Die drei Villen des Museums der Weltkulturen in Frankfurt am Main (2013)

Das Museum der Weltkulturen (bis 2001: Museum für Völkerkunde; ab 2013 Eigenbezeichnung: Weltkulturen Museum) ist ein ethnologisches Museum am Museumsufer in Frankfurt am Main.[1] Träger ist die Stadt Frankfurt am Main.

Geschichte

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Von 1904 bis 1945

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Das Museum wurde 1904 von interessierten Bürgern gegründet, um die im Besitz der Stadt befindlichen ethnographischen Sammlungen zusammenzuführen. Die Finanzierung und die Bereitstellung von Räumlichkeiten übernahm die Stadtverwaltung. Im Jahr 1908 bezog das Museum das Palais Thurn und Taxis in der Frankfurter Innenstadt. 1925 erwarb die Stadt die Sammlungen des von Leo Frobenius gegründeten Instituts für Kulturmorphologie, des späteren Frobenius-Instituts. Frobenius siedelte mit seinem Institut nach Frankfurt über und wurde Honorarprofessor an der Universität Frankfurt und 1934 Leiter des Völkerkundemuseums. Auch unter seinen Nachfolgern blieb die Personalunion des Museumsleiters und des Institutsdirektors bestehen, bis die Frankfurter Universität 1966 in eine Landesuniversität überführt wurde. Seitdem besteht das Museum wieder als städtische Einrichtung.

Im Zweiten Weltkrieg gingen bei der Zerstörung des Palais im Bombenkrieg erhebliche Teile der Sammlungen verloren. Einige Exponate konnten jedoch rechtzeitig ausgelagert werden.

Neubeginn in umgenutzten Gebäuden

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Die erhaltenen Bestände wurden seit 1973 in einer umgebauten Villa am Mainufer wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Das Völkerkundemuseum war somit eines der ersten Museen am Frankfurter Museumsufer. In den folgenden Jahrzehnten kamen weitere Ausstellungshäuser hinzu: die nebeneinanderliegenden Gebäude Schaumainkai 29 (das Haupthaus und heutiges Ausstellungshaus), Nummer 35 (die sogenannte Villa, heute Verwaltung und Bibliothek) und Nummer 37 (Weltkulturen Labor und Bildarchiv), die in den 1980er-Jahren erworben und umgebaut worden waren.

Mittelfristig ist der Umzug des Museums in einen Neubau beabsichtigt, der etwa 5000 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben soll und eine umfassende Präsentation zahlreicher eingelagerten Bestände ermöglicht. Eine Entscheidung über einen neuen Standort sollte 2008 erfolgen, das Projekt ist jedoch wegen fehlender Gelder zurückgestellt worden.[2]

Das Gebäude der Villa Schaumainkai 29 wurde von Juni 2011 bis Januar 2012 saniert und mit der Ausstellung Objekt Atlas – Feldforschung im Museum wieder eröffnet.[2]

Arbeit und Sammlung

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Die Sammlung

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Die Sammlungen des Museums umfassen etwa 67.000 Objekte aus Ozeanien, Australien, Südostasien, Amerika, Afrika und Europa, ein Bildarchiv mit 100.000 ethnografischen Fotografien und Filmen und eine Bibliothek mit 50.000 internationalen Büchern und Zeitschriften. Bereits seit den 1970er-Jahren beschäftigt sich das Museum mit nicht-westlichen Ästhetiken und Kunstdefinitionen. Daher wurde 1985 das Sammeln außereuropäischer Gegenwartskunst zu einem Schwerpunkt erklärt. Die Museumsbestände umfassen internationale, mit den Sammlungsobjekten korrespondierende Kunstwerke u. a. von Künstlern aus Ozeanien, Afrika, Südostasien und Amerika.[3]

Das Museum versteht sich heute nach eigenen Angaben „… als Ort interdisziplinärer Zusammenarbeit. Menschen und Dinge sind aufs Engste miteinander verbunden. Auch in modernen Gesellschaften sind materielle Dinge maßgebliche Initiatoren für Kulturwandel. Anhand der eigenen Sammlungen formulierte ethnologische Fragestellungen werden im Austausch mit Wissenschaftlern anderer Fachgebiete und Künstlern weiterentwickelt.“[4]

Das Weltkulturen Museum zeigt aufgrund räumlicher Begrenzungen ausschließlich wechselnde Sonderausstellungen.

Das Weltkulturen Labor

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Das Weltkulturen Labor ist ein experimenteller Raum, der sowohl der Präsentation von Ausstellungen als auch der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit dient. Aufgabe des Weltkulturen Labors ist es, ethnologische Themen, Fragestellungen und Exponate im Museum so zu präsentieren, dass sie vom Publikum aus nächster Nähe erfahren werden können. Aus der Vielfalt ethnologischer Themenkomplexe werden einzelne Bereiche im Detail betrachtet. Das Weltkulturen Museum plant dazu interdisziplinäre Kooperationen, wird aber auch die Arbeit mit den Sammlungen zugänglich machen und sich mit seiner wissenschaftlichen Forschung einer Öffentlichkeit stellen. Neben den Ausstellungsflächen gibt es im Hochparterre einen mit Holz getäfelten Veranstaltungsraum für Gespräche, Vorträge, Lesungen und Events. In den oberen Stockwerken beherbergt das Weltkulturen Labor zudem mehrere Ateliers und Wohnräume für Gastkünstler und Wissenschaftler.

Leitung des Museums

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Das im Eigentum der Stadt Frankfurt befindliche Museum wird seit seinem Bestehen von Direktorinnen/Direktoren geleitet. Das waren/sind:

  • 1972–1983: Heinz Kelm
  • 1984–1985: Johanna Agthe, Interimsdirektorin
  • 1985–1998: Josef Franz Thiel
  • 1998–2000: Johanna Agthe, Interimsdirektorin
  • 2000–2008: Anette Rein
  • 2008–2010: Christine Stelzig, Kommissarische Direktorin
  • 2010–2015: Clémentine Deliss
  • 2015–2019: Eva Raabe, Kommissarische Direktion
  • seit 1. Oktober 2019: Eva Raabe[5]

Ausstellungen

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Ab 2001:

Journal-Ethnologie

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Von 2003 bis 2008 gab das Museum der Weltkulturen das Journal-Ethnologie in Form eines Online-Magazins heraus, das sich an die ethnologisch interessierte Öffentlichkeit richtete.[6] Die bis dahin veröffentlichten Beiträge bleiben bis auf weiteres abrufbar.

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Commons: Weltkulturen Museum – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Offiziell Museum der Weltkulturen: Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 22. Februar 2011, Punkt 8, Antrag M 219.
  2. a b Geschichte des Museums auf der Museums-Homepage, abgerufen am 6. Oktober 2015.
  3. Die Sammlungen des Museums, abgerufen am 6. Oktober 2015.
  4. Internetseite Weltkulturen Museum, Porträt
  5. Eva Raabe wird neue Direktorin des Weltkulturen Museums, Pressemitteilung vom 20. September 2019, Stadt Frankfurt am Main, abgerufen am 20. September 2019
  6. Wir über uns. In: journal-ethnologie.de. Museum der Weltkulturen, abgerufen am 22. September 2019.

Koordinaten: 50° 6′ 20″ N, 8° 40′ 44″ O