitete besonders in der Schab- und Linienmanier. Er pflegte wie sein älterer Bruder Christoph beruflichen und familiären Umgang mit dem kaiserlichen Geographen und Kartografen Johann Baptist Homann (1664–1724).[2] Einige der bibliophilen Werke hat Weigel bei den bedeutenden Nürnberger Druckern Johann Ernst Adelbulner und Lorenz Bieling drucken lassen. Weigel verlegte zu Beginn des 18. Jahrhunderts Kinder- und Jugendbücher,[3] Fachliteratur, Noten und Kunstbücher. Mehrere durch Weigel bebilderte und herausgegebene Bücher zählen zu den bibliophilen Kostbarkeiten des 18. Jahrhunderts, von denen besonders im 20. Jahrhundert einige als Reprint erschienen sind, wie zum Beispiel die Narrensatire Centi-Folium Stultorum in Quarto Oder Hundert Ausbündige Narren, in Folio (1709).

Berühmt sind die Darstellungen barocker Instrumente im Musicalischen Theatrum. Bekannte Stiche sind neben seinen Landkarten, den Illustrationen der beiden Narrenbücher und den Darstellungen von Musikinstrumenten der Altar der Leipziger Thomaskirche sowie eine Stadtansicht von Wien (um 1710).

Mit der Herausgabe des Atlas Portatilis, Oder Compendieuse Vorstellung Der gantzen Welt, in einer kleinen Cosmographie, Der Gruenenden Jugend zum Besten … mit Kupferstichen nach Vorlagen von Homann und Alain Manesson Mallet schufen Weigel und Gregorii einen der frühen deutschen Schulatlanten. Mit ausführlichen Erklärungen versehen und kunstvoll gefertigten Himmels-, Welt- und Erdteilkarten sowie Kartendarstellungen europäischer Länder mit kräftigem Kolorit ausgestattet, war der handliche Atlas sowohl für Schüler als auch Reisende geeignet.

Für den zweiten Teil des Atlas Portatilis, einem Atlas von Deutschland, wählten Weigel und der Textautor Gregorii das Kartenmaterial und das Signaturensystem von Adam Friedrich Zürner als Vorlage. Im 1723 erstmals erschienenen Continuirten Atlas Portatilis Germanicus basieren besonders der Sächsische Post-Charten-Extract mit einer kleinen Stadtansicht von Leipzig und die kleinformatigen Karten des thüringisch-sächsischen Raumes auf Zürners Arbeiten. Der geplante dritte Teil mit sächsischen Ämterkarten,[4] der in mehreren Auflagen erschienenen Taschenatlanten, kam nicht zustande.

Weigels Verlag wurde nach seinem Tod 1726 zunächst von seiner Witwe weitergeführt, die noch etliche Arbeiten ihres verstorbenen Ehemannes herausgab. Bis zum Tod seiner Frau im Jahr 1772 verlegte Sohn Christoph Weigel (gest. 1775) der Jüngere erfolgreich die Werke des Vaters, machte sich aber auch durch eigene Buchprojekte, wie zum Beispiel der Clavierübung zweiter Teil von Johann Sebastian Bach einen Namen. August Gottlieb Schneider (1745–1815) und später dessen Schwiegersohn Johann Jakob Weinhard führten den Traditionsverlag noch bis 1839.[5] Einige Werke aus dem Verlag Weigel, zum Beispiel die kleinformatigen Landkarten aus dem zweiteiligen Atlas Portatilis, wurden ein Jahrhundert lang vertrieben.

Publikationen (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Berndt, 3. Auflage 2015, S. 57 f.
  2. Bauer 1983, Sp. 798.
  3. Dorothea Rammensee: Bibliographie der Nürnberger Kinder- und Jugendbücher. 1522–1914, Bamberg 1961, S. 116, 149/150.
  4. Johann Christoph Weigel (Kupferstecher) und Johann Gottfried Gregorii (Autor): Continuirter Atlas Portatilis Germanicus, 2. Auflage, Verl. Christoph Weigel (jr.) Nürnberg 1733, Vorrede.
  5. Bauer 1983, Sp. 804.
Personendaten
NAME Weigel, Johann Christoph
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kupferstecher, Kunsthändler und Verleger in Nürnberg
GEBURTSDATUM 15. Juli 1661
GEBURTSORT Redwitz
STERBEDATUM 3. September 1726
STERBEORT Nürnberg