Das Schriftzeichen Kreuz, Langkreuz[1][2] (englisch dagger) (†) ist ein dem Schriftzeichen „Lateinisches Kreuz“ (†)[1] ähnliches Schriftzeichen, das jedoch in vielen Schriftarten unten spitz zuläuft. Gelegentlich finden sich auch die Bezeichnung Dolch (in Anlehnung an englisch dagger) oder Obeliscus[3] (altgriechisch ὀβελίσκος obelískos, deutsch ‚kleiner Spieß‘). Die englische Bezeichnung dagger wie auch die im romanischen Sprachraum gebräuchlichen, mit Obelisk verwandten Bezeichnungen (z. B. französisch obèle, spanisch obelisco) zeigen, dass das Zeichen nicht überall primär als Form des christlichen Kreuzes aufgefasst wird. In Unicode ist es im Block Allgemeine Interpunktion enthalten als U+2020 dagger.
Das Kreuz wird als Fußnotensymbol verwendet, wenn der Asterisk schon im gleichen Textteil verwendet wurde. Es kann hinter Personennamen jedoch in Zusammenhängen missverständlich sein, in denen es auch als Markierung des Verstorbenseins verwendet wird (speziell im deutschen Sprachraum, s. u.).
Im deutschen Sprachraum hat das Kreuz außerdem folgende Verwendungen:
Das Kreuzzeichen wurde bereits vor Christi Tod z. B. auf Münzen als Schriftzeichen verwendet, Verbreitung fand es jedoch mit dem Christentum. Ausgehend vom kreuzähnlichen Christussymbol Staurogramm wird die Wissenschaft der unterschiedlichen Formen des Kreuzzeichens Staurologie genannt. Johann Christoph Gatterer schrieb 1798, dass die Christen glaubten, „ohne das Kreuzzeichen nichts mit Bestand und Erfolg thun oder verrichten zu können; so unternahmen sie auch nicht leicht, etwas zu schreiben, welchem sie nicht durch dieses Religionszeichen gleichsam das Siegel aufdrückten.“[6] Die verschiedenen Nutzungsarten der Kreuzzeichen unterteilt Gatterer in militärische (auf Fahnen, Helmen und anderen Waffenstücken), majestätische (unter anderem auf Kronen, Zeptern und Reichsapfeln), heraldische (Wappen), lapidarische (Epitaphien und Denkmäler), Bücher- und Briefkreuze und Urkundenkreuze.
Die Bücher- und Briefkreuze unterscheidet er weiter nach ihrem Gebrauch: zum ersten in der Einsetzung statt der Interpunktion, zum zweiten als kritische Zeichen in Textanmerkungen mit verschiedenen Bedeutungen durch verschiedene Kreuzarten, so zum Beispiel das Andreaskreuz oder das (dem Sextil-Symbol gleichende) auch Sternkreuz genannte Ceraunion. Die dritte Gebrauchsart war das Chrismon.
Mit dem Obeliscus (griechisch Obĕlos) als textkritischem Zeichen merkte man in Büchern und Handschriften verdächtige oder unechte Stellen an (Obelismus oder Obelisirung).[7][8]
Kreuze in Urkunden waren seit dem 5. Jahrhundert gebräuchlich, sie wurden vor allem als Unterschrift und Unterschriftsbezeugung genutzt und sind erstmals durch Justinian I. im Codex Iustinianus als Urkunde des Schreibens oder Signum rechtlich anerkannt worden. Neben der Notwendigkeit für Schreibunkundige, Blinde und „Gebrechliche“ nannte Gatterer als weitere Ursachen für den häufigen Gebrauch: Trägheit, Stolz und Mode.[9] Im frühen Mittelalter war das Kreuzzeichen das in Urkunden am häufigsten verwendete Symbol. Es stand sowohl am Textanfang als auch vor den Namen der anwesenden Zeugen, was an dieser Stelle als Beglaubigung zu verstehen war.[10]
Das vorangestellte Kreuzzeichen bei Sterbedaten wird im deutschen Sprachraum mindestens seit dem 17. Jahrhundert als genealogisches Zeichen verwendet. Je nach dem Zeichenvorrat der Druckerei ist es als Lateinisches Kreuz (crux ordinaria) mit rechteckigen Balken oder als Obeliscus mit unten spitz zulaufendem Pfahl (ebenfalls crux ordinaria) oder passend zur Schriftart mit Serifen ausgebildet. Auf der Schreibmaschine dient das Pluszeichen als Ersatzzeichen.[11] Gatterer benutzte in seinem Abriß der Genealogie im Jahr 1788[12] das Zeichen für Sterbedaten als einziges genealogisches Zeichen.[13] Weitere genealogische Zeichen wurden Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt und im Jahr 1910 von Stephan Kekule von Stradonitz in seiner Schrift Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung vorgestellt.[14]
Ein verwandtes Schriftzeichen ist das Zeichen ‡ (Unicode: U+2021 double dagger). Die beiden Querbalken sind stets gleich lang und gleich weit vom Ende entfernt, insofern ähnelt es einer Form des Lothringer Kreuzes. Die Bezeichnung „Doppelkreuz“[15] wird sowohl für dieses als auch für das Nummernzeichen „#“ verwendet.
In der Typografie wird es (neben dem Sternchen und dem Kreuz) als drittes Fußnotensymbol verwendet.
In der Chemie wird es – unter anderem – benutzt, um Übergangszustände zu kennzeichnen.
In Unicode ist das lateinische Kreuz enthalten als U+271D latin cross sowie als Emoji †️.[16] Im Gegensatz zum zumeist unten spitz zulaufenden Kreuz-Schriftzeichen sind Schaft und Querbalken des lateinischen Kreuzes in der Regel rechteckig.
Standard/System | Kreuz (†) | Zweibalkenkreuz (‡) | Lateinisches Kreuz (†) | |
---|---|---|---|---|
Zeichenkodierung | ||||
Unicode | Codepoint | U+2020 | U+2021 | U+271D |
Name | DAGGER | DOUBLE DAGGER | LATIN CROSS | |
UTF-8 | E2 80 A0 | E2 80 A1 | E2 9C 9D | |
HTML-Entität | †
|
‡
|
— | |
XML/XHTML | dezimal | †
|
‡
|
✝
|
hexadezimal | †
|
‡
|
✝
| |
TeX/LaTeX | Textmodus | \dag (ab LaTeX2e) oder\dagger oder\textdagger
|
\ddag
|
\textdied
|
Mathem. Modus | \dag (ab LaTeX2e)
|
— | — | |
Weitere | Groff:[17] \[dg] 4
|
Groff: \[dd] 4
|
— | |
Eingabemethoden1 | ||||
Windows | CP850 (TUI) | — | — | — |
CP1252 (GUI) | Alt+01342 | Alt+01352 | — | |
Macintosh | alt/⌥+T | ⌥ + ⇧ + Y | — | |
Neo | ⇧Shift+95 | — | — | |
Microsoft Word | Tastenkombination | — | — | — |
Unicodeeingabe | 2, 0, 2, 0, Alt+C | 2, 0, 2, 1, Alt+C | 2, 7, 1, D, Alt+C | |
Vim | Digraph3 | Strg+K, ⇧Shift+7- | — | — |
Unicodeeingabe | Strg+V, U, 2, 0, 2, 0 | Strg+V, U, 2, 0, 2, 1 | Strg+V, U, 2, 7, 1, D |
Die folgende Tabelle enthält Unicode-Zeichen, die aus einem (durchgezogenen oder unterbrochenen) senkrechten Strich und einem oder (analog zum Zweibalkenkreuz) zwei waagerechten Strichen bestehen.
Zeichen | Unicode-Position | Unicode-Bezeichnung | Beschreibung |
---|---|---|---|
+ | U+002B | PLUS SIGN | Pluszeichen |
ǂ | U+01C2 | LATIN LETTER ALVEOLAR CLICK | Buchstabe der Orthografie des Khoekhoegowab für einen Klicklaut |
᛭ | U+16ED | RUNIC CROSS PUNCTUATION | kreuzförmiges Satzzeichen für Runen |
† | U+2020 | DAGGER | Langkreuz |
‡ | U+2021 | DOUBLE DAGGER | Zweibalkenkreuz |
⁜ | U+205C | DOTTED CROSS | punktiertes Kreuz |
⊹ | U+22B9 | HERMITIAN CONJUGATE MATRIX | hermitesch konjugierte Matrix |
☦ | U+2626 | ORTHODOX CROSS | russisch-orthodoxes Kreuz |
☨ | U+2628 | CROSS OF LORRAINE | Patriarchenkreuz |
☩ | U+2629 | CROSS OF JERUSALEM | Krückenkreuz |
♰ | U+2670 | WEST SYRIAC CROSS | westsyrisches Kreuz |
♱ | U+2671 | EAST SYRIAC CROSS | ostsyrisches Kreuz |
⛨ | U+26E8 | BLACK CROSS ON SHIELD | Kreuz auf Wappenschild, japanisches Kartenzeichen für Krankenhaus |
✙ | U+2719 | OUTLINED GREEK CROSS | umrandetes griechisches Kreuz |
✚ | U+271A | HEAVY GREEK CROSS | fettes griechisches Kreuz |
✛ | U+271B | OPEN CENTRE CROSS | Kreuz mit offener Mitte |
✜ | U+271C | HEAVY OPEN CENTRE CROSS | fettes Kreuz mit offener Mitte |
† | U+271D | LATIN CROSS | lateinisches Kreuz |
† | U+271E | SHADOWED WHITE LATIN CROSS | schattiertes hohles lateinisches Kreuz |
† | U+271F | OUTLINED LATIN CROSS | umrandetes lateinisches Kreuz |
✠ | U+2720 | MALTESE CROSS | Tatzenkreuz (bzw. Malteserkreuz) |
➕︎ | U+2795 | HEAVY PLUS SIGN | fettes Pluszeichen |
⧧ | U+29E7 | THERMODYNAMIC | senkrechter Strich mit zwei Querbalken |
⸸ | U+2E38 | TURNED DAGGER | Petruskreuz |
🕀 | U+1F540 | CIRCLED CROSS POMMEE | eingekreistes Apfelkreuz |
🕁 | U+1F541 | CROSS POMMEE WITH HALF-CIRCLE BELOW | Apfelkreuz im Halbkreis liegend |
🕂 | U+1F542 | CROSS POMMEE | Apfelkreuz |
🕆 | U+1F546 | WHITE LATIN CROSS | hohles lateinisches Kreuz |
🕇 | U+1F547 | HEAVY LATIN CROSS | fettes lateinisches Kreuz |
🕈 | U+1F548 | CELTIC CROSS | Keltenkreuz |
🜊 | U+1F70A | ALCHEMICAL SYMBOL FOR VINEGAR | alchemisches Symbol für Essig |
🜋 | U+1F70B | ALCHEMICAL SYMBOL FOR VINEGAR-2 | alchemisches Symbol für (destillierten) Essig |
Aus der französischen Bezeichnung obèle entwickelten René Goscinny (der mit typografischen Begriffen vertraut war, da seine Eltern eine Druckmaschine besaßen) und Albert Uderzo den Namen ihrer Comicfigur Obelix, analog zum Namen der Figur Asterix aus der französischen Bezeichnung astérisque für das Schriftzeichen „*“ (Sternchen).[18]