Makrosprache ist eine Sprachkategorie innerhalb der Norm ISO 639-3, ihr gegenüber steht die Kategorie Einzelsprache. ISO 639-3 weist etwa 7300 lebenden und bekannten ausgestorbenen Sprachen eine Kennung aus drei Buchstaben zu, die Norm wird vom SIL verwaltet. Danach sind Makrosprachen Zusammenfassungen von genetisch nah verwandten Varietäten, die bisher nur als Einzelsprachen aufgeführt wurden, deren „Zusammenfassung zu einer größeren Einheit als ‚Makrosprache‘ allerdings unter bestimmten Aspekten sinnvoll erscheint“. Dazu heißt es in Ethnologue 2009: „Die Makrosprachen werden als [Gruppe] ähnlicher oder nahe verwandter Einzelsprachen bestimmt, welche in einigen Verwendungszusammenhängen [der Norm ISO 639-3] wie eine [gemeinsame] Einzelsprache betrachtet werden können.“[1] Insgesamt werden in der 16. Auflage von Ethnologue (2009) 55 Makrosprachen gemäß ISO 639-3 angeführt.

Der Begriff Makrosprache darf auf keinen Fall mit dem Begriff Makrofamilie verwechselt werden. Eine gewisse Nähe besteht aber zum Begriff der Dachsprache und in bestimmten Fällen zur Dialektgruppe.

Kriterien für Makrosprachen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grundvoraussetzung für die Zusammenfassung von Einzelsprachen zu einer Makrosprache ist die enge genetische Verwandtschaft der Einzelsprachen. Darüber hinaus muss mindestens eins der folgenden Kriterien erfüllt sein (siehe auch den unten angegebenen Weblink):

Kritik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzept der Makrosprachen wird in seiner bisherigen Durchführung als uneinheitlich und inkonsistent kritisiert. Insbesondere die Zusammenfassung von Dialekten zu einer „Makrosprache“ verhülle nur die bisherige Fehleinschätzung durch das SIL. Leider würden solche offensichtlichen Dialekte keineswegs durchgehend zu Makrosprachen zusammengefasst. Beispielsweise sei Deutsch nach wie vor keine Makrosprache, unter Deutschland führt Ethnologue in seiner Ausgabe 2009 die Sprachen Bairisch, Kölsch, Mainfränkisch, Pfälzisch, Schwäbisch, und diverse andere an, jedoch ohne die Varietäten Schweizer Hochdeutsch, österreichisches Standarddeutsch, Bundesdeutsches Hochdeutsch und so fort, oder von Millionen gesprochene Regiolekte, wie Berlinerisch, Rheinisch, Ruhrdeutsch und weitere zu berücksichtigen. Auch Italienisch wurde nicht als Makrosprache etabliert, einige wenige seiner zahlreichen Dialekte werden weiterhin als Einzelsprachen geführt.

Die Definition von bisherigen genetischen Einheiten eigenständiger Sprachen als Makrosprache erfolgt scheinbar willkürlich (z. B. beim Rajasthani, Lahnda, Bikol, Hmong, Luyia), dagegen in vielen anderen sehr ähnlich gelagerten Fällen sogar in derselben Sprachfamilie nicht.

In einigen Fällen werden willkürlich einige Dialekte einer allgemein als „Sprache“ angesehenen Einheit zu Makrosprachen zusammengefasst, z. B. die Inuit-Dialekte „Eastern Canadian Inuktitut“ und „Western Canadian Inuktitut“ zur sogenannten Makrosprache Inuktitut, das aber zusammen mit dem Inupiaq (nun ebenfalls „Makrosprache“) und dem Grönländischen die Sprache Inuit ausmacht.

Bei der Zusammenfassung zu Makrosprachen kann es wie bei der malaiischen Sprache zu Namenskonflikten kommen. Während der veraltete Code mly die Einzelsprache bezeichnete, steht msa für den Eintrag des Malaiischen als Makrosprache. Um Verwechslungen auszuschließen, müssen die Benennungen dieser Einträge einen qualifizierenden Zusatz erhalten. Das Beispiel Malaiisch zeigt eine Zusammenfassung teilweise sehr heterogener Sprachen, die unter keinem anderen Aspekt als dem der gemeinsamen Herkunft zusammengefasst werden können.

Insgesamt ist festzustellen, dass das Konzept der Makrosprachen in ISO 639-3 und Ethnologue 2009 uneinheitlich gehandhabt wird, so dass es für einige Anwendungen mehr Probleme aufwirft als löst. So wird gefordert, bevor neue Sprachencodes und Sprachkategorien geschaffen werden (gearbeitet wird an Codes für genetische Einheiten jeder Stufe), sollte die Einstufung von Varietäten als Sprache oder Dialekt gründlich überarbeitet und einem üblichen sprachwissenschaftlichen Standard angepasst werden und nach Ausscheidung „zahlloser“ Dialekte gäbe es sicherlich einige sinnvolle Gruppierungen, die man als Makrosprache definieren könne, vor allem bei politisch bedingten oder staatlichen Aufsplitterungen. Problematisch an solchen Vorschlägen ist, dass es keine Einigkeit oder Einheitlichkeit bei übergreifenden sprachwissenschaftlichen Standards der Unterscheidung gibt und politisch bedingte Aufteilungen mit sprachwissenschaftlichen Kriterien zu vermischen leicht zu problematischen Ergebnissen führen und Kontroversen provozieren könnte.

Auf der Basis der ISO 639-2 wird auch die ISO 639-5 (Sprachengruppen) erweitert. Es könnte ein Weg für die Zukunft sein, die Makrosprachen aus der ISO 639-3 auszugliedern und in die ISO 639-5 zu überführen.

Beispiele für Makrosprachen nach ISO 639-3

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zeichen „<“ bedeutet „zusammengesetzt aus den Einzelsprachen“.

Die vollständige Liste mit den Codes für die Einzelsprachen ist dem unten angegebenen Weblink zu entnehmen.

Siehe auch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen, Hinweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. The macrolanguages are defined as closely related individual languages that are deemed in some usage contexts to be a single language.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]