Nutzerverfolgung (von engl. User-Tracking [ˈjuːzə(r) ˈtrækɪŋ]) bezeichnet die Sammlung von Daten über das Verhalten von Internetbenutzern – meist ohne deren Wissen und Einwilligung. Quellen für Informationen sind IP-Adressen, Metainformationen innerhalb der HTTP-Protokolle oder die Browserhistorie der Webbrowser.[1]

Die gesammelten Daten dienen meist der Bildung eines Kundenprofils. Unternehmen haben aufgrund der umfangreichen Verwendungsmöglichkeiten großes Interesse an diesen Daten, sammeln selbst Informationen mittels Webseiten-Plug-Ins[2] oder kaufen Kundendaten bei spezialisierten Firmen ein.[3]

Methoden

Schon früh gab es eine Reihe von Programmen oder Unternehmen, die auf Webanalyse spezialisiert sind. Viele Werkzeuge der Analyse einzelner Websites werden auch zur website-übergreifenden Verfolgung von Benutzern herangezogen.

Kritik

Daten- und Privatsphärenschützer kritisieren Trackingmethoden zur Datensammlung. Die „Durchleuchtung“ des Menschen, oder auch der gläserne Mensch, ist ein heikles Thema in der Informationsverarbeitung und -sammlung. 2014 wurde Facebook aufgrund entdeckter Spyware in deren Messenger-Applikation für Smartphones kritisch begutachtet.[5]

Ebenfalls kritisiert wird die Massenüberwachung und der so entstandene Überwachungskapitalismus. Die Nutzerverfolgung ermöglicht nämlich Targeted Advertising und sorgt so für mehr Konsum.[6]

Aufgrund des hohen Energieverbrauchs wird die globale Erwärmung befeuert.[7]

Gegenmaßnahmen

Da sich einige Benutzer von Webbrowsern gegen User-Tracking geäußert haben, stellen Anbieter Anti-Track-Plug-Ins zur Verfügung.

Der Bürgerrechtsaktivist Johnny Ryan will personalisierte Werbung verbieten lassen. Dazu hat er im Juni 2021 beim Landgericht Hamburg eine Klage eingereicht. Er bezeichnet darin die Praxis der heutigen Onlinewerbung als "größtes Datenleck der Geschichte", seine Zivilklage als "Meilenstein". Der irische Datenschutz-Aktivist, der für das Irish Council for Civil Liberties arbeitet, wolle mit der Klage eines der zentralen Geschäftsmodelle mit riesigen Echtzeit-Datenmarktplätzen stürzen, über welche jährlich Milliarden Euro eingenommen würden.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Daniel Oberle, Bettina Berendt, Andreas Hotho, Jorge Gonzalez: Advances in Web Intelligence. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2003, ISBN 3-540-40124-5, S. 155–164.
  2. Richard Atterer, Monika Wnuk, Albrecht Schmidt: Knowing the user's every move: user activity tracking for website usability evaluation and implicit interaction. ACM, New York 2006, ISBN 1-59593-323-9, S. 203–212.
  3. Matthias Enzmann, Claudia Eckert: Pseudonymes Einkaufen physischer Güter. Fraunhofer-Institut für sichere Kooperation
  4. Margit Berner: Suchmaschinen-Marketing: Eine neue Form des Online-Dialogmarketings. diplom.de, 2004, ISBN 3-8324-8230-X.
  5. Facebook’s Messenger App Has More Spyware Than Products Designed Specifically For Surveillance bei Yahoo News
  6. netzpolitik.org, abgerufen am 13. Juni 2023.
  7. Wall Street Journal, abgerufen am 13. Juni 2023.
  8. Torsten Kleinz: Ein Ire verklagt die Schaltstellen der Werbeindustrie. SPON, 17. Juni 2021