Logo der Sachsen LB – Landesbank Sachsen Aktiengesellschaft

Die heute nicht mehr existierende Landesbank Sachsen Aktiengesellschaft (Sachsen LB) war von 1992 bis 2007 die Landesbank des Freistaates Sachsen mit Sitz in Leipzig. Nach einem Notverkauf an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 2008 wurde sie als Sachsen Bank zunächst weitergeführt und 2018 endgültig liquidiert.

Kurzgeschichte

Die am 1. Januar 1992 in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts gegründete und als Landesbank Sachsen Girozentrale firmierende Landesbank wurde 2007 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmierte vom 26. Oktober 2007 bis 30. März 2008 als Landesbank Sachsen Aktiengesellschaft.[1] Zuletzt wurde sie in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt und firmierte für einen Tag vom 31. März 2008 bis 1. April 2008 als Sachsen Bank Anstalt öffentlichen Rechts & Co. KG.

Sie war rückwirkend ab dem 1. Januar 2008 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und wurde zum 1. April 2008 auf diese verschmolzen. Das regionale Kundengeschäft der LBBW wurde ab 2008 zusammen mit den bisherigen BW-Bank-Filialen in Halle (Saale), Leipzig und Dresden unter dem Markennamen Sachsen Bank weiterbetrieben und übernahm bis zu ihrer endgültigen Liquidation 2018 als regionale Kundenbank das Geschäftsfeld des Unternehmenskundengeschäfts mit Fokus auf das Mittelstandsgeschäft und das Geschäftsfeld Private Banking als operativ selbstständige Einheit innerhalb der LBBW.[2]

Aufgaben

Der Bank oblagen zum einen die Aufgaben einer Staats- und Kommunalbank der sächsischen Sparkassen. Sie wurde aus einer Förderbank, die zum Beispiel Kredite und Bürgschaften für Wirtschaftsprojekte vergab, in eine Investmentbank umgestaltet. Nach dem Wegfall der Gewährträgerhaftung 2005 hafteten die Träger der Bank, also der Freistaat Sachsen und die Sachsen-Finanzgruppe, nicht mehr im vollen Umfang und unbeschränkt für die Verbindlichkeiten der Bank.[3] Die Sachsen LB war gleichfalls Geschäftsbank und betrieb als öffentlich-rechtliches Wettbewerbsunternehmen Bankgeschäfte aller Art und sonstige Geschäfte, die ihren Zwecken dienten.

Organisationsstruktur

Vorstand der Landesbank Sachsen Girozentrale

Folgende Personen waren Vorsitzende des Vorstandes:

Folgende Personen waren Mitglieder im Vorstand:

Verwaltungsrat der Landesbank Sachsen Girozentrale

Vorsitzende waren:

Mitglieder waren:

Liquiditätskrise und Notverkauf 2007 und 2008

Vorgeschichte

Die Sachsen LB hatte über ihre irische Tochtergesellschaft „Sachsen LB Europe plc“, Dublin und die Conduits „Ormond Quay Funding“[6] und „Georges Quay Funding“[7] Verbriefungsgeschäfte mit amerikanischen Hypothekenmarktkrediten, jedoch nicht aus dem Subprime-Segment, betrieben. Diese Verbriefungsgeschäfte waren jedoch kaum bekannt und sind auch im Geschäftsbericht der irischen Sachsen LB-Tochter von 2006 nicht aufgeführt.[8]

Im Zuge der amerikanischen Hypothekenmarktkrise im Sommer 2007 waren diese Conduits zeitweise nicht mehr in der Lage, ausreichend kurzfristige Anleihen auf dem Kapitalmarkt zu platzieren, um ihre erworbenen langfristigen Kredite in vollem Umfang zu refinanzieren.

Krise und Notverkauf im August 2007

Den Ablauf der Krise bis zum Notverkauf am 26. August 2007 stellte die Sächsische Zeitung in einem Dossier in der Ausgabe vom 26./27. August 2017 wie folgt dar,[9] wobei Einzelnachweise aus früheren Versionen dieses Lemmas stammen und beibehalten wurden, da sie diesen Bericht ergänzen oder zusätzlich Informationen geben.

Folgeereignisse nach dem protokollierten Verkauf 2007 und 2008

Die LBBW kam nach dem Kauf der Sachsen LB selbst in die Schieflage. Bei der Ermittlung des Kaufpreises, der am 26. August 2007 zunächst noch offen blieb, wurde klar, dass die Sachsen LB Risiken in Höhe von 43 Milliarden Euro mitverkauft hatte. Zudem entdeckte die LBBW viele Papiere „Dubliner Natur“ in ihren eigenen Geschäften.[9]

Nachdem die endgültige Übernahme Anfang Dezember deshalb zu scheitern drohte, wurde in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 2007 eine abschließende Einigung über die Übernahme der Sachsen LB durch die LBBW erzielt. Diese beinhaltete u. a. weitreichende finanzielle Bürgschaften über 2,75 Milliarden Euro durch das Land Sachsen.[15]

Zahlungen des Freistaates Sachsen

Sachsen zahlte bis einschließlich 1. Halbjahr 2017:

Das waren bis dahin insgesamt 1.557,5 Mio. €.[9]

Zur Absicherung der voraussichtlichen Folgekosten wurde ein Garantiefonds mit einem Bestand von rund 1,21 Milliarden Euro (Stand: Ende Juni 2017) eingerichtet. Sachsens Finanzministerium erklärte, dass damit das Rest-Risiko dieser Bürgschaft vollständig abgedeckt sei.[16]

Nach Abwicklung der Sachsen LB Anfang 2018 übernahm der Freistaat Sachsen mit einer Zweckgesellschaft deren verbliebene Bestände, woraufhin die Nachfolger der Sachsen LB endgültig liquidiert wurden. Diese Bestände wurden verkauft und die Einnahmen in den Garantiefonds überführt, der am 12. Oktober 2018 einen Gesamtbestand von 1.036,0 Mio. € aufwies. Dieser soll investiv eingesetzt werden, 800 Mio. € wurden im Doppelhaushaltes 2019/2020 verplant, weitere 165 Mio. € aus dem Verkauf der Wertpapiere sollten noch eingesetzt werden. 71 Mio. € sollten für die Liquidation der Zweckgesellschaft eingesetzt werden.[17]

Weitere Konsequenzen

Der Abschnitt beruht auf dem Dossier der Sächsischen Zeitung vom 26./27. August 2017.[9]

Politiker

Juristen

Wirtschaftsprüfer/Finanzexperten

Die neuen Eigentümer

Vorstand und Aufsichtsbehörden

Situation nach 2008

Am 1. April 2008 wurde die Sachsen LB auf die LBBW endgültig verschmolzen und erlosch damit. Das regionale Kundengeschäft wurde danach von der LBBW zusammen mit den bisherigen BW-Bank-Filialen in Halle, Leipzig und Dresden unter dem neuen Markennamen Sachsen Bank weiterbetrieben. Dies betraf allerdings nur einen Teil der 600 Mitarbeiter der ehemaligen Sachsen LB. Weitere Teile des Geschäfts der Sachsen LB wurden von einer neu gegründeten LBBW-Niederlassung in Leipzig übernommen.[2]

Nach der Abwicklung der Sachsen LB Anfang 2018 übernahm der Freistaat Sachsen mit einer Zweckgesellschaft die verbleibenden Dublin-Bestände, woraufhin die Nachfolger der Sachsen LB endgültig liquidiert wurden. Der für diese Zweckgesellschaft errichtete Garantiefonds wies am 12. Oktober 2018 einen Gesamtbestand von 1.036,0 Mio. € auf.[17] Die Zahlungen des Freistaates Sachsen für den Notverkauf an die LBBW sind damit abschließend und insgesamt auf rund 1,73 Milliarden Euro zu beziffern.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung 26. Oktober 2007: Rechtsformwechsel zur Aktiengesellschaft vollzogen.
  2. a b Sachsen LB heißt jetzt Sachsen Bank. In: FAZ, 27. März 2008.
  3. Gesetz über das öffentlich-rechtliche Kreditwesen im Freistaat Sachsen. Vom 13. Dezember 2002, §§ 36, 67 (abgerufen am 28. August 2017)
  4. a b c d e f g h Landesbank Sachsen: Jahresabschluss zum 31. Dezember 2006 und 2007 Suche im elektronischen Bundesanzeiger
  5. Sachsen LB zahlt Ex-Vorstand Klumpp 55.000 Euro - Vergleich. In: Sächsische Zeitung. 28. Februar 2008, abgerufen am 7. Januar 2011.
  6. Zu finden unter https://search.cro.ie/company/CompanyDetails.aspx?id=383193&type=C, abgerufen am 28. August 2017, jedoch nur über Homepage der irischen Suchmaschine und manueller Eingabe, manuelle Archivierung im Webarchiv ist gescheitert.
  7. Zu finden unter https://search.cro.ie/company/CompanyDetails.aspx?id=367304&type=C, abgerufen am 28. August 2017, jedoch nur über Homepage der irischen Suchmaschine und manueller Eingabe, manuelle Archivierung im Webarchiv ist gescheitert.
  8. sachsenlb.ie On the right Track (Geschäftsbericht der Sachsen LB Europe plc von 2006) (Memento vom 18. November 2007 im Internet Archive) (PDF; archive.org; 1,3 MB)
  9. a b c d Der gesamte Abschnitt beruht, soweit es nicht einen weiterführenden Einzelnachweis an entsprechender Stelle gibt, auf: Ulrich Wolf: Dramatische Tage im August und Was wurde aus den Beteiligten. In: Sächsische Zeitung. 26./27. August 2017, S. 3. Dokumentation des Ablaufes des Verkaufs der Sachsen LB im August 2007 sowie die Nachwirkungen. 1. Teil auch (online). Abgerufen am 23. November 2018.
  10. Stellungnahme zur Situation am ABS-Markt (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive), Mitteilung der Sachsen LB vom 10. August 2007.
  11. Ad-hoc-Mitteilung der Sachsen LB vom 17. August 2007
  12. Hilfsaktion für Landesbank – Retter setzen Sachsen unter Druck. In: Spiegel Online. 20. August 2007.
  13. Stefan Leusder scheidet aus dem Vorstand aus (Memento vom 4. November 2013 im Internet Archive), Mitteilung der Sachsen LB vom 23. August 2007.
  14. Diese Maßnahme der BaFin wurde auch Wirtschaftsjournalisten bekannt, siehe dazu z. B. SachsenLB soll bis Sonntag gerettet sein (Memento vom 26. September 2007 im Internet Archive) in ftd.de
  15. Eigentümer einigen sich auf Rettung der Sachsen LB. In: Spiegel Online. 13. Dezember 2007.
  16. Steuerzahler bürgen weiter für Banken-Debakel. Abgerufen am 18. August 2017.
  17. a b dpa: Verkauf von Sachsen LB-Wertpapieren abgeschlossen. Online, abgerufen am 12. Oktober 2018.
  18. Minister stürzt wegen Bankenkrise. In: Die Zeit online, 2007.
  19. Aus dem Urteil des SächsVerfG.
  20. Prüfer rügen Sachsen-LB-Manager. (Memento vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) In: Financial Times Deutschland. 11. März 2008.
  21. Veränderungen im Vorstand Mitteilung der Sachsen LB vom 30. August 2007.
  22. FAZ, 8. September 2011, S. 15.
  23. Klaus Ott: Fehlende Unterschrift könnte Pleite-Bankern helfen: Die Zockereien der Landesbank in Leipzig haben Milliarden gekostet - doch jetzt könnten die Ex-Vorstände ohne Prozess davonkommen, weil die Staatsanwälte einen Schriftsatz ans Gericht nicht unterschrieben haben. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Februar 2014, abgerufen am 4. April 2022.
  24. Kein Strafprozess gegen zwei Ex-Sachsen-LB-Manager. Und das wegen einer fehlenden Unterschrift: Für zwei frühere Manager der Landesbank Sachsen wird es keine Strafe geben. In: Sächsische Zeitung. 13. Februar 2014, abgerufen am 4. April 2022.