Ludwig Steub (* 20. Februar 1812 in Aichach; † 16. März 1888 in München) war ein deutscher Schriftsteller und Jurist.

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig Steub wurde als Sohn des königlich-bayerischen Stiftungsadministrators des Landgerichtes Andreas Steub und der Josephine Steub (geb. Wacker) geboren.

Steub besuchte zunächst das (heutige) Wilhelmsgymnasium München und schloss es 1829 ab.[1] Im Selbststudium lernte er mehrere Sprachen und studierte Philosophie und Philologie, bevor er zur Rechtswissenschaft wechselte. Gegen den Willen seiner Eltern wollte er nach Griechenland gehen, wo Otto I. König geworden war, und bewarb sich erfolgreich bei der dortigen Regierung, allerdings nicht wie von ihm gewünscht als Hochschullehrer oder Gouverneur, sondern als Regentschaftssekretär. Die in der dortigen Verwaltung tätigen Bayern waren in mehrere Lager gespalten und untereinander zerstritten; Steub versuchte sich aus diesen Konflikten herauszuhalten.

1845 ließ er sich als Rechtsanwalt in München nieder und bekleidete danach von 1863 bis 1880 das Amt eines Notars. Von 1837 bis 1885 war er Mitglied der Zwanglosen Gesellschaft München.[2]

Als Steub im Januar 1866 in der Augsburger Allgemeinen Zeitung unter Bezug auf den Judenstein in Rinn (Tirol) darauf aufmerksam machte, dass die eucharistische Wallfahrt zur Grabkirche in Deggendorf („Deggendorfer Gnad“) auf einer Vertuschung der Judenpogrome von 1337 bzw. 1338 basiere,[3] wurde er in eine ca. zehnjährige Polemik verwickelt, in der er seinen Standpunkt weiterentwickelte. Steubs Ansichten wurden letztendlich auch kirchlicherseits anerkannt, und 1992 wurde die Wallfahrt offiziell eingestellt.

Anerkennungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aichach, Steubstr. 6: Denkmal für Ludwig Steub

Leistungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steub war ein Schriftsteller, der vor allem durch seine Schilderungen über das Land und die Sitten von Tirol als sein literarischer „Entdecker“ gilt. Zudem machte er sich als Pionier der Tiroler Ortsnamenforschung verdient, speziell in Bezug auf die rätische Sprache. Seine Reiseschilderungen und Erzählungen, die meist vom Alpenraum handeln, wurden auch später noch gelegentlich aufgelegt, wenngleich er schon lange zu den „vergessenen Schriftstellern“ gezählt wird. In seinen Werken ist ein antiklerikaler Ton bemerkbar, der sich gegen einen allzu selbstgefälligen Katholizismus, wie er ihn in Bayern erlebte, richtet. Nur mit seiner Hilfe gelang es der Spielgemeinschaft Ritterschauspiele Kiefersfelden in den Jahren 1860 bis 1868, den Fortbestand ihres Dorftheaters zu erhalten und zu sichern. Durch Steubs Bücher wurde in Deutschland Sommerfrische zu einem üblichen Begriff.

Werke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auswahlband

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Ludwig Steub – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ludwig Steub – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Max Leitschuh: Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München. Vier Bände. München 1970–1976.; Bd. 3, S. 283.
  2. Heinrich Künzler, Carl Michalski: Hundertfünfzig Jahre Zwanglose Gesellschaft München 1837–1987. Eigenverlag, München 1987, 192 Seiten. (Auch in: Gustav Rohmer (1868–1946; Verleger): Die Zwanglose Gesellschaft in München. 1837–1937. Jubiläumsschrift, als Manuskript gedruckt. München 1937, DNB).
  3. Wunderaberglaube in der römisch-katholischen und Wunderunglaube in der evangelischen Kirche, ein Zeichen der Zeit. In: Allgemeine Kirchen-Zeitung, Nr. 14/1866 (XLV. Jahrgang), 17. Februar 1866, S. 108 f. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/akz;
    Ludwig Steub: Der Judenmord zu Deggendorf. In: Altbayerische Culturbilder, Keil, Leipzig 1869, S. 21–150, Volltext online.
Personendaten
NAME Steub, Ludwig
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und Jurist
GEBURTSDATUM 20. Februar 1812
GEBURTSORT Aichach
STERBEDATUM 16. März 1888
STERBEORT München