Louis-Philippe Dalembert (8. Dezember1962 in Port-au-Prince, Haiti) ist ein französischsprachiger Schriftsteller, dessen aus Romanen, Kurzgeschichten und Lyrik bestehendes Werk in mehrere Sprachen übersetzt wurde.
Dalembert ist der Sohn einer Volksschullehrerin und eines Schulleiters. Der Tod des Vaters nur wenige Monate nach seiner Geburt wirkte sich auf die materielle Situation der Familie aus. So verbrachte er die ersten Jahre seiner Kindheit in Bel-Air, einem Armenviertel der Hauptstadt, wo er in einer Welt voller Frauen aufwuchs. Seine Mutter unterrichtete während der Woche in der Provinz und so lebte er in dieser Zeit bei deren Cousinen, der älteren Schwester, den Großtanten und seiner Oma mütterlicherseits. Letztere hielt ihr Umfeld fest an der Kandare, in einem von Diktator "Papa Doc"François Duvalier regierten Port-au-Prince. Im Alter von sechs Jahren erfuhr er die erste große Trennung seines Lebens, als die Familie den Stadtteil verlässt und in ein anderes Viertel zieht. Diese Erfahrung wird ihn später zu seinem Roman Le crayon du bon Dieu n’a pas de gomme inspirieren, in dem sich eine stark religiös geprägte Kindheit im Zeichen des Sabbat widerspiegelt.
Hinter dem neuen Haus der Familie, auf der anderen Seite einer kleinen Schlucht, befand sich ein Freiluftkino, auf dem sich abends diejenigen trafen, die sich den Besuch des Kinos nicht leisten konnten, um ihn aber dennoch zu sehen. Dalembert begeisterte sich für Western, sah die ersten Kung-Fu-Filme und Der letzte Tango in Paris. Da man nichts hört, muss man sich die Dialoge vorstellen, wenn nicht gerade jemand aus dem Publikum einspringt und einen improvisierten Text liefert. Von dieser Zeit an bedeutete Erzählen für Dalembert in der Hauptsache visualisierte Bilder.
Nach einer journalistischen und literarischen Ausbildung arbeitete Dalembert zunächst in seinem Heimatland als Journalist, bis er 1986 nach Frankreich ging, um sein Studium fortzusetzen, das er an der Sorbonne mit einem Doktorat in Vergleichender Literaturwissenschaft über den kubanischen Schriftsteller Alejo Carpentier beendete. Seit seinem Fortgang von Haiti hat der siebensprachige Autor abwechselnd in Nancy, Paris, Rom, Jerusalem, Brazzaville oder Kinshasa gelebt und ist viel gereist.
Sein Werk ist geprägt vom Vagabundieren (ein Begriff, den er dem des Umherirrens vorzieht), geprägt von einer ständigen Spannung zwischen zwei Zeiten (der Kindheit, aus der heraus er die Welt betrachtet, und des Erwachsenenalters) und zwischen zwei, wenn nicht mehreren Orten. Dalembert lebt heute unter anderem in Paris und Port-au-Prince.
Im Frühjahrssemester 2015 war Dalembert Inhaber der Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der Universität Bern.[1]
2015: Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der Universität Bern[3]
Prix spécial « Ville de Limoges » 2011 pour le roman Noires blessures
Meilleur essai 2011, Trophées des arts afro-caribéens pour Haïti, une traversée littéraire
Prix Thyde-Monnier 2013 de la Société des gens de lettres pour le roman Ballade d'un amour inachevé
Prix du jury de l'Algue d'or 2014 pour le roman Ballade d'un amour inachevé
Prix Orange du Livre 2017 et Prix France Bleu/Page des libraires pour Avant que les ombres s'effacent
Finaliste du grand prix du roman de l'Académie française 2017 pour Avant que les ombres s'effacent
Finaliste du prix Médicis 2017 pour Avant que les ombres s'effacent
Prix littéraire de Cenon, Prix du Jury 2018 pour Avant que les ombres s'effacent
Prix Résidence d'auteur de la Fondation des Treilles 2018
Samuel Fischer-Gastprofessor für Literatur am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin (Wintersemester 2018/19).
Prix de la langue française 2019 pour Mur Méditerranée[4]
Choix Goncourt de la Pologne 2019 pour Mur Méditerranée[5]
Choix Goncourt de la Suisse 2019 pour Mur Méditerranée[6]
Finaliste du Prix Goncourt des Lycéens pour Mur Méditerranée
Nominé au Prix Goncourt 2019 pour Mur Méditerranée
Finaliste du Prix Goncourt 2021 avec Milwaukee Blues
Le Songe d’une photo d’enfance, Kurzgeschichten, Serpent à Plumes, Paris, 1993. Serpent à Plumes, Reihe „Motifs“, Paris, 2005.
Le crayon du bon Dieu n’a pas de gomme, Roman. Stock, Paris, 1996; Serpent à Plumes, Reihe Motifs, Paris 2004; Editions des Presses nationales, Port-au-Prince 2006
Gottes Bleistift hat keinen Radiergummi. Übers. Peter Trier. Litradukt, Kehl 2008
L’Autre Face de la mer. Roman. Stock, Paris 1998; wieder Serpent à Plumes, coll. Motifs, Paris 2005; wieder Editions des Presses nationales, Port-au-Prince 2007
Jenseits der See. Übers. Peter Trier. Litradukt, Kehl 2008
L’Ile du bout des rêves. Roman, Bibliophane/Daniel Radford, Paris 2003. Serpent à Plumes, Reihe „Motifs“, Paris 2007
Die Insel am Ende der Träume. Übers. Peter Trier, Litradukt, Kehl 2007
Vodou! Un tambour pour les anges. Erzählung, Fotos David Damoison, Vorw. Laënnec Hurbon. Autrement, Paris 2003
Rue du Faubourg Saint-Denis. Roman. Rocher, Monaco 2005
Les dieux voyagent la nuit. Roman. Rocher, Monaco 2006
Die Götter reisen in der Nacht. Übers. Bernadette Ott. Litradukt, Kehl 2016
Histoires d'amour impossibles... ou presque. Kurzgeschichten. Rocher, Monaco 2007
En marche sur la terre, Paris, Éditions Bruno Doucey, 2017
Ces îles de plein sel et autres recueils, Paris, Points, 2021.
Als Herausgeber
I Caraibi prima di Cristoforo Colombo: la Cultura del Popolo Taíno. Zusammen mit Carlo Nobili, Daniela Zanin, Istituto Italo-Latino Americano, Rom 1998
Haiti attraverso la sua letteratura, Istituto Italo-Latino Americano, Rom 2000
La Méditerranée Caraïbe, Passerelles # 21, Thionville, Herbst-Winter 2000. Sonderheft über 35 Autoren und Kritiker aus der Karibik, die in westlichen Sprachen schreiben.
Les Peintres du vodou – I pittori del vudù. Zweisprachiger Katalog zur Ausstellung, Istituto Italo-Latino Americano, Edizioni Diagonale, Rom 2001
Sous la direction de Sylvie Bouffartigue, Renée Clémentine Lucien et Dominique Diard, « Entre Haïti et ailleurs. Louis-Philippe Dalembert », Loxias-Colloque, Numéro 9, 20 janvier 2018 [1]
Sous la direction de Daniel-Henri Pageaux, Louis-Philippe Dalembert. Entre vagabondage et humanisme, Paris, L'Harmattan, 2019