Karl-Herbert Scheer (* 19. Juni 1928 in Harheim (Hessen); † 15. September 1991 in Bad Homburg), der zumeist als K. H. Scheer auftrat, war ein deutscher Science-Fiction-Autor.

Leben

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Bald nach seiner Geburt zog die Familie nach Frankfurt am Main, wo Scheer aufwuchs. Gegen Ende der 1950er Jahre zog er mit seiner Familie nach Friedrichsdorf im Taunus, wo er bis zu seinem Tod lebte.[1]

Im September 1944 meldete sich Scheer als Kriegsfreiwilliger zur Kriegsmarine, um eine Ausbildung als Marine-Ingenieur zu beginnen. Dabei absolvierte er nach eigenen Angaben einen Lehrgang bei einer Unterseebootslehrdivision in Kiel. Aufgrund einer schweren Erkrankung kurz vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde er aus dem Marinelazarett nach Hause entlassen, so dass er nicht in Kriegsgefangenschaft geriet.[2]

Nach Ende des Krieges spielte Scheer in einer Jazz-Kapelle und begann zu schreiben. Er war Mitglied im Friedrichsdorfer Schützenverein.[3]

Nach dem Tode Scheers erschien 1992 der Perry-Rhodan-Heftroman Nr. 1.600 mit dem Titel Wenn die Sterne erlöschen. Das von Johnny Bruck geschaffene Titelbild dieses Bandes zeigt ein Porträt von Karl-Herbert Scheer.[4]

In Friedrichsdorf heißt – nach Zustimmung durch den Magistrat im Februar 2020 – eine Straße in einem neuen Wohngebiet Karl-Herbert-Scheer-Straße. Zuvor hatten sich seit 2009 ein Kommunalpolitiker und zahlreiche Perry-Rhodan-Fans aus ganz Deutschland für eine solche Straßenbenennung eingesetzt – auch mittels einer Sammlung von 160 Unterschriften.[3]

Werk

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Sein Erstlingswerk erschien 1948 unter dem Titel Stern A funkt Hilfe.[3] Nachdem dieser Roman einen Wettbewerbspreis gewonnen hatte, begann Scheer im Frankfurter Reihenbuch-Verlag regelmäßig zunächst für den Leihbuchmarkt zu schreiben. In der Folge machte er eine in Deutschland beispiellose Karriere im Science-Fiction-Genre, das er in verschiedenen Verlagen bediente. Mitte der 1950er gründete er die Science-Fiction-Interessengemeinschaft Stellaris. Unter dem Pseudonym Alexej Turbojew schrieb er auch Science-Fiction-Romane, außerdem Kriminal- und Seeabenteuergeschichten unter den Pseudonymen Pierre de Chalon, Roger Kersten, Diego el Santo und Klaus Tannert.[3] Von 1957 an füllte er zunächst als alleiniger Autor, später zusammen mit weiteren Schreibern die utopische Kriminalserie Zur besonderen Verwendung (ZbV), die als Leih- und dann als Taschenbuch 50 Bände erreichte.

Zusammen mit Walter Ernsting (Clark Darlton) entwarf und gründete Scheer 1961 die erfolgreichste deutsche Science-Fiction-Serie Perry Rhodan, die seitdem wöchentlich erscheint und inzwischen mehr als 3060 Ausgaben (Stand: Juni 2020) erreicht hat. Von Band 1 bis Band 674 war er für die Handlungsgestaltung der Serie verantwortlich und erstellte die Exposés, nach denen die Autoren die einzelnen Romane schrieben. Daneben erarbeitete er das Konzept für Atlan, die Perry-Rhodan-Schwesterserie. Seine detaillierte Darstellung militärischer Abläufe und der bei solchen Aktionen verwendeten Waffentechnik wurde oft als Vorliebe gedeutet, Konflikte militärisch zu lösen, und brachte ihm so nach den Initialen seiner Vornamen den Spitznamen „Kanonen-Herbert“ ein, woraus später „Handgranaten-Herbert“ wurde.[5]

Scheers Science-Fiction-Titel wurden nahezu vollständig in Taschenbüchern für den Sortimentsbuchhandel nachgedruckt. Die ZbV-Serie wurde ins Französische übersetzt. Sowohl die Übernahme ins Sortiment als auch eine Übersetzung gelangen nur wenigen Leihbuch- und Heftromanautoren.

Bibliografie

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Die Serien sind nach dem Erscheinungsjahr des ersten Teils geordnet.

König der Meere

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14-bändige Piratenserie, unter dem Verlags-Pseudonym Diego el Santo erschienen. Nur 4 Romane der Serie sind von K.H. Scheer.[6]

Klaus Tannert

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12-bändige Abenteuerserie als Ich-Erzählung unter dem gleichlautenden Pseudonym, von 1955 bis 1957 im Pfriem-Verlag erschienen.[6]

Herr der Meere

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9-bändige Piratenserie, unter dem Pseudonym Pierre de Chalon zwischen 1956 und 1958 erschienen.[6]

Roger Kersten

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6-bändige Abenteuerserie unter dem gleichlautenden Pseudonym.[6]

Alexej Turbojew

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Drei ursprünglich unter dem Pseudonym Alexej Turbojew im Iltis-Verlag und später in den Reihen Utopia Bestseller und Terra Extra erschienene Science-Fiction-Romane.[7]

ZBV (Romanserie)

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Ab 1957 erschienene Science-Fiction-Action-Reihe, insgesamt 50 Bände, auch unter Mitarbeit von Kurt Mahr, William Voltz und H. G. Francis. Die Reihe wurde mehrfach in unterschiedlichen Reihen und Formaten publiziert.

Perry-Rhodan-Universum

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Perry-Rhodan-Heftserie (1961–1991)

Karl-Herbert Scheer verfasste 76 Romane der Perry-Rhodan-Hauptserie.

Kurzgeschichten Jubiläumsbände
Atlan-Heftserie

Utopia Bestseller

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In dieser Reihe erschienen im Pabel-Verlag monatlich ältere Titel von Scheer in Taschenbuchform, die zuvor bereits in Leihbuchform oder in einer anderen Heftromanreihe erschienen waren. Es wurde hier also ein Großteil der Science-Fiction Scheers veröffentlicht, die nicht im Rahmen von Perry Rhodan oder ZBV erschienen war.

Einzelromane und kleinere Zyklen

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Lumuria / Rahera
Venus
Weltraumstation
Centauri
Der gelbe Block
Die Radios
Wega / Die Telaner
Gesko Speed
Hyperspace
Einzelromane

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Danijel Majic: Keine Straße für Rhodans Vater, Artikel in der Frankfurter Rundschau (online) vom 17. November 2010, abgerufen am 28. Juli 2018.
  2. Hallmann, S. 80, sowie Langhans, S. 12.
  3. a b c d Frankfurter Rundschau: Friedrichsdorfer Straße nach Sci-Fi-Autor Scheer benannt. 12. Februar 2020. Abgerufen am 6. Juni 2020.
  4. Johnny Bruck: Titelbild zu: Ernst Vlcek: Wenn die Sterne erlöschen, Perry Rhodan Nr. 1.600, Pabel-Moewig, Rastatt, 1992. (Ansicht des Titelbilds.)
  5. Wieland Freund: „Die Perry-Rhodan-Welt hat ein Energieproblem“, Interview mit Andreas Eschbach vom 7. Juli 2009 auf Die Welt (online), abgerufen am 28. Juli 2018.
  6. a b c d Hans Kögler: K. H. Scheer und seine Leihbücher: Klaus Tannert / Rolf Torak. zauberspiegel-online.de, Teil 1, Teil 2.
  7. Hans Kögler: K. H. Scheer und seine SF-Leihbücher der Jahre 1948 bis 1965: Iltis-Verlag (Alexej Turbojew). Beitrag auf Zauberspiegel-online.
Personendaten
NAME Scheer, Karl-Herbert
ALTERNATIVNAMEN Turbojew, Alexej (Pseudonym); Tannert, Klaus (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Science-Fiction-Schriftsteller
GEBURTSDATUM 19. Juni 1928
GEBURTSORT Harheim (Hessen) (heute Frankfurt am Main)
STERBEDATUM 15. September 1991
STERBEORT Bad Homburg