Nevers
Nevers (Frankreich)
Nevers (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Bourgogne-Franche-Comté
Département (Nr.) Nièvre (Präfektur) (58)
Arrondissement Nevers
Kanton Nevers-1, Nevers-2, Nevers-3, Nevers-4
Gemeindeverband Nevers
Koordinaten 47° 0′ N, 3° 9′ OKoordinaten: 47° 0′ N, 3° 9′ O
Höhe 167–238 m
Fläche 17,33 km²
Einwohner 32.830 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.894 Einw./km²
Postleitzahl 58000
INSEE-Code
Website https://www.nevers.fr/

Nevers Loirebrücke

Nevers [nəˈvɛʀ] ist eine Stadt mit 32.830 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) in Zentralfrankreich. Sie ist die Präfektur (Verwaltungssitz) im Département Nièvre in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Nevers war Hauptort der historischen Provinz Nivernais.

Geografie

Nevers liegt in einer hügeligen Gegend am Ufer der Loire, am Zusammenfluss mit der Nièvre; etwa 260 Kilometer südlich von Paris.

Geschichte

Gallo-römische Epoche

Der Name der Stadt zu gallo-römischen Zeiten war Noviodunum, später wurde er in Nebirnum geändert, nach dem Namen des Flusses Nièvre. Mit zahlreichen archäologischen Funden lässt sich die Wichtigkeit der Siedlung schon zu damaligen Zeiten belegen. Lange war man der Ansicht, dass Gaius Julius Caesar hier 52 v. Chr. ein Nachschublager errichten ließ, bevor er sich nach Gergovia aufmachte. Das Lager, das mittlerweile eher im heutigen Diou vermutet wird, beherbergte alles, was Caesar nicht für die Schlacht brauchte: Getreide, Militärsold, Ersatzpferde und Geiseln. Durch eine Revolte der Aeduer im selben Jahr wurde das Lager erobert.

Mittelalter

Im Frühmittelalter, im ausgehenden fünften Jahrhundert, wurde Nevers Bischofssitz, z. B. des legendären Deodatus. Erst mit dem 10. Jahrhundert wird ein weltliches Lehen nachgewiesen. Die Stadtbürger Nevers' erhielten urkundlich verbriefte Rechte in den Jahren 1194 und 1231 zugesprochen. Noch im 14. Jahrhundert war hier der Sitz einer Universität, die von Orléans hierher, später aber wieder zurück verlegt wurde. Im 15. Jahrhundert gehörte das Herzogtum Nevers zur herzoglich-burgundischen Hausmacht und damit später zu den Erblanden Karls des Kühnen. Nach dem Burgundischen Erbfolgekrieg (1477–1493) fiel es 1493 schließlich an die französische Krone.

Zweiter Weltkrieg

Seit dem 12. April 1939 mussten in Frankreich alle männlichen Ausländer zwischen 20 und 40 Jahren als Prestataires nicht näher definierte gemeinnützige Arbeiten leisten. Zu diesem Zweck wurden sie in paramilitärischen Verbänden unter dem Kommando der Armee zusammengefasst, sogenannten „Compagnies de prestataires“ (Dienstleister-Kompanien, auch Compagnies de Travailleurs Étrangers, CTE, Fremdarbeiterkompagnien).[1] In der Folge war in Nevers von 1939 bis Juni 1940 die CTE 114-10e stationiert.[2] Eggers berichtet, dass zwischen dem 7. und 12. Juni 1940 als Reaktion auf die näherrückende deutsche Wehrmacht die Internierten aus Nevers ins Camp des Milles verlegt worden seien.[3] Es ist zu vermuten, dass sich unter diesen Internierten auch viele Flüchtlinge aus dem Spanischen Bürgerkrieg befunden haben, für die die Prestataire-Verpflichtung ebenfalls galt. Die AJPN[4] berichtet auf einer ihrer Webseiten, dass Ende Januar und Februar 1939 950 Flüchtlinge aus Spanien in Nevers angekommen seien. Nur wenige seien in benachbarte Orte weitergeleitet worden: zuerst nach Decize und schließlich nach Dornes.[5]

Am 17. Juni 1940 marschierten die deutschen Truppen dann tatsächlich in Nevers ein.[6] Von da an bis Anfang September 1944 gehörte Nevers zu der von den Deutschen beherrschten Besetzten Zone (Zone occupée).

Am 3. September 1940 trifft in Nevers Walter Benjamin ein. Sein Bestimmungsort ist das Internierungslager Château de Vernuche im benachbarten Varennes-Vauzelles, wo er die nächsten drei Monate verbringen wird.[7] Ob sich über dieses Lager in Varennes-Vauzelles hinaus, das häufig direkt mit Nevers in Verbindung gebracht wird, noch weitere Internierungsstätten in Nevers befanden, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die AJPN nennt außer dem schon erwähnten Internierungslager für die Prestataires noch vier weitere Lager und Internierungsorte[5]:

Während der Razzien unter Juden im Sommer 1942, bei denen das Vichy-Regime eng mit der Gestapo kooperierte, wurden auch in Nevers jüdische Familien verhaftet und deportiert[5]:

In Nevers befindet sich ein Denkmal zum Gedenken an die Deportierten und Internierten des Departements Nièvre, die unter Mitwirkung des Vichy-Regimes in den Gefängnissen und Nazi-Lagern starben. (Lage) Aus dem Nièvre wurden insgesamt 413 Personen in Konzentrationslager verschleppt; 234 kehrten nicht mehr zurück.[13] Unter ihnen befanden sich 123 deportierte Juden – darunter auch die Opfer der Razzien vom 13. Juli 1942.[14]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2011 2020
Einwohner 39.085 42.422 45.480 43.013 41.968 40.932 36.210 32.284
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswertes

Porte du Croux, mit Barbacane
Palais Ducal

Weltliche Bauten

Sakralbauten

Saint-Étienne, Chorhaupt
Kathedrale, Saint-Cyr et Sainte-Julitte, Chorhaupt des gotischen Teils

Einrichtungen

Nevers ist Sitz eines Bistums.
Ein Gericht erster Instanz und Handelsgerichte bestehen neben der Handelskammer.

Bildung

Wirtschaft und Verkehr

Bahnhofsgebäude

Wirtschaftlich bedeutsam sind die Porzellanmanufaktur und Destillerien. Nevers ist auch Umschlagplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Nevers besitzt seit 1850 einen Bahnhof an der Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache. Des Weiteren zweigen in Nevers die Bahnstrecken nach Chagny und Clamecy ab. Südlich von Nevers, zweigt in Saincaize die Strecke nach Vierzon ab.

Der Bahnhof wird von Intercités-Zügen der Verbindungen Paris-BercyClermont-Ferrand und NantesLyon-Perrache bedient. Im Regionalverkehr verkehren Züge des TER Bourgogne-Franche-Comté nach Paris-Bercy (bzw. Cosne-sur-Loire), Lyon-Perrache, Tours (bzw. Bourges) und Dijon-Ville.

Unmittelbar südlich des Bahnhofs steht die 1850 gebaute Eisenbahnbrücke Nevers, die erste gusseiserne Eisenbahnbrücke Frankreichs.

Das Aéroport de Nevers-Fourchambault hat nur eine untergeordnete Bedeutung. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Luftwaffe im Juni 1940 kurzzeitig den Flugplatz bei Sangsue.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Besonderheiten

Der Formel-1-Parcours von Magny-Cours liegt in der Nähe von Nevers.

Der ehemalige Premierminister von Frankreich Pierre Bérégovoy beging am 1. Mai 1993 Selbstmord in Nevers.

Nevers ist zeitweiliger Handlungsort in der Oper Euryanthe von Carl Maria von Weber.

Nevers ist zweiter Handlungsort in Alain Resnais Spielfilm Hiroshima, mon amour (Drehbuch von Marguerite Duras), kommt jedoch nicht sonderlich gut weg, da seine Bewohner im Zweiten Weltkrieg ein junges Mädchen, das in einen deutschen Soldaten verliebt war, mit größter Verachtung und Peinigung strafen.

Nevers ist zweiter Handlungsort in Eric Rohmers Spielfilm Conte d’Hiver (1992).

Literatur

Einzelnachweise