Katsukawa Shunshō, der Schauspieler Ichimura Uzaemon IX. in einer Shibaraku-Rolle, 1778

Die Katsukawa-Schule (japanisch 勝川派, Katsukawa-ha) war eine Gruppe japanischer Künstler, die als dominierende Schule während der letzten Jahrzehnte des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Vorlagen für Holzschnitte im Stil des Ukiyo-e entwarfen und gelegentlich auch als Maler tätig waren.

Die Schule

Gründung

Begründet wurde die Schule durch Katsukawa Shunshō (1726–1792), der um 1765 gemeinsam mit Ippitsusai Bunchō (1755–1790) begonnen hatte, eine neue Art von Schauspielerporträts zu zeichnen. Im Unterschied zu den vorausgehenden Drucken der Angehörigen der Torii-Schule waren die Schauspieler ihrer Yakusha-e (Porträts von Schauspielern und Szenen aus dem Kabuki-Theater) an individuellen Gesichtszügen zu erkennen. Die Drucke wirkten lebendig, vor allem auch, weil es den Künstlern gelang, trotz allem Realismus auch den persönlichen Charakter des jeweiligen Schauspielers einzufangen.

Schwerpunkte

Nachdem sich Bunchō in den 1770er-Jahren zurückgezogen hatte, war es Shunshō, der mit seinen zahlreichen Schülern auf mehreren tausend Farbholzschnitten jahrzehntelang lückenlos das Theaterleben Edos dokumentierte. Nur wenige Bijinga (Bilder schöner Frauen) sind von den Meistern der Katsugawa-Schule bekannt. Daneben lassen sich noch zahlreiche Buchillustrationen, einige Malereien und Surimono nachweisen.

Zwanzig Jahre lang dominierten die Angehörigen der Katsugawa-Schule unangefochten die Produktion von Schauspielerporträts und die Darstellung von Kabuki-Szenen in Edo. Um 1790 erwuchs ihnen auf diesem Gebiet ernsthafte Konkurrenz durch die Vertreter der Utagawa-Schule, deren Produktionen beim Publikum zunehmend Anklang fanden. Gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts wurde die Katsugawa-Schule auf diesem Gebiet bereits bedeutungslos. Neben den wenigen Yakusha-e, die von ihren Angehörigen in den folgenden Jahren noch entworfen wurden, konnten sie sich dagegen auf den Gebieten der Sumō-e (Porträts von Sumō-Ringern und Darstellung bedeutender Ringkämpfe) und der Musha-e (Bilder historischer Szenen und berühmter Helden) zwei weitere Jahrzehnte gegen die Vertreter der Utagawa-Schule behaupten. Auf diesen beiden Gebieten mussten sich selbst letztere bis ca. 1830 am Stil der Katsukawa-Schule orientieren, da er bei den Käufern noch immer der beliebtere war.[1] Nur drei Vertretern der Schule, Katsukawa Shuntei II. und III. und Shunzan II., gelang es, deren Traditionen in den verbleibenden Jahrzehnten der Edo-Zeit und während der Meiji-Zeit mit gelegentlichen Arbeiten fortzusetzen.

Katsukawa Shun’ei, der Schauspieler Ichikawa Monnosuke II. in der Rolle der Karigane no Ofumi, um 1790

Angehörige 

Der Schulname Katsukawa geht zurück auf Miyagawa Shinsui (宮川春水), der seinen Namen um 1752 zunächst in Katsumiyagawa (勝宮川) und dann um 1760 in Katsukawa (勝川) geändert hatte.[Anm. 1] Shinsui wird stilistisch der Miyagawa-Schule (宮川派, Miyagawa-ha) zugeordnet, war jedoch einer der Lehrer Shunshōs, der von diesem den Namen, nicht jedoch den Stil der früheren Schule übernommen hat.

Berühmtester Schüler Shunshōs war Katsushika Hokusai, der als Katsukawa Shunrō bei diesem das Handwerk des Zeichnens und Malens von Ukiyo-e-Entwürfen lernte, sich nach dessen Tod aber von der Schule lossagte und eine eigene Mal- und Zeichentradition begründete.

Die Mitglieder der Schule sind in alphabetischer Reihenfolge angegeben. Eingerückt sind jeweils die Schüler des zuvor angeführten Meisters aufgelistet.

Ferner werden folgende Künstler, obwohl sie nicht den Schulnamen tragen, ebenfalls der Katsukawa-Schule zugerechnet:

Anmerkungen

  1. Die Namensänderung war die Folge einer tödlich endenden Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der Miyagawa-Schule und einem Mitglied der Kanō-Schule und der darauf folgenden Bestrafung und Ächtung der Miyagawa-Schule. Siehe hierzu Timothy Clark: Ukiyo-e Paintings in the British Museum. London 1992, S. 87: „In 1749 (Miyagawa) Chōshun was invited with pupils to participate in repair works at the Tokugawa Mausoleum at Nikkō, under the supervision of Kanō Shunga. A dispute over payment for this work led to a violent attack by Chōshun’s son, Chōsuke, in which Shunga and several others were killed. It is thought that Chōshun died in the eleventh month of 1752, about the same time that his leading pupil, Isshō, was permanently banished to Niijima, a remote island off the Izu peninsula. (…) and leadership of the Miyagawa school, renamed the Katsumiyagawa school, subsequently passed to Shunsui.“

Literatur

Einzelnachweise

  1. James King: A constellation of sources - Shuntei, Toyokuni I and the genesis of Kuniyoshi´s warrior prints. In: „Andon 78“, Society for Japanese Arts, March 2005, S. 12–21.