Julius August Gottfried Disselhoff (* 24. Oktober 1827 in Soest, Westfalen; † 14. Juli 1896 in Thiergarten bei Simmern) war ein lutherischer Pfarrer, Direktor der Kaiserswerther Diakonissenanstalt und Autor.

Leben

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Das Grab von Julius Disselhoff auf dem evangelischen Diakoniefriedhof Kaiserswerth in Düsseldorf

Julius Disselhoff wurde als Sohn eines Steuerbeamten in Soest geboren. Er war älterer Bruder von August Disselhoff. Durch eine berufliche Versetzung seines Vaters nach Marhafen wurde der junge Julius in die Obhut seines Onkels mütterlicherseits gegeben. In Soest begann er die Schule zu besuchen und wechselte ab 1837 auf das Gymnasium. Dort verblieb Disselhoff bis zum Sommer 1840, als er mit seinen Eltern nach Arnsberg zog, da sein Vater aus beruflichen Gründen dorthin versetzt wurde. Am 4. September 1842 wurde er konfirmiert. Nach dem Bestehen seines Abiturs begann er in Halle ein Studium der Philosophie und Literaturgeschichte mit dem Ziel, Professor für Literaturgeschichte zu werden. Nachdem er August Tholuck kennenlernte und durch ihn maßgeblich beeinflusst wurde, wechselte er zu dem Fach Theologie. Während des Studiums trat er 1848 der Studentenverbindung Salingia zu Halle bei.[1] 1850 ging er als Gehilfe und Hauslehrer zu Theodor Fliedner nach Kaiserswerth. 1852 arbeitete er im Rettungshaus für Knaben in Neinstedt am Harz. 1853 wurde er Pfarrer in Schermbeck bei Wesel. Nach der Heirat mit Fliedners ältester Tochter Luise wechselte er im Dezember 1855 als Pfarrer an die Diakonissenanstalt Kaiserswerth, deren Leitung er 1865 als Nachfolger Fliedners übernahm. Um die Arbeit der Diakonissen in den Lazaretten zu organisieren, reiste er auf die Schlachtfelder nach Schleswig und Holstein (1864), Böhmen (1866) und Frankreich (1870). Er war 30 Jahre lang Vorsitzender der Kaiserswerther Generalkonferenz der Diakonissenhäuser.

Mit seiner Schrift Die gegenwärtige Lage der Cretinen, Blödsinnigen und Idioten in den christlichen Ländern (1857) trug Disselhoff maßgeblich zur Eröffnung der Anstalt Hephata (Mönchengladbach) 1858 bei.[2] Er veröffentlichte auch Dichtung unter dem Pseudonym Julius von Soest.[3]

Schriften (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 140–141.
  2. Christian Bradl: Anfänge der Anstaltsfürsorge für Menschen mit geistiger Behinderung („Idiotenanstaltswesen“): Ein Beitrag zur Sozial- und Ideengeschichte des Behindertenbetreuungswesens am Beispiel des Rheinlands im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1991, S. 311–323.
  3. Emil Weller: Lexicon pseudonymorum. Wörterbuch der Pseudonymen aller Zeiten und Völker oder Verzeichnis jener Autoren, die sich falscher Namen bedienten. 2. Auflage. Alfred Coppenrath, Regensburg 1886, S. 288 (Textarchiv – Internet Archive).
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Personendaten
NAME Disselhoff, Julius
ALTERNATIVNAMEN Disselhoff, Julius August Gottfried (vollständiger Name); Soest, Julius von
KURZBESCHREIBUNG lutherischer Pfarrer, Direktor der Kaiserswerther Diakonissenanstalt und Autor
GEBURTSDATUM 24. Oktober 1827
GEBURTSORT Soest
STERBEDATUM 14. Juli 1896
STERBEORT Simmern/Hunsrück