Lodenmäntel
Lodenwalker Ramsau ca. 1840

Unter Loden werden grobe, widerstandsfähige Wollstoffe verstanden. Der Begriff Loden als Sammelbezeichnung wird für dichte Streichgarngewebe (selten Kammgarngewebe) – vorwiegend aus Wolle – mit einer mehr oder weniger glatten Oberfläche verwendet.

Loden bezeichnete ursprünglich derbe, nicht gewalkte Wollstoffe aus Streichgarnen. Spätestens seit dem Hochmittelalter wurde Loden gewalkt (vgl. Walkstoffe), um anschließend als „Wolltuch“ (englisch broadcloth, schwedisch vadmal) verarbeitet zu werden. Der Begriff Loden bezeichnete zu jener Zeit immer nur das unfertige Rohgewebe vor dem Walkprozess. Umgangssprachlich wird Loden häufig mit Walkloden gleichgesetzt, obwohl sowohl gewalkte als auch nicht gewalkte Stoffe unter diese Bezeichnung fallen. Die klassischen Farben sind olivgrün, graubraun, schwarzmeliert oder rotbraun. Moderne Lodengewebe sind meist in Köper-, köperähnlichen oder Leinwandbindungen gewebt.

Alte Lodenwalke Ramsau

Der nachweislich älteste bestehende Hersteller der Welt ist die Lodenwalke in der Ramsau am Dachstein mit einer fast 600-jährigen Tradition. Ein bedeutendes Unternehmen in Tirol war Franz Baur’s Söhne.

Etymologie

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Der Begriff geht über das mittelhochdeutsche lode ,Mantel‘ auf das seit dem 10. Jahrhundert belegte althochdeutsche lodo, ludo ‚grobes Wollzeug‘ zurück.[1][2][3] Parallelen bestehen im altsächsischen loðo, altenglischen loþa ,Mantel, Decke‘ und dem altnordischen loði ,grobes Tuch, zottiger Mantel‘. Aus dem Altnordischen sind weitere Wörter bekannt, die von einem Grundbegriff loð ,Zotte‘ ausgehen lassen.[1] Im Deutschen sind wohl lottern ,schlaff sein, schlaff herabhängen, schlendern, bummeln‘ und schlottern ,zittern, lose sich bewegen, lose hängen, hin und her schwanken‘ zur selben indogermanischen Wurzel *(s)leu-, *(s)lū- ,schlaff herabhängen, schlaff‘ zu stellen.[2]

Nicht zutreffend ist jedenfalls eine im Raum Dresden verbreitete Anekdote, der zufolge ein gewisser August Loden in seinem Geschäft in Dresden (damals noch Löbtau) im 19. Jahrhundert den nach ihm benannten Lodenmantel entwickelt haben soll. Diese im Internet verbreitete Geschichte[4] wurde 2008 von der Sächsischen Zeitung aufgegriffen,[5] jedoch 2013 in den Dresdner Neuesten Nachrichten widerlegt: Sowohl Lodenstoffe wie die Bezeichnung dafür sind wesentlich älter.[6]

Traditionelle Verwendung

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Loden war traditionell der widerstandsfähige Kleidungsstoff der bäuerlichen Bevölkerung Europas, der in der gewalkten Form wegen seiner Wind- und Regendichtigkeit geschätzt wurde. Loden spielt in Trachten der Ostalpen und auch in den historischen und modernen Trachten der Samen Lapplands eine wichtige Rolle. Loden wird seit jeher als Outdoorstoff eingesetzt. Denn in der Natur kann Loden und Wolle ihre einzigartigen Eigenschaften am besten ausspielen. Wolle und Loden bleiben ein unübertroffener Funktionsstoff.

Lodenerzeugung

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Inserat der Südtiroler Lodenfabrik Anton Nagele im Adressbuch Bozen-Gries 1922/23

Die Grundlage für die Existenz der Lodenwalke waren die Bauern der Umgebung, von deren Hochgebirgsschafen die Wolle stammte. Ursprünglich wurde die Wolle von den Bauern mit zwei mit Nägeln beschlagenen Brettern aufgelockert und mit dem Spinnrad von den Bäuerinnen und ihren Mägden an den langen Winterabenden zu festen Fäden gesponnen. Ein gelernter Weber wanderte von Hof zu Hof und webte auf einem Webstuhl das lockere Gewebe. Dieses rohe Lodengewebe brachten die Bauern zum Lodenwalker. Dort wurde es in warmem Wasser mit schweren Holzhämmern, die durch Wasserkraft betrieben waren, energisch gewalkt und gestampft. So schrumpft das Gewebe zusammen, die einzelnen Haare verfilzen untereinander, bis der wasser- und windabweisend Loden entsteht.

Gewalkt wird zum Teil noch nach dem Urverfahren, ähnlich wie vor 500 Jahren. Trotz des enormen technischen Fortschrittes ließ sich diese Methode nicht verdrängen. Für die Erzeugung sind zahlreiche Arbeitsgänge notwendig:[7]

Begriff Erklärung

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Die Bezeichnung Walkloden ist fälschlich ist vielmehr aus Unwissenheit aus beiden Begriffen entstanden.

Lodenarten

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Moderne Damenbekleidung aus Lodenstoff

Je nach Verwendungszweck werden folgende Lodenarten unterschieden:[8]

Tuchloden
Der wohl bekannteste und weitverbreitetste Loden ist der Tuchloden. Es handelt sich hier um ein Leinwandgewebe und eine eher leichtere Lodenqualität in unifarbenen oder melierten Farben. Der Tuchloden wird stark gewalkt, damit das Gewebe sich gut verdichtet, er wird typischerweise geschoren und erhält dadurch eine glatte Oberfläche. Den besonderen Glanz erhält der Loden durch die Dekatur – eine Bügelpresse.
Waliser Loden
Der Waliser Loden, ist eine Lodenqualität der in Köperbindung gewebt wird. Er ist dadurch ein sehr robuster Loden. Es gibt ihn in verschiedenen Gewichtsklassen. Oft werden auch verschiedene Farben in Kette und Schuss verwendet, um die Struktur zu betonen oder Effekte zu erzielen.
Walkstoff
Walk ist gestrickt statt gewebt ist. Walk ist wesentlich preiswerter als Loden und passt sich durch seine flexible Maschenstruktur besser den Körperrundungen an.
Trikotloden
In Trikotbindung gewirkt.
Waschloden
Moderne Lodenvariante mit gewalkter Oberfläche, die jedoch nicht gelegt wird, sodass eine unruhige Optik entsteht.
Strichloden (auch Mantelloden, Strichflausch, Strichtuch)
Ist genauso gewalkt jedoch wird er nicht geschoren, sondern im Strich geraut, damit das Abperlen von Regenwasser begünstigt wird.

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Loden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Loden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854–1961, Band 12, Sp. 1116.
  2. a b Wolfgang Pfeifer et al. (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1997, S. 808.
  3. Meyers großes Taschenlexikon in 25 Bänden. B. I. Taschenbuchverlag, 2001, ISBN 3-411-11007-4, s. v. Artikel „Loden“.
  4. Loden als Anekdote in der Damenmodegeschichte - Werbetext einer Modeboutique (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive)
  5. Thomas Krohner: Kleine Fibel der Dresdner Erfindungen. Sächsische Zeitung, 16. Oktober 2008.
  6. Stefan Schramm, in: Dresdner Neueste Nachrichten, 28. August 2013. August Loden und der Lodenmantel – eine angebliche Erfindung aus Dresden. (Memento vom 17. September 2016 im Internet Archive)
  7. Lodenerzeugung gemäß der Lodenwalke Ramsau. In: Lodenwalker Ramsau am Dachstein. Abgerufen am 3. April 2020 (deutsch).
  8. Lexikon der Gewebe, siehe Literatur