Lilli Martius (Foto: 1975)

Elisabeth „Lilli“ Martius (* 27. Juli 1885 in Bad Ems; † 14. Dezember 1976 in Kiel) war eine deutsche Kunsthistorikerin. Bekannt wurde Martius durch ihre Arbeit als Kustos der Kieler Kunsthalle und durch ihren Einsatz zur Rettung von Kunstwerken vor deren Zerstörung durch Nationalsozialisten. Später lag der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der Malerei des 19. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein.

Ausbildung

Ihr Vater war Götz Martius (1853–1927), Professor für Philosophie und Psychologie und später Rektor der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, ihre Mutter Martha (1864–1945) war eine Tochter des Unternehmers Albert Borsig. Martius hatte drei Brüder. Ihr Vetter war der Gynäkologe Heinrich Martius (1885–1965).

Nach dem Besuch einer Privatschule in Bonn folgte die Ausbildung an einer Schule für Höhere Töchter in Kiel. Anschließend besuchte sie die von Georg Burmester und Fritz Stoltenberg gegründete Privatakademie für Malerei, an der Ernst Eitner Kurse für Lithografie gab, die ihr allgemeines Interesse für druckgrafische Techniken weckte.[1] 1907 ging sie nach Berlin, um sich in der Technik des Radierens weiterbilden. Hierzu besuchte sie die Werkstatt für Reproduktionsgraphik bei dem Radierer und Kunstschriftsteller Hermann Struck.

Im Ersten Weltkrieg arbeitete Martius als Operationsschwester beim Deutschen Roten Kreuz. Nach dem Weltkrieg und der Einführung des Frauenwahlrechts begann sie sich für die Politik zu interessieren. Sie engagierte sich bei der Deutschen Volkspartei.

1923 kehrte Lilli Martius zurück nach Kiel. Durch eine Ausstellung bekam sie Kontakt zum Schleswig-Holsteinischen Kunstverein, der ihr eine Stelle anbot. Sie betreute die Sammlung des Kunstvereins in der Kunsthalle Kiel und das Kupferstichkabinett. Sie wohnte in Kiel Jahrzehnte lang in der Esmarchstraße 16.

Kunstgeschichte

Mit über 40 Jahren begann sie 1926 Kunstgeschichte an der Universität Kiel zu studieren und schloss dieses Studium 1929 mit der Dissertation Die Franziskuslegende in der Oberkirche von San Francesco in Assisi und ihre Stellung in der kunstgeschichtlichen Forschung ab. 1933 wurde sie vom Kultusministerium beauftragt, Kurse für Studenten abzuhalten. Zunächst blieb sie beim Kieler Kunstverein angestellt, 1939 erhielt sie eine Anstellung bei der Universität. In dieser Zeit erlebte sie die Beschlagnahmung und Zerstörung von Kunst, die im Nationalsozialismus als Entartete Kunst verfolgt wird. 1944 gelang es ihr, gemeinsam mit der Sekretärin der Kunsthalle, Friedel Stender, viele Kunstwerke, vor allem von Emil Nolde vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen.

Im April 1945 wurde Lilli Martius eine Professur im wegen Kriegsschäden nach Schleswig ausgelagerten Institut der Kieler Universität angeboten, wo sie zunächst Richard Sedlmaier vertrat. Im Priorhaus des dortigen Johannisklosters errichtete sie das Kunsthistorische Institut in ihrem Zimmer, in dem sie zu der Zeit auch wohnte.[2] Auch kümmerte sie sich um die Rückführung der Kunstwerke, die sie 1944 gerettet hatte, aus den insgesamt sieben Lagerstätten.

Ihre Ernennung zum Kustos der Kieler Kunsthalle erfolgte 1947. Diese Tätigkeit hatte sie bis 1950 inne. An der Universität gab sie bis 1953 Kurse über die Techniken der Bildenden und Graphischen Künste. 1951 wurde ihr die Universitätsmedaille der Universität Kiel verliehen.

Nach ihrer Pensionierung verfasste Lilli Martius 1956 ihr Hauptwerk über die schleswig-holsteinische Malerei im 19. Jahrhundert.

Schriften

Eine Bibliographie der wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Lilli Martius ist zu finden in Nordelbingen Nr. 34, 1965, S. 15–17.

Auszeichnungen und Ehrungen

Der dänische Konsul Hans-Carl Rüdel überreichte Martius 1975 den Dannebrogorden.

Nach Lilli Martius sind in Kiel die Lilli-Martius-Schule, eine Grund- und Gemeinschaftsschule,[3] und der Lilli-Martius-Weg[4] benannt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ulrich Schulte-Wülwer: Kieler Künstler – Band 3: In der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1918–1945. Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte herausgegeben von Jürgen Jensen, Band 88, Boyens, Heide 2019, S. 432
  2. Lilli Martius (1885–1976) auf der Website der Universität Kiel.
  3. Lilli-Martius-Schule, abgerufen am 27. Dezember 2013.
  4. Hans-G. Hilscher, Dietrich Bleihöfer: Lilli-Martius-Weg. In: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt seit 2005 durch das Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Februar 2017 (kiel.de).