Niklas Frank (* 9. März 1939 in München) ist ein deutscher Journalist und Buchautor.

Leben

Herkunft und Werdegang

Der Sohn des nationalsozialistischen Politikers Hans Frank (1900–1946) und dessen Frau Brigitte (geb. Herbst, 1895–1959) hatte vier Geschwister, zwei Brüder und zwei Schwestern. Sein Vater, zwischen 1939 und 1945 Chef des Generalgouvernements für die von Deutschland besetzten polnischen Gebiete und als solcher an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt, wurde als „Schlächter von Polen“ bekannt, seine Mutter als „Königin von Polen“.[1] Sein Vater wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 zum Tode verurteilt und gehängt.

Niklas Frank besuchte vom zwölften Lebensjahr bis zum Abitur das Carl-Hunnius-Internat in Wyk auf Föhr. Zu seinen Mitschülern gehörten die beiden Söhne des ebenfalls in Nürnberg gehenkten Reichsaußenministers Joachim von Ribbentrop.[1] Seine Mutter starb 1959, kurz nach seinem zwanzigsten Geburtstag. Frank studierte dann Germanistik, Soziologie und Geschichte, wurde Journalist und arbeitete von 1973 an für die deutsche Ausgabe des Magazins Playboy;[1] 1979 wechselte er als Reporter zum Wochenmagazin Stern.

Beiträge zur Vergangenheitsbewältigung am Beispiel der eigenen Familie

1987 sorgte Niklas Frank mit dem Buch Der Vater. Eine Abrechnung für Aufsehen. Er rekonstruierte das Leben seines Vaters aufgrund jahrelanger Recherchen, die ihm das ungeheure Ausmaß von dessen Verbrechen klar machten. Das Buch wurde zunächst als Serie mit dem Titel Mein Vater, der Nazimörder im Stern veröffentlicht und löste heftige Kontroversen aus, u. a. weil er darin behauptete, als Jugendlicher zu Phantasien über die Hinrichtung seines Vaters aus Hass auf ihn masturbiert zu haben.[1]

Niklas Frank schreibt dazu:

„Es gibt Väter, die zeugen einen täglich neu. So, wie der meine mich. Ich schlug mich mit ihm herum, ein Leben lang. Erst innerlich. Dann exhibitionierte ich, schrieb einen wüsten Text, ungefiltert durch bürgerlichen Geschmack, genau so ekelhaft, wie deutsche und österreichische Bürger während des ‚Dritten Reiches‘ ihren Verbrechen nachgingen, oder Hitler und seine Verbrecher schützten, stützten, verehrten, liebten – und die große Zeit bis heute nicht vergessen haben. (…) Wenn man seinen Vater verfolgt, wie ich, wenn man in sein Hirn hineinkriecht, wie ich, wenn man seine Feigheiten studiert, und sie wieder findet, wie ich bei mir, wenn man bei den Recherchen sieht, welch Gierzapfen meine Mutter war, wie sie das Generalgouvernement Polen als Supermarkt auffasste, in dem sie als ‚Frau Generalgouverneur‘ die Preise selbst bestimmen konnte, wenn man, wie ich mit ihr, durch die Gettos fuhr und Pelze auflud aus den jüdischen Geschäften, deren Inhaber fälschlicherweise glaubten, durch Brigitte Frank ihr Leben retten zu können, dann kann aus all dem Leid und Hass zwischen den Leichenbergen nur eines entstehen: Die Groteske.“

Als Teil seiner Vergangenheitsbewältigung ließ Frank 1985 den Sarg Carl Schmitts kurz vor dessen Beisetzung in der Friedhofskapelle öffnen, da er Schmitt als seinen leiblichen Vater vermutete und sich dessen durch Einnahme des Augenscheins vergewissern wollte.[2]

2005 und 2013 folgten in den Büchern Meine deutsche Mutter und Bruder Norman ebenso schonungslose Auseinandersetzungen mit der eigenen Mutter und dem älteren Bruder.

2015 war Niklas Frank neben Horst Wächter, dem Sohn von Otto Wächter, SS-Gruppenführer und Gouverneur von Krakau, Protagonist in dem Dokumentarfilm What Our Fathers Did: A Nazi Legacy. Für den Film reisten die beiden ehemaligen Jugendfreunde gemeinsam nach Polen und in die Ukraine, wo Frank versuchte, Wächter davon zu überzeugen, die Schuld seines Vaters einzugestehen.[3]

2016 erschien sein Buch Dunkle Seele – feiges Maul, in dem Frank anhand von Entnazifizierungsakten aus verschiedenen Landesarchiven einen weiteren Blick auf die Schuld der Deutschen und den Umgang mit dieser nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wirft. Frank vertritt darin die These, dass „ein direkter Weg von der missglückten Entnazifizierung in das schwer rechtslastige Verhalten der schweigenden Mehrheit der Deutschen von heute führt“.[4]

Werke

Schriften

Hörspiel

Rezeption

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Im Interview: Niklas Frank. Süddeutsche Zeitung Magazin, 14. März 2014, S. 50 ff.
  2. Reinhard Mehring: Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59224-9, S. 578.
  3. Kritik zu What Our Fathers Did: A Nazi Legacy epdfilm.de, 28. August 2017.
  4. Autorengespräch mit Niklas Frank über sein Buch Dunkle Seele, Feiges Maul, buchmarkt.de, 21. Oktober 2016.
  5. Niklas Frank: Bei mir hing Vati immer pünktlich am Galgen in der ARD-Hörspieldatenbank.
  6. Theater: Blick zurück im Zorn 11. Juni 1995.
  7. Angaben zum Film Meine Familie, die Nazis und Ich auf programm.ard.de
  8. Hanitzsch‚ Konstanze: Deutsche Scham – Gender · Medien · „Täterkinder“. Eine Analyse der Auseinandersetzungen von Niklas Frank, Beate Niemann und Malte Ludin
  9. "Entlastungszeug/innen?"