Leslie Crum Aiello (* 26. Mai 1946 in Pasadena, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Paläoanthropologin und emeritierte Professorin des University College London. Von 2005 bis 2017 war sie die Präsidentin der von Axel Lennart Wenner-Gren gestifteten Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research.

Leben

Von 1964 bis 1967 studierte Leslie Aiello an der University of California, Los Angeles Anthropologie und verbrachte in dieser Zeit (1965/66) auch ein Jahr als Gaststudentin an der Georg-August-Universität Göttingen. Nach dem Bachelor-Examen folgte – ebenfalls an der University of California, Los Angeles – ein Master-Studium, das 1970 mit einer Studie über A Critical Examination of the Structural Remains from the Northern German Upper Palaeolithic abgeschlossen wurde. Danach war sie an wechselnden kalifornischen Colleges als Lecturer tätig, bis sie 1976 nach London ging, wo sie 1981 an der University of London den Doktorgrad im Fach Anatomie mit einer Studie über An Analysis of Shape and Strength in the Long Bones of Higher Primates erwarb. Es folgten Lehrtätigkeiten an der University of Cambridge, der University of Sussex und der Yale University sowie von 1987 bis 2005 eine Professur am University College London.

Aiello ist unter anderem Fellow der American Association for the Advancement of Science und der Zoological Society of London sowie seit 2011 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina,[1] seit 2014 der American Philosophical Society und seit 2018 der British Academy. Von 2005 bis 2017 war sie die Präsidentin der Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research.

Forschung

Leslie Aiello erforscht seit ihrer Doktorarbeit insbesondere die evolutionären Anpassungen, die der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) im Verlauf der Hominisation erworben hat. Hierzu zählen insbesondere die Veränderungen der Lebensabschnitte – wie Kindheit, Adoleszenz, die Zeit nach der Menopause – und des Gehirns sowie die hiermit verbundenen kognitiven Leistungen. Ferner befasste sie sich mit den biologischen Grundlagen des Sprechens und mit dem Zusammenhang von Nahrungsaufnahme, Energiehaushalt und Fortbewegung des Menschen.

In Zusammenarbeit mit Peter Wheeler entwickelte sie die Expensive Tissue Hypothesis,[2] der zufolge es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der Vergrößerung des Gehirns im Verlauf der Stammesgeschichte des Menschen und der parallel verlaufenden Verkleinerung des Verdauungstraktes infolge proteinreicherer tierischer Nahrung.

Schriften (Auswahl)

Belege

  1. Mitgliedseintrag von Leslie Aiello (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  2. Leslie Aiello, Peter Wheeler: The Expensive-Tissue Hypothesis: The Brain and the Digestive System in Human and Primate Evolution. In: Current Anthropology. Band 36, Nr. 2, 1995, S. 199–221, doi:10.1086/204350.