Zunächst studierte die Tochter eines Ingenieurs und einer Sopranistin Medizin und anschließend Schauspiel an der Hochschule für Musische Künste Bratislava (VŠMU). Zuvor konnte sie ihr schauspielerisches Talent bereits in zwei Filmrollen zeigen: 1957 in Štyridsatštyri (dt.: Vierundvierzig) und 1962/63 mit der weiblichen Hauptrolle in Jánošik (so etwas wie der slowakische Robin Hood).[1] Von 1959 bis 1963 absolvierte sie ihr Gesangsstudium bei Anna Hrušovská in Bratislava und an der Musikakademie in Prag.
In Bratislava am dortigen Opernhaus debütierte Popp 1963 in einer ihrer Glanzrollen, der Königin der Nacht, die sie noch im selben Jahr, nachdem sie umgehend von der Wiener Staatsoper[2] engagiert wurde, unter der Leitung Otto Klemperers in dessen Studiofassung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte aufnahm. »Sie sind ein Wundertier!«, soll Elisabeth Schwarzkopf ob der stimmlichen Leistungen der jungen Sopranistin ausgerufen haben.
Diese Rolle, zu Beginn ihrer Karriere ihre einzige, brachte Popp an die großen Häuser der Welt. Auftritte führten sie unter anderem an das Theater an der Wien und die Hamburgische Staatsoper. Da sie nicht mehr nur die ›sternflammende Königin‹ sein wollte, ging sie in den frühen 1970er Jahren allmählich vom Soubretten- und Koloraturfach (Königin der Nacht, Blonde in Die Entführung aus dem Serail, Adele in Die Fledermaus 1964/5)[3] zu lyrischen Partien über (z. B. Pamina in Die Zauberflöte, Servilia in La clemenza di Tito oder Zdenka in Arabella). Etwa zehn Jahre später wechselte sie ins jugendlich-dramatische Sopranfach (z. B. Eva in Die Meistersinger von Nürnberg oder Elsa in Lohengrin). Wegen der Nachdunkelung ihrer Stimme sang sie in ihrer späteren Laufbahn auch die Daphne in Richard Strauss’ gleichnamiger Oper.
Im Liedbereich steht Popp vor allem als Interpretin der Mahler-Lieder. Sie war diesbezüglich eine von Leonard Bernsteins Lieblingssängerinnen. Aber auch ihre Aufnahmen von Schubert- und Schumann-Liedern zeugen von ihrer musikalischen Meisterschaft. Die dafür notwendigen sprachlichen Grundlagen erarbeitete sie sich in weniger als zwei Jahren.[6] Ob das auf ihre deutschen Vorfahren zurückzuführen ist, ist Spekulation. Ihr Deutsch war nie akzentfrei, aber immer idiomatisch und in ihren Darstellungen verband sie Ernst und Komik, am besten bei den Liedern im Volkston von Brahms, Dvořák, Prokofjew, Kodály, Janáček und (wieder) Mahler. Aber auch ihre Interpretation deutschsprachiger Kinder- und Wiegenlieder zeigt eine unvoreingenommene Herangehensweise.
Lucia Popp war in erster Ehe mit dem Dirigenten Georg Fischer, in zweiter Ehe mit Peter Jonas und in dritter Ehe[7] mit dem 15 Jahre jüngeren Tenor Peter Seiffert verheiratet.[8]