Onno Klopp (um 1860)
Onno Klopp (um 1900)

Onno Klopp (* 9. Oktober 1822 in Leer/Ostfriesland; † 9. August 1903 in Penzing b. Wien) (Pseudonym: J. Vota) war ein deutsch-österreichischer Publizist und Historiker.

Leben und Werk

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Klopp war das fünfte von zwölf Kindern des Kaufmanns und Bünting-Mitinhabers Weert Klopp (1791–1833) und seiner Ehefrau Henriette Verford (1796–1885).[1] Nach seiner schulischen Ausbildung in Leer und Emden studierte Klopp von 1841 bis 1845 in Bonn, Berlin und Göttingen die Fächer Philologie, Evangelische Theologie, Geschichte und Philosophie. In Bonn schloss er sich dem Corps Guestphalia an.[2] In Göttingen bestand er 1845 die Prüfungen für das Höhere Lehramt; die Promotion in Jena erfolgte in Abwesenheit. Klopp ging als Lehrer an das Ratsgymnasium Osnabrück, wo er bis zum Sommer 1858 unterrichtete und in dieser Zeit auch journalistisch-schriftstellerisch tätig war. Während der Märzrevolution 1848 unterstützte Klopp noch die Demokraten, doch änderte er diese Haltung in der folgenden Zeit grundsätzlich. 1852 begann er mit der Arbeit an einer „Ostfriesischen Geschichte“, die in den Jahren 1854 bis 1858 in drei Bänden erschien.

Im September 1848[3] heiratete Klopp Agnes Adelgundis Franziska Beckmann (* 1832; † 16. Oktober 1894[4]). Das Paar hatte fünf Töchter (Justina, Mathilde, Henriette und Agnes; die fünfte war vermutlich vor 1894 verstorben) und zwei Söhne (Wiard und Ernst August).[4][5] Seine Ehefrau war Trägerin des Päpstlichen und Ehrenzeichens Pro Ecclesia et Pontifice.[4]

1858 kam Klopp nach Hannover. Durch seine antipreußische Haltung fiel er König Georg V. auf und wurde 1861 mit der Edition der staatswissenschaftlichen Werke von Gottfried Wilhelm Leibniz beauftragt. 1865 wurde Klopp zum Archivreferenten für die hannoverschen Staatsarchive ernannt. Im Jahr darauf assistierte er König Georg V. als Sekretär und Kurier im Krieg gegen Preußen.

Nach der Niederlage Österreichs und Hannovers im Deutschen Krieg von 1866 flüchtete Klopp wie der entthronte König von Hannover (dessen Historiograph er während des Krieges gewesen war)[6] nach Wien. Nach 1871 – seit 1872 österreichischer Staatsbürger – intensivierte Onno Klopp wieder seine historisch-literarische Arbeit. 1873 konvertierte er zur katholischen Kirche.

Sechs Jahre lang, von 1876 bis 1882, unterrichtete er in Wien den späteren Thronfolger Franz Ferdinand (damals schlicht Erzherzog Franz) in Geschichte. Dessen Mitschriften wurden nach dem Tod Klopps 1912 unter dem Titel „Politische Geschichte Europas“ veröffentlicht.

Im Sommer 1903 erkrankte Onno Klopp schwer.[7] Ende Juli trat eine Verschlimmerung infolge einer doppelseitigen Lungenentzündung ein.[8] Außerdem war er bewusstlos.[9] Am 9. August 1903 starb er in seiner Wohnung in der Einwanggasse 28, damals im 13. Wiener Gemeindebezirk (Hietzing).[10][11]

Auf dem Weg zur Beisetzung am 11. August 1903 auf dem Penzinger Friedhof folgte direkt hinter dem Sarg Flügeladjutant Oberstleutnant von Gelb als Vertreter des Thronfolgers Franz Ferdinand. Zu den Ehrungen anlässlich seines Todes gehörten Kondolenzen insbesondere von Erzherzogin Marie Therese von Braganza, Ernst August von Hannover und seiner Frau Marie von Sachsen-Altenburg (Herzog und Herzogin von Cumberland) sowie Albrecht Herzog von Württemberg. Auch der Wiener Bürgermeister Karl Lueger hatte kondoliert.[12]

Klopp gilt aus heutiger Sicht als der letzte „Haushistoriograph“ der Welfen. In seinen zahlreichen publizistischen Arbeiten übte er scharfe Kritik an der preußischen Politik und insbesondere an den „kleindeutschen Geschichtsbaumeistern“, jenen zumeist preußischen Historikern wie Heinrich von Sybel oder Ludwig Häusser, die in ihren Arbeiten ein kleindeutsches Geschichtsbild im Vorfeld der deutschen Reichsgründung propagierten. Obwohl Klopps historische Arbeiten ohne Zweifel den methodischen Kriterien der Geschichtswissenschaft entsprachen, geriet er dadurch in eine Außenseiterrolle, die sich naturgemäß noch verstärkte, als Hannover 1866 nach dem Krieg von Preußen annektiert wurde. Dies änderte sich auch nach seiner Flucht nach Wien nicht, wo er nach seinem Übertritt zum Katholizismus 1873 nunmehr in überaus scharfer Form ein von den politischen Ereignissen überholtes großdeutsch-habsburgisches Geschichtsbild vertrat.

Ehrungen

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Werke

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Stammbaum Onno Klopp
  2. Kösener Corpslisten. 1930, 12, 317
  3. Onno Klopp. In: Das Vaterland, 24. Juli 1907, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vtl
  4. a b c (Todesanzeige Agnes Klopp, geb. Beckmann). In: Reichspost, 18. Oktober 1894, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  5. Onno Karl Klopp: Der Historiker Onno Klopp 1822–1903. Aachen 2017, S. 17–18
  6. Hofrat Onno Klopp †. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 10. August 1903, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  7. Onno Klopp. In: Reichspost, 23. Juli 1903, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  8. Hofrat Onno Klopp. In: Das Vaterland, 31. Juli 1903, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vtl
  9. Hofrat Onno Klopp. In: Das Vaterland, 3. August 1903, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vtl
  10. Hofrath Onno Klopp †. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. August 1903, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwe
  11. Geschichtsschreiber Onno Klopp gestorben. In: Grazer Volksblatt, 10. August 1903, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  12. Onno Klopps Leichenfeier. In: Reichspost, 13. August 1903, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  13. Franz Rudolf Zankl: Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft, in: Hannover Archiv, Blatt K 34
  14. Onno Karl Klopp: Der Historiker Onno Klopp 1822–1903. Aachen 2017, S. 281
  15. Onno Karl Klopp: Der Historiker Onno Klopp 1822–1903, S. 278–279
  16. Onno Karl Klopp: Der Historiker Onno Klopp 1822–1903, S. 285, S. 290
  17. Onno Karl Klopp: Der Historiker Onno Klopp 1822–1903, S. 292
  18. Onno Karl Klopp: Der Historiker Onno Klopp 1822–1903, S. 295
Personendaten
NAME Klopp, Onno
ALTERNATIVNAMEN Vota, J. (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutsch-österreichischer Publizist und Historiker
GEBURTSDATUM 9. Oktober 1822
GEBURTSORT Leer, Ostfriesland
STERBEDATUM 9. August 1903
STERBEORT Wien