Meik Gerhards (* 20. April 1970 in Waldbröl) ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe.

Leben

Meik Gerhards studierte evangelische Theologie an den Universitäten Bonn, Göttingen und Marburg. Dort studierte er anschließend auch orientalische Sprachen (u. a. Akkadisch, Hethitisch, Arabisch) und führte ein Promotionsstudium durch. Er war von 1999 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Evangelische Theologie in Marburg und am Institut für Evangelische Theologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach der Promotion 2005 im Fach Altes Testament an der Philipps-Universität Marburg war er von 2007 bis 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock, an der 2010 auch seine Habilitation im Fach Altes Testament erfolgte. Von 2014 bis 2020 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Evangelische Theologie der Universität zu Köln. Zum Wintersemester 2020/21 wurde er Lektor für Biblisches Hebräisch an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Gerhards ist Glied der Evangelisch-Lutherischen Kirche Berlin-Mitte in der SELK.

Forschung

Gerhards betreibt seit seiner Dissertation über die Aussetzungsgeschichte des Mose (Ex 2,1-10 EU) alttestamentliche Exegese mit einem religions- und traditionsgeschichtlichen Schwerpunkt. Dabei hat er in verschiedenen Arbeiten insbesondere Beziehungen zwischen biblischen Texten und Texten der Keilschriftkulturen Mesopotamiens (Gilgamesch-Epos; Ludlul bēl nēmeqi) sowie Kleinasiens (hethitische Texte) untersucht. In einer Monographie wendet er sich auch dem Verhältnis biblischer Texte zu Homer zu und bezieht damit den antiken griechischen Raum in die weitere Umwelt des Alten Testaments ein. Darüber hinaus hat Gerhards religionsgeschichtliche Arbeiten vorgelegt, die sich mit der Frage eines möglichen Einflusses vorderorientalischer Indoarier in Palästina beschäftigen. Danach könnten mit den sog. „Hethitern“, die im Alten Testament unter den Vorbewohnern des Landes erwähnt sind (Gen 15,20 und öfter EU), hurritisch-indoarische Kreise gemeint sein, die mit der Oberschicht des Reiches von Mittani verwandt waren. Mögliche religionsgeschichtliche Konsequenzen zeigen Arbeiten zum Namen „Arauna“ sowie zum Tempelweihspruch in (1 Kön 8,23-53 EU) auf.

In seiner Habilitationsschrift zum Hohelied tritt Gerhards für eine einheitliche Lesart als Monolog der Frau ein sowie dafür, dass das Hohelied von vornherein als religiös-allegorische Dichtung entstanden ist. Das religiös-allegorische Verständnis, das in der jüdischen und christlichen Auslegungstradition bis in die Neuzeit hinein weit überwiegend vertreten wurde, entspreche danach im Kern der ursprünglichen Intention des Buches.

Mit der religions- und traditionsgeschichtlich orientierten Exegese verbindet sich bei Gerhards das Interesse, alttestamentliche Texte theologisch fruchtbar zu machen. Dazu dient einerseits der Versuch, die Texte mithilfe von philosophischen Fragen und Konzepten zu erschließen. In der Monographie Conditio humana werden Texte aus dem Gilgamesch-Epos und der biblischen Urgeschichte (Gen 2-3 EU) (Gen 11,1-9 EU) mithilfe eines hermeneutischen Konzepts erschlossen, das Einsichten der Philosophischen Anthropologie aufnimmt; in der Monographie Gott und das Leiden werden die babylonische Dichtung Ludlul bēl nēmeqi und das Hiobbuch mit philosophischen Positionen zur Leidensfrage ins Gespräch gebracht. Einen anderen Weg der theologischen Erschließung sieht Gerhards in dem Versuch, Anschluss an die traditionelle („vormoderne“) christliche Exegese zu gewinnen und alttestamentliche Texte als Texte der einen Heiligen Schrift zu verstehen, ohne Methoden und Einsichten der neuzeitlichen, historisch-kritischen Exegese aufzugeben. In dem Aufsatz Zur Aktualität des Vormodernen und in der Monographie Simson als Bild Christi schlägt er einen Rückgriff auf die altkirchliche und mittelalterliche Lehre vom mehrfachen Schriftsinn vor, der es ermöglichen soll, historische Kritik in der Erforschung des Literalsinns und Ansätze der kirchlichen Auslegungstradition als Anwendungen des ursprünglichen Sinns miteinander zu verbinden. In der Monographie Protevangelium schlägt er vor, die christlich-typologische Exegese des Alten Testaments wiederzuentdecken, und wendet diese exemplarisch auf die Szene der Bekleidung der ersten Menschen mit Fellröcken an (Gen 3,21 EU). In diesen Kontext gehört auch eine Monographie zum Buch Rut (Der Ursprung Davids), die in Abgrenzung von feministischen und sozialgeschichtlichen Auslegungen herausarbeitet, dass das Rutbuch mithilfe einer typologischen Bedeutungsebene messianische Hoffnung in das alttestamentliche Geschichtsbild einträgt, auf die die christliche Rezeption in nachvollziehbarer Weise zurückgreift.

Zudem hat Gerhards Artikel zum Wissenschaftlichen Bibellexikon (wibilex) beigesteuert, die sich mit der Geschichte der alttestamentlichen Exegese (Franz Delitzsch; Julius Wellhausen) sowie der Wirkung des Alten Testaments in der neueren Geistesgeschichte, etwa bei Hugo Grotius, Johann Wolfgang von Goethe oder Sigmund Freud, beschäftigen.

Schriften (Auswahl)

Monographien

Aufsätze

a) Zur Religionsgeschichte und biblisch-altorientalischen Beziehungen

b) Zur Exegese

c) Zur Hermeneutik des Alten Testaments