Linie 1 Aufführung im Berliner GRIPS Theater (2024)

Linie 1 ist ein Musical, das vom Berliner Grips-Theater am 30. April 1986 uraufgeführt wurde. Die Musik schrieb Birger Heymann mit der Rockband No ticket, die Texte verfasste sein Freund Volker Ludwig, die Bühne gestaltete Mathias Fischer-Dieskau, Regie führte Wolfgang Kolneder.

Das Stück wurde der größte Erfolg des Grips-Theaters und entwickelte sich über Jahrzehnte international zu einem der meistgespielten Musicals aus Deutschland.[1] 1988 wurde es von Reinhard Hauff verfilmt.

Handlung

Linie 1 spielt in der Szenerie der Berliner U-Bahn-Linie 1. Die Linie verlief damals im Westteil der Stadt zwischen den Bahnhöfen Ruhleben und Schlesisches Tor (Kreuzberg) über den Bahnhof Zoo und durchquerte dabei verschiedene Bezirke mit gänzlich unterschiedlicher Sozialstruktur. Ein Mädchen vom Lande kommt nach Berlin. Auf der Suche nach ihrem Märchenprinzen, einem Berliner Rockmusiker, bleibt sie auf der U-Bahn-Linie 1 hängen, dem 'Orientexpress' nach Kreuzberg. Ihr begegnet ein Kaleidoskop großstädtischer Typen und Schicksale. Mit ihrer Naivität provoziert das Mädchen (Nathalie) Kontakte, Reaktionen und Handlungen, die ohne sie sonst nie geschehen wären.[2]

Geschichte

Das Grips-Theater in Berlin

Linie 1 wurde anfangs von allen großen Bühnen Deutschlands unbeachtet gelassen. Bundesweit bekannt wurde Linie 1 dadurch, dass mehrere Lieder in der Fernseh-Satiresendung Scheibenwischer aufgeführt wurden. Erst mit den Theaterwochen in Stuttgart, wo das Musical der einzige deutsche Beitrag war, wuchs der Bekanntheitsgrad. 1987 wurde Volker Ludwig für Linie 1 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Von da an führte das Stuttgarter Staatsschauspiel das Stück auf und erzielte damit einen großen Erfolg. Weitere Bühnen folgten. Nachdem das Grips-Theater in Amsterdam, Dublin, Kalkutta, London, Paris, New York City, Omsk, Seoul, Vilnius und Wien Gastspiele absolviert hatte, nahmen nun auch andere Theater, darunter in Köln, Mannheim, Stuttgart, Wien und New York, das Musical in ihr Programm auf. In Indien ist es recht verbreitet.

Das Stück wurde der größte Erfolg des Grips-Theaters in Berlin. Wegen der technisch recht aufwendigen und teuren Show deckte der Kartenverkauf jedoch nicht die Kosten. Nachdem Volker Ludwig in einer Talkshow erwähnt hatte, dass das Haus schließen müsste, wenn von politischer Seite keine Unterstützung käme, erhöhten die Behörden die Grundsubvention.[3]

In der ab 1988 gezeigten Nürnberger Aufführung von Linie 1 hatte der britische Rockmusiker Kevin Coyne den musikalischen Teil des Stücks übernommen.[4] Ab dem Herbst 2006 ging eine Neuinszenierung auf Tournee unter Regie von Jürgen Morche, der musikalischen Leitung von Stephan Winkelhake und der Choreografie von Angela Hercules Joseph.

Linie 1 wurde auch in anderen Ländern mit großem Erfolg aufgeführt. Autor Ludwig erklärte diesen internationalen Erfolg damit, er „habe ein typisches Großstadtpanoptikum entworfen, das man in allen Metropolen der Welt wiedererkennt.“[3] Am 30. April 2016 feierte Linie 1 30-jähriges Jubiläum am Grips-Theater Berlin, wo die Originalproduktion mittlerweile über 1.700 Mal zu sehen war.[5]

Am 2. Dezember 2023 wurde das Stück zum 2000. Mal im Grips-Theater aufgeführt.[6]

Besetzung

Uraufführung 1986

Dietrich Lehmann (links) in der 2007. Vorstellung des Musicals

Spielzeit 2016/2017

Titelliste

Die Wilmersdorfer Witwen auf der Bühne
  1. 6 Uhr 14 Bahnhof Zoo*
  2. Tag ich hasse dich*
  3. Warten
  4. Gegenüber[7]**
  5. Komm[8]*
  6. Wenn die Liebe erwacht**
  7. Marias Lied (Du bist schön auch wenn du weinst)/(Hey Du)
  8. Kontrolletti-Tango[9]
  9. Der Anmacher (Horst)
  10. Berlin-Lied[10]
  11. Es ist herrlich zu leben**
  12. Linie 1 (Touristen-Song)
  13. Fahr mal wieder U-Bahn
  14. Wilmersdorfer Witwen
  15. In jeder Großstadt bin ich zu Haus
  16. Unbekanntes Mädchen[11]*
  17. Nachruf
  18. Mut zum Träumen**
  19. Only You
  20. Bitte halt mich fest

* Songs sind in der Verfilmung nicht enthalten; ** Songs in der Verfilmung gekürzt

Band

Die Musik wird von der Band „No Ticket“ gespielt[12]:

Adaptionen

Veröffentlichungen

Dokumentarfilm

Einzelnachweise

  1. Wieso, weshalb, warum?, Der Spiegel, abgerufen am 9. Januar 2024.
  2. Linie 1 von Volker Ludwig und Birger Heymann | Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG. Abgerufen am 17. November 2017.
  3. a b Julia Prosinger und Wolfgang Prosinger: „Sie nannten mich Stalinist, Maoist und Kinderschänder“. In: Der Tagesspiegel, 28. April 2016, Interview mit Volker Ludwig.
  4. dpa: Kevin Coyne gestorben. (Memento vom 27. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today). In: Elbe-Jeetzel-Zeitung, 3. Dezember 2004.
  5. Linie 1 von Volker Ludwig und Birger Heymann | Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG. Abgerufen am 17. November 2017.
  6. 2000. Aufführung des Musicals „Linie 1“ im Grips-Theater. In: Deutschlandfunk Kultur. Deutschlandradio, 2. Dezember 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  7. Volker Ludwig: Linie 1 Musikalische Revue Textbuch. Hrsg.: GRIPS Theater GmbH Berlin. 7. Auflage. Verlag Autorenagentur GmbH, Berlin Oktober 2004, S. 14–15.
  8. Volker Ludwig: Linie 1 Musikalische Revue Textbuch. Hrsg.: GRIPS Theater GmbH Berlin. 7. Auflage. Autorenagentur GmbH, Berlin Oktober 2004, S. 17.
  9. Volker Ludwig: Linie 1 Musikalische Revue Textbuch. Hrsg.: GRIPS Theater GmbH Berlin. 7. Auflage. Autorenagentur GmbH, Berlin Oktober 2004, S. 31–33.
  10. Volker Ludwig: Linie1 Musikalische Revue Textbuch. Hrsg.: GRIPS Theater GmbH Berlin. 7. Auflage. Autorenagentur GmbH, Berlin Oktober 2004, S. 38–39.
  11. Volker Ludwig: Linie 1 Musikalische Revue Textbuch. Hrsg.: GRIPS Theater GmbH. 7. Auflage. Autorenagentur GmbH, Berlin Oktober 2004.
  12. Hrsg. Grips Theater GmbH Berlin, Textbuch zur Musikalischen Revue Linie 1, 7. Auflage Oktober 2004
  13. T.K.: 50 Most Influential K-Pop Artists: 31. Kim Min-Gi. In: Ask a Korean!, 31. März 2011, aufgerufen am 15. März 2017: „In 1994 Kim directed a musical Line One, which was originally a German musical adjusted to take on a Korean narrative, again describing the downtrodden [niedergeschlagenen] people in the ghettos of Seoul. It became the most successful musical in Korean history, running for 13 years in the same theater.“
  14. Figurentheater Lübeck
  15. S. Gerdesmeier: Linie 1 im Figurentheater Lübeck. Puppen erwecken Berliner Originale zum Leben. In: Musical1.de, 29. September 2015.