Marvin Chlada (* 1970 in Esslingen am Neckar) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler, Autor und Musiker.
Marvin Chlada absolvierte eine Lehre zum Schriftsetzer und studierte nach seinem Zivildienst an der Universität Duisburg-Essen Sozialwissenschaften u. a. bei Dankwart Danckwerts, Hedda Herwig und Jochen Zimmer. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeiten bilden die Analyse der Alltags- und Populärkultur sowie die Theorie und Sozialgeschichte des utopischen Denkens. Chlada ist Mitglied im Arbeitskreis Demokratie am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS).
Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber und Autor von Sachbüchern schreibt Chlada u. a. Glossen, Reportagen und Essays. Seine literarischen, häufig satirischen Texte werden gemeinhin der Popliteratur zugeordnet.[1]
Erste, an der Methode des Cut-up orientierte Textarbeiten stammen aus den späten 1980er Jahren. Sie flossen z. T. in Songtexte diverser Bandprojekte (z. B. The Love Cats) mit ein oder wurden auf Konzerten als Spoken-Word-Performances dargeboten.[2]
Chlada unternahm ausgedehnte Lesetouren u. a. mit Gerd Dembowski und Johannes Grenzfurthner/Evelyn Fürlinger von monochrom. In Zusammenarbeit mit Marcus S. Kleiner und Stephan Maus entstand 2002 das vom WDR produzierte Hörspiel Diskurs – Ende – Leben (Regie: Leonhard Koppelmann).
2014 feierte Chlada sein 25-jähriges Bühnenjubiläum im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Pipelines - Livehörspiele/Hörtheater“ im Lokal Harmonie in Duisburg-Ruhrort.[3]
Marvin Chlada gilt als Vertreter eines intentionalen Utopiebegriffs in der Tradition von Ernst Bloch und Karl Mannheim, den er mit Rückgriff auf poststrukturalistische Ansätze zu aktualisieren und erweitern versucht.[4]
Kritisiert wird Chladas Entgrenzung des Utopiebegriffs u. a. von Peter R. Werder. So gehe Chlada „eher großzügig mit Utopie und utopisch um, ohne die Begriffe abschließend genau zu umreißen bzw. klar zu deklarieren.“[5]
Richard Saage bezeichnet Chladas „postmoderne“ Diagnose des Utopischen als „fatal“, da sie keine emanzipatorische Alternative zum Status quo eröffne: „Zwar steht Chlada in der Tradition des intentionalen Utopiebegriffs Blochs. Doch ebenso klar ist, dass er ihn mit Foucaults postmoderner Heterotopie synthetisiert. So erscheint es signifikant, dass Chlada nur einer einzigen historischen Entwicklung seine Aufmerksamkeit widmet: Es ist der ‚Epochenwandel‘ von der Moderne zur Postmoderne.“[6]
Die von Marvin Chlada und Marcus S. Kleiner in ihrem Buch Klangmaschine (2001) unter dem Slogan „Pop ist tot“ vorgestellte Konstellation „reiner Klang vs. Pop“ wird von Diedrich Diederichsen als „diskurszertrümmerische“ und „terminoklastische“ Bemühung charakterisiert. Letztlich wirke eine derartige Gegenüberstellung jedoch „ähnlich frühachtzigerjahrehaft wie der dekonstruktive Furor.“[7]
Ulrike Wörner, Tilman Rau und Yves Noir würdigen Klangmaschine als „große Cut-up-Betrachtung der zeitgenössischen Popkultur.“[8] Enno Stahl konstatiert mit Blick auf den Fortsetzungsband Radio Derrida (2003): „So stark die Analysen Chlada/Kleiners auf der deskriptiven Ebene sind, ein wenig vermisst man die Synthese. Das ist jedoch auch Ergebnis einer bewussten Verweigerungshaltung, die sich den 'alteuropäischen' Erkenntnisverfahren, Theorie- oder Sinnbildung, bewusst entzieht.“[9]