12-saitige Kontragitarre („deutsche“ Ausführung)
15-saitige Schrammelgitarre

Die Kontragitarre bzw. Schrammelgitarre ist eine Sonderbauform der akustischen Gitarre mit einer in den Bassbereich hinein erweiterten Besaitung. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist der alpenländische Raum. Sie wird sowohl in der Wienermusik (Schrammelmusik, benannt nach den Brüdern Johann und Josef Schrammel) als auch in der alpenländischen Volksmusik verwendet.

Bauform

Die Kontragitarre hat zusätzlich zu dem normalen Gitarrenhals mit sechs Saiten und Griffbrett zumeist einen zweiten Hals, über den drei bis elf Basssaiten freischwingend gespannt sind (Bordun- oder Kontrasaiten). Typisch ist hier die Bauform mit sieben oder neun Kontrasaiten, das heißt insgesamt 13 oder 15 Saiten. Die Basssaiten werden nicht gegriffen, sondern einzeln offen angezupft wie bei der Harfengitarre. Der Hals der Basssaiten benötigt daher kein Griffbrett. Die Basssaiten schwingen außerdem als Resonanzsaiten passiv mit und sorgen so für einen volleren Klang. Darin unterscheidet sich die Kontragitarre von anderen Doppelhalsgitarren, die bundierte Griffbretter an beiden Hälsen tragen.

Vielfach ist der Doppelhals mit einem gemeinsamen Halsfuß ausgestattet, welcher am Korpus häufig durch eine Schraube durch den Halsfuß geschraubt ist und nicht fest eingeleimt wie z. B. bei der Konzertgitarre. Dadurch lässt sich die Saitenlage, also der Abstand vom Griffbrett zur Saite, regulieren.

Weiterhin sind Bauformen mit angesetzter zweiter Kopfplatte und Stabstütze (Hermann Hauser, Otwin) bekannt. Es existieren sowohl Instrumente mit gleich langer (63–68 cm) als auch solche mit aufsteigender (63–93 cm) Bassmensur. Standardmensur der Spielsaiten ist 64 cm (z. B. Reisinger und Wesely), bei neueren Instrumenten auch 65 cm. Die Korpusse historischer Kontragitarren sind zumeist recht flach (8 cm) und im Vergleich mit sechssaitigen Gitarren überbreit gebaut.

Eine Ausführung als Wappengitarre ist bei deutschen Herstellern (z. B. Raab aus München) nicht selten. Bei den Wiener Instrumentenbauern findet man sie aber fast gar nicht.

Ein guter Teil der Kontra- und Schrammelgitarren wurde ursprünglich für Stahlbesaitung konzipiert. Die hohe Zugbelastung führt jedoch – gerade bei alten Instrumenten – häufig zu gravierenden Schädigungen der Instrumentenstatik.

Typen und Stimmungen

Die Kontragitarre kennt zwei unterschiedliche Stimmungen der Bordunbesaitung:

Wiener Schrammelgitarren weisen eine aufsteigende Bassmensur auf. Typisch für die Wiener Schrammelgitarre ist ihre bassseitig gewirbelte Kopfplatte. Ein häufig zu findendes Bauelement ist ein in den Korpus eingesetzter Stab aus Metall, sehr selten aus Holz, welcher den Saitenzug kompensiert und das freie Schwingen des Korpus verbessert. Bekannt für den Bau klangstarken Schrammelgitarren war etwa der Wiener Gitarrenbauer Franz Xaver Güttler (1857–1924), der 1899 sein Werkstätte in Wien eröffnet[2] hatte.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wiener Volksliedwerk: Kontragitarre.
  2. Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre, Wien 1926 (1928), S. 129.