Justiz und NS-Verbrechen ist eine in gebundenen Bänden veröffentlichte Sammlung von Urteilen deutscher Gerichte zu Verbrechen des Nationalsozialismus mit Tötungsdelikten, begangen während des Zweiten Weltkriegs in der Zeit vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945, und umfasst sowohl Verfahren wegen Endphaseverbrechen als auch Verbrechen im Holocaust.
Die Bände beruhen auf der Arbeit einer Forschungsgruppe der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität von Amsterdam und werden von Dick de Mildt und Christiaan F. Rüter herausgegeben.
Der erste Band der Sammlung wurde 1968 veröffentlicht. Bis zum Jahr 2012 sind 49 Bände erschienen, die auch eine Wiedergabe historischer Dokumente umfassen. Die Namen der Täter, Zeugen und Opfer werden in der Regel nicht genannt, sondern durch Anfangsbuchstaben ersetzt.[1][2] Die Sammlung umfasst über 1500 Gerichtsentscheidungen aus Strafverfahren in der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszone und der Bundesrepublik.
Die ergänzende Sammlung DDR-Justiz und NS-Verbrechen derselben Herausgeber erschien von 2002 bis 2009[3] und umfasst 14 Bände. Sie enthält über 1.600 Urteile aus Strafverfahren in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR sowie Informationen über Rehabilitierungsverfahren in der Bundesrepublik ab 1991.[4]
Mit einer großen Fülle von Forschungsergebnissen zu NS-Verbrechen bietet die Urteilssammlung eine wichtige Quelle zu Einzelfragen der NS-Gewaltverbrechen, zur juristischen Vergangenheitsbewältigung bezüglich des „Dritten Reiches“ ab 1945 und Fragen der Täter- und Opfergruppen.
Die über 600 Urteile der ersten 22 Bände von Justiz und NS-Verbrechen mit Urteilen aus den Jahren 1945 bis 1966 gliedern sich in zwölf Deliktsgruppen: I. Euthanasie (5 % der Urteile), II. Schreibtischverbrechen (1 %), III. Kriegsverbrechen (7 %), IV. Justizverbrechen (3 %), V. Verbrechen an deutschen Soldaten (4 %), VI. Massenvernichtungsverbrechen durch Einsatzgruppen (3 %), VII. Massenvernichtungsverbrechen in Lagern (4 %), VIII. Andere Massenvernichtungsverbrechen (7 %), IX. NS-Gewaltverbrechen in Lagern (19 %), X. Verbrechen der Endphase (36 %), XI. Denunziation (7 %) und XII. Andere NS-Verbrechen (4 %).
Seit Ende 2008 ist die gesamte Urteilssammlung auch online verfügbar.