Als Krisenstab (alternativ auch Verwaltungsstab[1]) bezeichnet man eine Stabsstelle innerhalb einer Organisation zum Notfall- oder Katastrophenschutz. Der Krisenstab selbst übernimmt nicht die Führung, sondern funktioniert nur unter einem führungserfahrenen und alleinverantwortlichen Leiter. Dies stellt sicher, dass auch unter hohem Druck Entscheidungen schnell getroffen und mit vereinten Kräften umgesetzt werden können.

Der alleinverantwortliche Leiter ist zum Beispiel auf Kommunaler Ebene der Landrat oder der Oberbürgermeister.[2]

Aufgaben

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Der Krisenstab ist oft das Grundelement einer provisorisch einberufenen Leitung und wird nach Entspannung der Lage meist wieder durch eine andere oder die vorhergehende Organisationsform ersetzt. Aufgabe der Mitglieder des Stabes ist es, den Leiter bei der Beurteilung der Lage zu beraten, Entscheidungen vorzubereiten und die Ausführung zu koordinieren und zu überwachen. Im Notfall muss der Krisenstab entsprechend der Gefahr zusammengestellt werden, Kontakt zu Behörden (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben), Polizei und Feuerwehr unterhalten, über Hilfsmittel und Arbeitsunterlagen verfügen und die Öffentlichkeit informieren.

Oft werden innerhalb von Organisationen Pläne bereitgehalten, wie in einem Katastrophenfall zu verfahren ist und wer als Mitglied des Krisenstabes gebraucht werden könnte. Diese Personen können durch periodische Übungen für ihre Aufgaben im Ernstfall trainiert werden. Tritt ein Schadensereignis ein, muss der Krisenstab schnell einberufen werden. Die Pläne enthalten deshalb auch Vereinbarungen über zur Verfügung stehende Räumlichkeiten, benötigte Materialien oder Kommunikationsmittel, die für die Koordinierung der anfallenden Maßnahmen wichtig sind.

Die Planung sieht für den Stab möglichst krisensichere oder auch geschützte Arbeitsumstände vor, die Gruppe soll zu jeder Tages- und Nachtzeit zusammentreffen können, Kommunikationseinrichtungen müssen redundant vorhanden, stabil und von eventuellen Störungsquellen unabhängig sein. So kann beispielsweise für den Betrieb von PC mit Disaster Management Software eine Notstromversorgung bereitgestellt werden. An den Arbeitsplätzen für die Stabsmitglieder wird alles Nötige vorgehalten, darunter Handbücher, Notfalldokumentationen, Lagepläne, Arbeitsmittel oder Pinnwände. Je nach voraussichtlichem Bedarf oder dem im Bereich der Organisation überhaupt möglichen Schadensereignissen werden den Mitgliedern auch provisorische Schlafgelegenheiten, Nahrungsmittel und andere Dinge zurechtgelegt, die bei einem erhöhten Arbeitsaufkommen über mehrere Tage gebraucht werden könnten.

Der Krisenstab soll die Organisation von Rettungsmaßnahmen während der Katastrophe und in der ersten Zeit danach organisieren, Entscheidungswege übersichtlich halten und die aus anderen Gebieten eintreffenden Hilfskräfte optimal in die Aufgaben einweisen. Lange Diskussionen sind in solchen Fällen unangebracht. Der gehäufte Einsatz von Kräften an ungeeigneten Stellen oder das Nichtbeachten von Umständen könnte entscheidende Nachteile bringen. Fehlende Vorbereitung des Krisenmanagement wird der Bevölkerung beispielsweise in Erdbeben- oder Überschwemmungsgebieten oft zum Verhängnis, weil die eintreffenden Hilfstruppen nicht wissen, was sie tun sollen oder wo sie im Moment am dringendsten gebraucht werden.

Geschichte

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Am 21. November 2003 legte die ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder in einer vereinheitlichen Grundsatzempfehlung fest, dass die Feuerwehr-Dienstvorschrift 100 auf operativ-taktischen Ebene (Einsatzleitung an Schadensstellen) organisations-übergreifend und im administrativ-organisatorischen Bereich die „Hinweise zur Bildung von Stäben“ der administrativ-organisatorischen Komponente (Verwaltungsstäben) angewandt werden. Ziel war es eine Vereinheitlichung der Führungsstrukturen auf den unterschiedlichen Ebenen des Krisenmanagements herzustellen und die Zusammenarbeit zu verbessern.[3]

Zusammensetzung

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Die Einsatzleitung ist dann nach folgenden klassischen, den Aufgaben in einer Einsatzleitung entsprechenden Sachgebieten zu gliedern:

Bei Bedarf können weitere Sachgebiete eingerichtet werden; insbesondere sind dies:

Es ist nicht zwingend gegeben, dass eine Stabsposition nur mit einer Person besetzt ist. Es können auch Helfer unterstützen.

Wenn nicht alle Sachgebiete mit eigenen Führungsassistenten besetzt sind, können Sachgebiete wie folgt zusammengefasst werden:

Tätigkeiten des S 1

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Bereitstellen der Einsatzkräfte

Tätigkeiten des S 2

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Lagefeststellung

Lagedarstellung

Information

Einsatzdokumentation

Tätigkeiten des S 3

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Tätigkeiten des S 4

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Logistik, Beschaffung, Haushalt

Tätigkeiten des S 5

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Presse- und Medieninformationen

Presse- und Medienbetreuung

Presse- und Medienkoordination

Presse- und Medieneinbindung in die Schadenbekämpfung

Tätigkeiten des S 6

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Planen des Informations- und Kommunikationseinsatzes

Durchführen des Informations- und Kommunikationseinsatzes

Fachberater

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In der Einsatzleitung sollen auch Vertreter von Behörden, Hilfsorganisationen und anderen beteiligten Stellen als Fachberater und Verbindungspersonen hinzugezogen werden.

Beispiele für Fachberater

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Katastrophenschutzstab

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Der Katastrophenschutzstab ist ein Stab der Katastrophenschutzbehörde.

Er wird in der Regel bei regionalen Unglücks- und Katastrophenfällen wie Hochwasser betrieben.

Der Katastrophenschutzstab hat alle Verwaltungsmaßnahmen zur Katastrophenbekämpfung und zur vorläufigen Beseitigung von Katastrophenschäden vorzubereiten und zu veranlassen.

Die kommunalen Verwaltungen werden hier u. a. von Polizei und Bundeswehr beraten.

Führungshilfspersonal

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Je nach Ausmaß des außergewöhnlichen Ereignisses und dem Arbeitsaufkommen in den einzelnen Sachgebieten werden Führungsassistenten oder Führungsgehilfen eingesetzt. Das Aufgabengebiet beider Funktionsträger ist identisch, lediglich die Qualifikation unterscheidet sich. Häufig wird zur Führung des Einsatztagebuches Unterstützungspersonal eingesetzt um die Sachgebietsleitung 2 zu entlasten. Gerade in der Chaos-Phase nimmt die Lagefeststellung und -darstellung viel Zeit in Anspruch, daher kann auch für die Lagekartenführung Unterstützungspersonal eingesetzt werden.

Die Feuerwehrdienstvorschrift 100 besagt unter anderem, dass der Einsatzleiter gegebenenfalls rechtzeitig erkennen muss, dass Führungsassistenten zur Unterstützung gebraucht werden.

Siehe auch

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Wiktionary: Krisenstab – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Verwaltungsstab. In: Glossar. Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium des Innern, 9. Juni 2024, abgerufen am 9. Juni 2024.
  2. Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) Referat IV.2 „Risiko- und Krisenmanagement - National“: Allgemeine Hinweise zur Bildung von Stäben der administrativ- organisatorischen Komponente - Verwaltungsstäbe – VwS. In: Präsentation im Rahmen der digitalen modularen Ausbildung der BABZ. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), 9. Juni 2024, S. 6, abgerufen am 9. Juni 2024.
  3. Bundesrepublik Deutschland vertreten durch das Bundesministerium des Innern: System des Krisenmanagements in Deutschland. In: Publikationsportal der Bundesregierung. 9. Dezember 2015, S. 18, abgerufen am 9. Juni 2024.