Jenaer Gedenkblatt (1883) – die Begründer der Urburschenschaft Riemann (oben), Horn (links) und Scheidler (rechts)

Karl Hermann Scheidler (* 8. Januar 1795 in Gotha; † 22. Oktober 1866 in Jena) war ein deutscher Philosoph und Staatswissenschaftler. 1815 war er Mitbegründer der Urburschenschaft.

Leben

Nach dem Abitur am Ernestinum Gotha nahm Scheidler als Freiwilliger im Lützowschen Freikorps 1813/14 an den Befreiungskriegen teil. Ab 1814 studierte er an der Universität Jena Rechtswissenschaft und Philosophie, insbesondere bei Jakob Friedrich Fries. Er wurde Mitglied der Landsmannschaft Thuringia und deren Senior.

Am 29. Mai 1815 beschloss der Senioren-Convent der Jenaischen Landsmannschaften seine Auflösung. Am 12. Juni 1815 lösten sich die bestehenden Landsmannschaften Thuringia, Vandalia, Franconia, Saxonia und Curonia auf und gründeten im Gasthaus Grüne Tanne in Wenigenjena als Reformverbindung die Burschenschaft.[1]

Scheidler gehörte zu den elf Stiftern der neuen Verbindung, die fast alle im Lützowschen Freikorps gedient hatten. Als Träger des Burschenschwertes war er Anführer des Burschenzuges zum Wartburgfest 1817.

Ab 1816 studierte er in Berlin, wo er sich Friedrich Ludwig Jahn anschloss. Er trat 1818 er in den preußischen Justizdienst und kam an das Oberlandesgericht Naumburg. 1821 ging er zurück an die Universität Jena, wurde zum Dr. phil. promoviert und lehrte als Privatdozent. 1826 erhielt er hier eine a.o. Professur und 1836 die ordentliche Professur für Philosophie. 1842/43 war er Prorektor der Jenaer Universität.

Er war Herausgeber der Jenaische[n] Blätter für Geschichte und Reform des deutschen Universitätswesens, insbesondere des Studentenlebens, sowie für deutsche National- und Staats-Pädagogik[2]. Seine Philosophie und Lehre beruhte auf seiner Auffassung vom ganzen Leben als universellem Emanzipationsprozess: von der äußeren Natur und der Sinnlichkeit, von der willkürlichen Gewalt anderer Menschen und vom blinden Autoritätsglauben.[3] 1865 leitete er die Feiern zum 50. Jubiläum der Burschenschaft.

Grab Karl Hermann Scheidlers auf dem Johannisfriedhof (Jena)

Beerdigt ist er auf dem Johannisfriedhof (Jena). Sein Porträtmedaillon schmückt den Sockel vom Burschenschaftsdenkmal (Jena). 1906 wurde die Scheidlerstraße in Jena-Süd nach ihm benannt.

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. VERFASSUNGSURKUNDE DER JENAISCHEN BURSCHENSCHAFT, in: Herman Haupt (Hg.), Die Verfassungsurkunde der Jenaischen Burschenschaft vom 12. Juni 1815 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung, Bd. 1), 2. Aufl., Heidelberg 1966, S. 114–161
  2. 4 Hefte Digitalisate.
  3. Heinemann/Schütze (Lit.), S. 860