Das Feldartillerie-Regiment Nr. 45 wurde offiziell mit A.K.O. vom 25. März 1899 (Stiftungstag) aufgestellt. Dies geschah im Zuge der Heeresvermehrung, die Anzahl der Feldartillerie-Batterien im Deutschen Reich wurde von 494 (Stand A.K.O. 1893) auf 574 Batterien (Ziel für 1902) erhöht.[1]
Dazu wurde die II. Abteilung mit 1., 2. und 3. Batterie aus dem Feldartillerie-Regiment Nr. 9 herausgelöst, und dem neugebildeten Feldartillerie-Regiment Nr. 45 per 1. Oktober 1899 mit gleichbleibender Nummerierung unterstellt. Standort der I. Abteilung blieb Rendsburg. Diese Abteilung hatte 1898 die Feldkanone 73 abgegeben und war nun mit der Feldkanone 96 ausgerüstet.[2]
Die drei Batterien der II. Abteilung entstammten unterschiedlichen Formationen. Die 9. Batterie des Feldartillerie-Regiments Nr. 2 in Stettin wurde am 2. Oktober 1899 zur 4. Batterie des Feldartillerie-Regiment Nr. 45 mit Standort Bahrenfeld. Die 7. Batterie des Feldartillerie-Regiments Nr. 24 aus Altona wurde zur 5. Batterie des FAR 45, und die 6. Batterie des FAR 24 aus Güstrow wurde zur 6. Batterie des FAR 45.[2]
Der Regimentsstab und die II. Abteilung hatten nun ihren Standort in Altona, in der „Alten Artillerie-Kaserne“ in Bahrenfeld an der Theodorstraße / Ecke Luruper Chaussee. Der Gebäudekomplex[3] war 1894 für das Feldartillerie-Regiments Nr. 24 errichtet worden und grenzte westlich an das Artillerie-Depot Theodorstraße / Ecke Lauenburger Straße (heute Ebertallee). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Alte Artillerie-Kaserne als Polizeiunterkunft genutzt, im Zuge der Wiederaufrüstung ab 1936 für das Infanterie-Regiment 47. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Kasernen-Gelände zivil genutzt.[4] Die „Neue Artillerie-Kaserne“ in der Notkestraße, ebenfalls Bahrenfeld, wurde erst während des Ersten Weltkriegs errichtet.
Am 27. Januar 1902 erhielt das Regiment den Namen Lauenburgisches Feldartillerie-Regiment Nr. 45.[2]
1904 und 1911 nahm das Regiment an der Kaiserparade auf dem Luruper Exerzierplatz bei Altona teil.[2] Dieser Exerzierplatz befand sich südwestlich der Luruper Chaussee gegenüber dem später gebauten Dahliengarten, und war der Standortübungsplatz der in Bahrenfeld stationierten Einheiten. Heute gehört das Gelände zum DESY.[5]
1916 – im Februar Souain und Einnahme der „Navarin-Stellung“, 3. Juli bis 12. September Somme
1917 – 8. bis 30. April Arras, 15. September bis 14. Oktober Flandern, Verlegung an die Ostfront, 24. Oktober bis 23. November Njemen - Beresina - Narotsch, Rückverlegung an die Westfront in den Oberelsaß
Insgesamt hatte das Regiment im Ersten Weltkrieg Verluste von 326 Kriegstoten (Gefallen bzw. ihren Verwundungen erlegen) und etwa 1.100 Verwundeten zu beklagen. Etwa 4.600 Personen dienten zu unterschiedlichen Zeiten im Regiment.[7] Am verlustreichsten für das Regiment war die Zeit des Bewegungskriegs 1914 sowie das letzte Kriegsjahr 1918 ab der Frühjahrsoffensive.[8]
Nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 marschierte das Regiment in drei Marschgruppen in die Heimat zurück. Der Rückmarsch begann am 12. November 1918 südlich Charleroi in Belgien. Am 15. November gab das Regiment sechs Feldkanonen und sieben leichte Feldhaubitzen an die französische Armee ab. Am 21. November erreichte die Marschkolonne südlich Malmedy die damalige deutsche Grenze. Am 30. November überschritt die Kolonne den Rhein bei Bonn, am 20. Dezember fand in Wilhelmshöhe bei Kassel ein Vorbeimarsch an Hindenburg statt. In Hann. Münden wurde das Regiment in den folgenden Tagen auf die Bahn verladen und ab 26. Dezember nach Bahrenfeld bzw. Rendsburg transportiert.[9]
Schon während des Rückmarschs waren ältere Jahrgänge demobilisiert worden – täglich wurden ab 14. Dezember 4 % der über 22-Jährigen entlassen, in Hann. Münden blieben nur noch die Jahrgänge 1896–1898 nebst Freiwilligen und Offizieren bei der Truppe. Das Regiment wurde schließlich im Januar 1919 aufgelöst.[9] In der Kaserne und im Artillerie-Depots des Regiments in Bahrenfeld wurde Anfang 1919 das nach der Garnison benannte Freikorps Bahrenfeld gegründet.
Auf dem Hauptfriedhof Altona ließ die Kameradschaft des FAR 45 eine Denkmalsanlage errichten, die am 2. September 1928 eingeweiht wurde. Die Anlage liegt in der Stadionstraße zwischen Kapelle und Kriegsgräberanlage, links des Hauptweges. Das Bronzerelief an einer Steinmauer zeigt einen Soldaten im Ausfallschritt mit hochgestrecktem rechten Arm, dessen Profil so einer Kanone ähnelt. Die Inschrift lautet: „Unseren gefallenen Kameraden 1914-1918 – Lauenburgisches Feld-Art. Regt. 45 und seine Kriegsformationen“.
Bei Kriegsausbruch 1914 wurde es der 18. Division unterstellt, dem es auch in der Friedensgliederung angehörte. Damit gehörte das Regiment zur 18. Feldartillerie-Brigade im IX. Armee-Korps.
Karl Eckert (1895–1935), Soldat im 1. Weltkrieg, später Theologe und NSDAP-Politiker
Karl Oetker (1896–1957), trat bei Kriegsausbruch als Freiwilliger ins Regiment, wurde nach Verwundung entlassen. Nach Kriegsende Angehöriger des Freikorps Bahrenfeld, später Geschäftsführer.[13]
Paul von Abel: Stammliste der Königlich Preußischen Armee. Salzwasser Verlag, Paderborn 2013, ISBN 978-3-7340-0012-6, S.342 ([archive.org ] – Reprint der 1905 bei E.S. Mittler und Sohn in Berlin erschienenen Ausgabe).
Otto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45, nach den amtlichen Kriegstagebüchern bearbeitet im Auftrag des ehemaligen Regiments. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg (O) 1923, Band 63 zu den preußischen Einheiten in der Reihe Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. (Als Digitalisat verfügbar, urn:nbn:de:101:1-201308254627)
Sven Bracke: Rendsburg als Garnisonsstadt in preussischer Zeit. In: Robert Bohn und Martin Westphal (Hrsg.): Garnisonsgeschichte der Stadt Rendsburg. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-7395-1017-0, S. 160–208.
Alfred Gudd: Preussische Militärbauten in Rendsburg von 1867 bis 1918. In: Robert Bohn und Martin Westphal (Hrsg.): Garnisonsgeschichte der Stadt Rendsburg. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-7395-1017-0, S. 209–237.
Hans-Günter Schmidt: Bahrenfelds militärische Vergangenheit: die Artilleriekasernen sowie die Ausbildungs- und Versorgungseinrichtungen. Harms, Hamburg 2011, SUB-Kennung 683156020. (Durchgesehene und erweiterte zweite Auflage, zwei 2006 veröffentlichte Broschüren in einer Ausgabe zusammengefasst.)
Wolfgang Poel: Geschichte des Lauenburgischen Feldartillerie-Regiment Nr. 45. (anonym, Dievenow 1908) [Hinterlegt im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam sowie im Landesarchiv Schleswig].
↑ abcdeOtto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45. Oldenburg 1923, S. 14–15.
↑Historische Postkarten des Kasernen-Geländes in der Theodorstraße in Bahrenfeld im Bildarchiv Hamburg 1860–1955.
↑Klaus Grot: Chronik des Standortes Hamburg : Bilder aus Hamburgs militärischer Vergangenheit, 3. Auflage. Dassendorf 2010, S. 300. (Volltext an der SUB Hamburg)
↑Otto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45. Oldenburg 1923, S. 16–17.
↑Otto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45. Oldenburg 1923, S. 158.
↑Otto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45. Oldenburg 1923, S. 151–157. (Anlage 3, Verlustliste)
↑ abOtto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45. Oldenburg 1923, S. 142–147.
↑Georg Tessin: Deutsche Verbände und Truppen: 1918–1939. Biblio-Verlag, Osnabrück 1974, ISBN 3-7648-1000-9, S. 38.
↑ abOtto Bene: Das Lauenburgische Feldartillerie-Regiment Nr 45. Oldenburg 1923, S. 148–150.
↑ abcdefGünter Wegner, Dermot Bradley: Die Stellenbesetzung der aktiven Regimenter, Bataillone und Abteilungen von der Stiftung bzw. Aufstellung bis zum 26. August 1939. Biblio-Verlag, Osnabrück 1993, ISBN 3-7648-2413-1, S. 272–273.
↑Jürgen Finger, Sven Keller, Andreas Wirsching: Dr. Oetker und der Nationalsozialismus. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-64545-7, S. 442f. (Fußnote 81)