Ludwig Levy wurde als sechstes Kind des jüdischen Textilhändlers Jonas Levy und dessen Ehefrau Barbara, geborene Machhol, geboren. Die Eltern führten ein Bekleidungsgeschäft in der Kronstraße 7 in Landau.[1]
Nach seiner Schulzeit in Landau studierte er ab 1870 am Polytechnikum Karlsruhe Mathematik und Ingenieurwesen. In den Ferien arbeitete er jeweils in verschiedenen Bausektionen der pfälzischen Eisenbahnen mit. Sein älterer Bruder Heinrich war hier als Ingenieur beschäftigt. Nach diesen ersten Erfahrungen änderte Ludwig Levy sein Studienfach und begann, Architektur zu studieren.[1] Levy übernahm nach beendetem Studium ab 1876 verschiedene Stellen bei Architekten, unter anderem bei Rudolf Opfermann.[2] in Mainz und Mylius & Bluntschli in Frankfurt.[3][4] 1881 unternahm er eine Studienreise nach Italien. Im Frühjahr 1882 arbeitete er im Architekturbüro von Paul Wallot in Frankfurt und war dort beteiligt am Entwurf des Reichstagsgebäudes.[5] Im August 1882 erhielt Ludwig Levy den Auftrag für den Bau der Synagoge in Kaiserslautern und eröffnete er dort sein eigenes Architekturbüro. 1886 wurde er als Lehrer an die Baugewerkschule Karlsruhe berufen (Antritt am 1. November 1886), wo er am 24. März 1888 zum Professor ernannt wurde. Er lehrte in den Bereichen Bauformen, Kostenberechnung und Bauordung.[5] Ab 1902 war er Bautechnischer Referent im Ministerium des Innern. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er 1902 durch das BadischeInnenministerium zum Baurat berufen.[6]
Ludwig Levy war seit dem 8. Oktober 1890[7] mit Flora Levinger (* 7. August 1869 in Karlsruhe) verheiratet. Aus der Ehe gingen die Kinder Marie Babette (* 5. August 1891) und Erwin Walter, Bauingenieur, (* 18. Juni 1896 in Karlsruhe; † 18. Juli 1919 in Karlsruhe) hervor.[7]
Levy starb an einem plötzlichen Herzversagen, erst 53-jährig, am 30. November 1907 auf der Rückfahrt von einer Dienstreise von Freiburg zurück nach Karlsruhe. Sein Grab auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe ist beseitigt worden, vielleicht noch vor 1945.[7]
Seine Witwe Flora wurde am 22. August 1942 über Stuttgart nach Theresienstadtdeportiert.[8] Dort starb sie am 23. April 1943 im Alter von 74 Jahren. Ihre beiden Kinder waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben,[9] Enkelkinder gab es keine. Das beschlagnahmte Wohnhaus von Ludwig Levy in Karlsruhe wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, sein Nachlass blieb bis heute verschollen.
Ludwig Levys Werk weist ihn als Stilpluralisten aus und damit als typischen Vertreter des Historismus. Er griff auf Formen des Orients, der Romanik, Gotik, der italienischen und deutschen Renaissance und des Barock zurück. Nur ganz vereinzelt ließ er bei Bauten nach 1900 auch florale Stilelemente des Jugendstils einfließen.[10] Er trug damit dem Zeitgeschmack und den Vorstellungen seiner Auftraggeber Rechnung.[7]
ab 1884 neun Privathäuser an der Straße An 44, unter anderem: Villa Ufer, das Drillingshaus Nr. 23–27 für den Schwiegervater Michael Levinger, die Villa des Postexpeditors Carl Heilmann (abgerissen)
Häuser in der Badstraße 1 und 4
1887 das Haus Schlossstraße 8 für die Weinhandlung Leon Levy Söhne
1891–1892 Villa Mahla, Marienring 8, für den Rechtsanwalt Norbert Mahla
1893: Villa Streccius, Südring 20, für den Notar Heinrich Streccius, heute Sitz des Kunstvereins Landau
1899 Wohnhaus Ludowicistraße 11 für seinen Bruder Heinrich Levy
Villa Ufer
An 44, Nr. 23–27 (Drillingshaus)
Badstraße 4
Schlossstraße 8
Villa Mahla
Villa Streccius
Ludowicistraße 11
In seinem Wirkungsort Kaiserslautern und in der Pfalz
1889: Levy-Tor in Kirchheimbolanden: Das sogenannte Levy-Tor ist ein schmiedeeisernes Tor, das sich an der Nordwestecke des Schlossgartens befindet. Das zweiflügelige neobarocke Tor ließ der damalige Besitzer des Schlosses, Friedrich Brunck, nach einem Entwurf Levys in der Frankfurter Werkstatt des Kunstschmieds Franz Brechenmacher herstellen. Es ist aufwändig gestaltet mit Blumen und Früchten sowie Ranken und von zwei Sandsteinpfeilern mit bekrönenden Vasen getragen. 2009 wurde das Tor restauriert und mit einem Schutzanstrich versehen.
1890: Villa Lieberich-Merkel in Neustadt an der Haardt
das eigene Haus in Karlsruhe Reinhold-Frank-Str. 69 (früher: Westendstraße) und Nr. 67 für die Schwiegereltern Michael und Justine Levinger.[15] Dieses Haus steht noch, das eigene fiel dem Luftangriff zum Opfer.
1902–1903: Großherzogliches Bezirksamt (heute: Polizeipräsidium) in Mannheim als Nachfolger von Oberbaurat Adolf Hanser
1899–1911: Ministerialgebäude der Verwaltung der Reichslande Elsaß-Lothringen am Kaiserplatz (heute: Sitz der Direction régionale des Impôts, Place de la République) in Straßburg
Großherzogliches Bezirksamt in Mannheim um 1905, heute Polizeipräsidium
Luftaufnahme der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch, heute Psychiatrisches Zentrum Nordbaden
Verwaltungsgebäude in Straßburg, heute Direction régionale des Impôts
Otto Böcher: Der Architekt Ludwig Levy (1853–1907). In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, Neue Folge. Band77, 1992, S.33–46, doi:10.22029/jlupub-3722.
Christine Kohl-Langer: Ein Architekt, der Landaus vornehmes Stadtbild prägte. Ludwig Levy vor 140 Jahren geboren. In: Pfälzer Tageblatt, Nr. 89, vom 18. April 1994.
Helmut Range: Ludwig Levy – ein bedeutender Architekt des Historismus in Südwestdeutschland. In: Fachbereich Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bauingenieurwesen der Universität Kaiserslautern (Hrsg.): Festschrift Martin Graßnick aus Anlaß der Vollendung seines 70. Geburtstages. Kaiserslautern 1987, S.117–128.
Jean Daltroff: La synagogue du quai Kléber de Strasbourg (1898–1941). I. D. L’Édition, Bernardswiller, 2012, S. 15–31, 89 (französisch).
Bernd Gölz: Auf dem Augustenberg: Der Laborbau und sein Architekt. In: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008–2013, S. 290–292.
↑ abMartin Klemenz: Architekten und Baumeister – Kurzbiografien. In: Kulturamt der Stadt Kaiserslautern (Hrsg.): Schriften des Theodor-Zink-Museums. Schlote, Villen, Gartenlaube. Historismus und Gründerjahre in Kaiserslautern, Nr.5. Kaiserslautern 2003, ISBN 3-936036-04-7, S.60.
↑Laura Kienzler und Saskia Sachweh, 11. Klasse Marksgrafen-Gymnasium: Levy, Flora. In: Gedenkbuch Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv & Historische Museen, August 2012, abgerufen am 9. März 2024.
↑Gedenkbuch der Stadt Karlsruhe (voriger Beleg): Sie schrieb 1939 einmal, dass ihre beiden Kinder „an den Folgen des Ersten Weltkriegs verstorben seien“.
↑Katja Förster: Ludwig Levy. In: Stadtlexikon Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, 2014, abgerufen am 9. März 2024.
↑A. J. Kohn (Hrsg.): Zur Geschichte der Juden in Diedenhofen – Festschrift zur Einweihung der neuen Synagoge in Diedenhofen – 19. September 1913. Buchdruckerei G. Hollinger, Diedenhofen 1913, S.36.
↑Hiltrud Funk: Von der Ziegelhütte zur "behaglichen" Villa - zur frühen Baugeschichte des Burckshofs in Neustadt-Gimmeldingen. In: Pfälzer Heimat 73 (2022), S. 53–64.