Gustaf Lennart Nicolaus Paul Bernadotte, Graf von Wisborg (* 8. Mai 1909 in Stockholm; † 21. Dezember 2004 auf der Insel Mainau) war ein schwedisch-geborener Prinz und später luxemburgischer Adliger. Seine bedeutendste Leistung bestand im Umbau der Insel Mainau im Bodensee in ein Blumenparadies, das jährlich von über einer Million Touristen besucht wird.
Weniger bekannt ist, dass durch ihn die amateurhaften 16-mm-Filmaufnahmen Thor Heyerdahls mit erheblichem Aufwand auf 35 mm umkopiert wurden. Damit wurde der Weg des Films „Kon-Tiki“ nach Hollywood und zu den Oscars vorbereitet.[1]
Lennart Bernadotte war der einzige Sohn von Prinz Wilhelm von Schweden und Großfürstin Maria Pawlowna von Russland und damit Enkel von König Gustav V. von Schweden. Seine Eltern ließen sich 1914, als er fünf Jahre alt war, scheiden. Deshalb wurde Lennart als „Erbfürst von Schweden und Herzog von Småland“ weitgehend von seiner Großmutter Königin Victoria von Schweden erzogen. Er war auch ein Urenkel des russischen Zaren Alexander II.
Am 20. Februar 1932 vermählte sich der damalige Prinz Lennart von Schweden in London mit der bürgerlichen Fabrikantentochter Karin Nissvandt (1911–1991). Wegen dieser Ehe verzichtete er durch Austritt aus dem Königshaus auf eine mögliche Thronfolge.[2]
Sein Vater, Prinz Wilhelm von Schweden, erbte von seiner Mutter, der schwedischen Königin Viktoria († 1930), einer gebürtigen Prinzessin von Baden, die Insel Mainau im Bodensee, hatte jedoch keine Verwendung für diese. Die Parkanlagen Friedrichs I. von Baden waren damals verwildert.[2] Lennart Bernadotte plante, die Insel Mainau zu einem touristisch nutzbaren Park auszubauen.[3]
Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Lennart mit seiner Familie in Schweden und begann dort eine Karriere als Fotograf. Seine Fotografien, besonders im Makrobereich, werden in vielen Ausstellungen gezeigt. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Herausgeber der Zeitschrift „Foto“ und als Filmproduzent. 1951 produzierte seine „Artfilm“[4] den Dokumentarfilm über Thor Heyerdahls Pazifik-Überquerung mit dem Floß „Kon-Tiki“ und erhielt zwei Oscars.
Nach Kriegsende kehrte er auf die Mainau zurück. Auf Anregung zweier Ärzte aus Lindau organisierte er zudem 1951 erstmals das Treffen mit Nobelpreisträgern in Lindau.
1951 erhielt er als Lennart Prince Bernadotte von seiner Tante, Großherzogin Charlotte von Luxemburg, den luxemburgischen Titel eines Grafen von Wisborg.
Im Jahre 1955 wurde er Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft. In dieser Funktion rief er 1961 den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ins Leben. In der Folge gründete er den Deutschen Rat für Landespflege. Diese Arbeit mündete 1961 in der „Grünen Charta von der Mainau“, die Grundregeln für den Umgang mit der Natur aufzeigt. Später war Bernadotte auch Präsident des Internationalen Kuratoriums des Europa-Preises für Landespflege.
Bernadotte und seine erste Frau Karin Nissvandt hatten vier gemeinsame Kinder. Die Ehe wurde 1971 geschieden. Am 29. April 1972 heiratete er die 35 Jahre jüngere Sonja Haunz (1944–2008), seine persönliche Assistentin. Dieser Ehe entstammen fünf Kinder.
Am 11. November 2004, wenige Wochen vor seinem Tod, hatte er seinen letzten öffentlichen Auftritt, als seine Frau zum Fastnachtsauftakt den närrischen Ehrentitel „Burgherrin“ der „Großen Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg von 1884“ erhielt. Die Feierlichkeit wurde vom SWR Fernsehen übertragen.
Lennart Bernadotte war lange lungenkrank und in seinen letzten Jahren häufig auf Rollstuhl oder Elektromobil angewiesen. Er starb am 21. Dezember 2004 im Alter von 95 Jahren in seinem Schloss auf der Insel Mainau und wurde in aller Stille in der Gruft der Schlosskirche der Insel beigesetzt; eine Trauerfeier fand später statt.
Damit das große, traditionsreiche Werk „Insel Mainau“ für alle Zukunft gesichert bleibt, haben Lennart Graf Bernadotte und seine Frau Sonja Gräfin Bernadotte im Jahr 1974 die Lennart-Bernadotte-Stiftung mit Sitz auf der Insel Mainau im Bodensee ins Leben gerufen. Sie wählten die Form einer privatrechtlichen Stiftung mit eigener Rechtspersönlichkeit, die ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke verfolgt.[15]
Der Künstler Peter Lenk griff die große Kinderzahl Bernadottes auf und porträtierte ihn 2001 mit einer Statue, die auf einer Säule des „Jungbrunnens“ im Seepark Linzgau in Pfullendorf steht und Bernadotte als „Schmetterlingskönig“ (eine Mischung aus nacktem Mann und Schmetterling) mit riesigem Rüssel zwischen den Beinen zeigt.
Anlässlich seines 100. Geburtsjahres begann am 20. März 2009 die Mainau die neue Saison unter dem Motto 100 Jahre Lennart Bernadotte. Bei der Eröffnungsfeier auf der Mainau am 19. März tauften Bettina Gräfin Bernadotte und ihr Bruder Björn eine Paphiopedilum-Hybride in «Graf-Lennart-Orchidee».[16]