Mystischer Akkord
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Mystischer Akkord ist eine auf Leonid Sabanejew zurückgehende[1] „theosophisch verklärte“[2] Bezeichnung für einen von Alexander Skrjabin verwendeten Akkord, der besonders durch sein OrchesterwerkProméthée. Le Poème du feu“ op. 60 („Prometheus – Das Poème des Feuers“) (1911) berühmt wurde und daher auch „Prometheischer Akkord“ genannt wird.

Aus dem Scherzo op. 46 von Skrjabin

Wenn er auf dem Grundton C aufbaut, besteht der Akkord aus den Tönen C, Fis, B, E, A, D:

 {
\override Score.TimeSignature #'stencil = ##f
\relative c' { 
  \clef treble \time 4/4 <c fis bes e a d>1
} }

Der Akkord lässt unterschiedliche Deutungen zu:

Der im französischen Impressionismus vielfältig auftretende akustische Siebenklang (z. B. in der Grundstellung wie in den verschiedensten Umkehrungen, eng oder weit gesetzt, vollständig oder unvollständig, figuriert oder unfiguriert) wird auch von Skrjabin bereits in früheren Werken verwendet, z. B. im ersten Satz der Klaviersonate op. 30 (1903) oder im Scherzo op. 46. Das Aufsehen, das er in Skrjabins Werken um und nach op. 60 hervorrief, beruht auf einer Verwendung, die seine funktionelle Herkunft negiert. Skrjabin, in dessen kompositorischer Entwicklung ohnehin eine zunehmend dissonierende Tendenz zu beobachten war, begann allmählich, alterierte Vorhaltsakkorde dominantischen Charakters „einzufrieren“, was dazu führt, dass die Dominante ihren ursprünglichen Charakter verliert und vielmehr zum Klangzentrum wird.

In den 9 Schlusstakten der 7. Klaviersonate op. 64 (1911/12) setzt sich das Tonmaterial ausschließlich aus den 6 Tönen des nach fis transponierten mystischen Akkords zusammen (fis-his-e1-ais1-dis2-gis2), dessen sowohl horizontale als auch vertikale Verwendung fast wie eine Vorwegnahme der Zwölftontechnik wirkt. Doch bestimmt bei Skrjabin die Intervallstruktur eines Akkordes die horizontalen und vertikalen Tonkombinationen, während bei Schönberg die Intervallstruktur einer Reihe diese Aufgabe übernimmt. In seiner späteren Zeit verwendete Skrjabin überdies noch andere „synthetische Akkorde“.[2]

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c Mystischer Akkord In: Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 5: Köth – Mystischer Akkord. Aktualisierte Sonderausgabe. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1987, ISBN 3-451-20948-9, S. 446.
  2. a b c Mystischer Akkord In: Willibald Gurlitt, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Riemann Musik Lexikon (Sachteil). B.Schott’s Söhne, Mainz 1967, S. 620.
  3. a b Reinhard Amon: Lexikon der Harmonielehre. 2. Auflage. Doblinger, Wien 2015, ISBN 978-3-902667-56-4, S. 17.
  4. a b Everard Sigal: Tonsatz, Dominanten, online. Abgerufen: 5. Oktober 2015.
  5. Zsolt Gárdonyi: Alexander Skrjabin (1871 – 1915), zum 100. Todestag. Würzburg, 2015, S. 2