Der Leib Christi (altgriechisch σῶμα Χριστοῦ sōma Christou, lateinisch corpus Christi) gehört zu den Zentralgedanken des Neuen Testaments und der Ekklesiologie. Der Begriff bezeichnet verschiedene Aspekte:

Die Leib-Christi-Vorstellung im Römerbrief und dem 1. Korintherbrief wurzelt in der Teilhabe am von Jesus gestifteten Herrenmahl (1 Kor 10,16f EU). Diese eucharistische Tischgemeinschaft konstituiert „die funktionale Einheit des Organismus“, in dem ein „von Christus her gestaltetes Miteinander“, ähnlich wie durch die Taufe, die Unterschiede zwischen den Gliedern überwindet (Gal 3,26ff EU). Der vom Herrenmahl ausgehende Impuls bleibt auch nach dem Gottesdienst, beim alltäglichen Miteinander der Christen, bestimmend.[2]

Die möglicherweise von Schülern des Paulus verfassten „deuteropaulinischen“ Briefe, der Kolosserbrief und der Epheserbrief, sehen die Leib-Christi-Metapher in einem kosmisch-mythologischen Verständnis. Jesus Christus ist das „Haupt“, die Ekklesia ist der Leib, der vom Haupt her auferbaut und stabilisiert wird (Eph 4,15f EU) und in dem der eschatologische Friede bereits erfahrbar ist (Kol 1,18-20 EU).[3]

Zitate

„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20 EU)
„Wenn du also den Leib Christi verstehen willst, höre den Apostel, der den Gläubigen sagt: ‚Ihr aber seid der Leib Christi und seine Glieder‘ (1 Kor 12,27 EU). Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. Zu dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen. Diese Antwort ist eure Unterschrift. Du hörst: Leib Christi, und antwortest: Amen. Sei ein Glied am Leib Christi, damit dein Amen wahr sei! […] Versteht [das Sakrament] und freut euch: [denn es versinnbildet] die Einheit, die Wahrheit, die Ehrfurcht und die Liebe. Ein Brot: Wer ist dieses eine Brot? Die Vielen, die der eine Leib sind. […] Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!“ (Augustinus[4])
„Gottes Sohn hat in der mit sich geeinten menschlichen Natur durch seinen Tod und seine Auferstehung den Tod besiegt und so den Menschen erlöst und ihn umgestaltet zu einem neuen Geschöpf (vgl. Gal 6,15 EU; 2 Kor 5,17 EU). Indem er nämlich seinen Geist mitteilte, hat er seine Brüder, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht. In jenem Leibe strömt Christi Leben auf die Gläubigen über, die durch die Sakramente auf geheimnisvolle und doch wirkliche Weise mit Christus, der gelitten hat und verherrlicht ist, vereint werden.“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium)[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Alfred Kuen: Gemeinde nach Gottes Bauplan. Evangelische Gesellschaft für Deutschland, Wuppertal 1986, ISBN 3-7256-0020-1, S. 85; Papst Pius XII.: Enzyklika Mystici corporis, 29. Juni 1943.
  2. Jürgen Roloff: Die Kirche im Neuen Testament, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996, S. 100–110, bes. S. 100f.106.109, Zitat S. 101.
  3. Thomas Söding: Leib Christi. I. Biblisch-theologisch.2. Deuteropaulinen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, Sp. 771.
  4. Sermo 272 – Osterpredigt für Neugetaufte. Uni Würzburg, Zentrum für Augustinus-Forschung, abgerufen am 23. Juni 2017.
  5. Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, Ziff. 32. Website des Vatikans. Abgerufen am 4. August 2011.