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Pallottinerpriester

Die Pallottiner sind eine Gesellschaft apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche. Der vollständige Name lautet Gesellschaft des Katholischen Apostolates (lateinisch Societas Apostolatus Catholici, Ordenskürzel SAC, auch Pia Societas Missionum, PSM).

Allgemeines

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Der Ordensgründer, der hl. Vinzenz Pallotti (1795–1850). Gemälde von Bruno Zwiener

Die Gesellschaft des Katholischen Apostolates wurde 1846 als Bestandteil der Vereinigung des Katholischen Apostolates von dem hl. Vinzenz Pallotti in Rom gegründet; der weibliche Zweig, die Pallottinerinnen, entstand 1838.

Heute ist die Gemeinschaft auf allen Kontinenten vertreten. Sie zählt rund 2500 Mitglieder. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört die Förderung des Laienengagements in der Kirche.

Regionen

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  1. Regio Uruguay zum Hl. Vinzenz Pallotti
  2. Französische Regio von der Barmherzigkeit Gottes
  3. Argentinische Regio U. L. F. von Lujan
  4. Australische Regio zur Königin der Welt
  5. Brasilianische Regio zur Mutter der Barmherzigkeit
  6. Regio Kamerun-Nigeria zur Hl. Dreifaltigkeit

Provinzen

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  1. Italienische Provinz zur Königin der Apostel
  2. Herz-Jesu-Provinz (Deutschland/Österreich)
  3. Irische Provinz: Mutter der göttlichen Liebe
  4. Polnische Christ-Königs-Provinz
  5. Brasilianische Provinz Santa Maria
  6. Schweizer Provinz zum Hl. Klaus von der Flüe
  7. Amerikanische Mutter Gottes-Provinz
  8. Brasilianische St. Pauls-Provinz
  9. Amerikanische Provinz von der Unbefleckten Empfängnis Mariens
  10. Indische Provinz von der Erscheinung des Herrn
  11. Polnische Provinz von der Verkündigung des Herrn
  12. Indische Provinz von der Aufnahme Mariens in den Himmel
  13. Ruanda-Kongo zur Hl. Familie
  14. Indische Provinz vom Licht Christi[1]

Pallottiner in Argentinien

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Iren nach Argentinien aus. Deren Ersuchen beim Heiligen Stuhl um die Entsendung irischer Seelsorger griffen die Pallottiner auf. 1886 kam der irische Pater Patrick O’Grady und begann in der Stadt Mercedes mit der Seelsorge. Der erste einheimische Pallottiner irischer Herkunft war Thomas Dunleavy und wurde 1895 zum Priester geweiht. 1909 bei der Einteilung der Pallottiner in Provinzen kamen die Niederlassungen in Argentinien zur irischen Provinz und deren Provinzial hatte bis 1928 seinen Sitz in Argentinien. Der irische Provinzial Derry Murphy war 17 Jahre unter anderem als Novizenmeister in Argentinien.

In den 1920er Jahren wanderten deutschsprachige Katholiken (Deutsche, Österreicher, Schweizer, Banater Schwaben, Wolgadeutsche, Luxemburger) nach Argentinien aus. 1925 ging der Pater Franz Xaver Zeus aus Limburg nach Buenos Aires. Damit entstand die Regio de Nuestra Senora de Luján, nach Luján, dem bedeutendsten Marienwallfahrtsort Argentiniens. Die ersten einheimischen Pallottiner deutscher Herkunft waren Marcello Becker und Andreas Kessler und wurden 1956 zu Priester geweiht.

Am 4. Juli 1976 wurden die Patres Alfredo Leaden, Alfredo Kelly, Pedro Dufau und die Seminaristen Salvador Bareito und Emilio Barletti erschossen im Pfarrhaus der Pfarre San Patricio in Buenos Aires aufgefunden. Nichts ist aufgeklärt. 2005 setzte dazu Erzbischof Bergoglio eine Kommission Ne pereant probationes – Damit die Beweise nicht verlorengehen ein.[2]

Pallottiner in Deutschland und Österreich

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1892 kamen die Pallottiner erstmals nach Deutschland und bezogen dort ihr erstes Domizil, den Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn. Ihr Ziel war es zunächst, die ihnen 1890 übertragene Kamerun-Mission von dort aus zu leiten.[3][4][5] Weil das Anwesen jedoch zu klein wurde, erwarb die Gemeinschaft 1896 ein Grundstück in Limburg und errichtete, unter einer beachtlichen Eigenleistung, dort ihr Missionshaus. 1927 erbauten sie ebenfalls auf diesem Gelände die Marienkirche.

Am 22. Januar 2007 vereinigten sich die beiden deutschen Provinzen und die österreichische Regio zur deutschsprachigen Herz-Jesu-Provinz mit Sitz in Friedberg (bei Augsburg). Mehr als 500 Patres und Brüder gehören zur Herz-Jesu-Provinz in Deutschland, Österreich und den von Deutschland aus betreuten Delegaturen (Kamerun, Kanada, Kroatien, Spanien und Südafrika). Sie unterhalten an 28 Orten Einrichtungen wie Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, eine Vinzenz Pallotti University in Vallendar, Exerzitienhäuser, betreuen Pfarreien und sind in etlichen weiteren Bereichen tätig. Das Noviziat befindet sich in Friedberg. Gewählter Provinzial ist der aus der Eifel stammende Markus Hau; zuvor war er Missionssekretär seiner Gemeinschaft. Er trat sein Amt am 2. August 2022 an.[6]

Zu den Arbeitsgebieten in Deutschland zählen: Familienseelsorge, Missionsarbeit, Pfarrseelsorge, Bildungsarbeit, Zeitschriftenapostolat, Urlaubsseelsorge, Fördererpastoral, Seelsorge für Gläubige anderer Muttersprachen, Kirche im sozialen Brennpunkt, Altenseelsorge, Krankenseelsorge, Schule, Schulseelsorge, Wallfahrtsseelsorge, Jugendbildung, Jugendhilfe, soziale Freiwilligenarbeit, Jugendarbeit, Exerzitien, geistliche Betreuung anderer religiöser Gemeinschaften, Meditation, Behindertenarbeit, Kinderpastoral, Wissenschaft, Studierendenseelsorge, Hochschule, Pilgerfahrten, wissenschaftliche und religiöse Weiterbildung, geistliche Begleitung, Polizeiseelsorge, Soldatenseelsorge, Flughafenseelsorge.

Von Deutschland aus werden Missions-Niederlassungen und Delegaturen in Kanada, Afrika (Kamerun, Ruanda, Südafrika), in Südamerika (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Uruguay), in Indien sowie in Australien unterstützt.

Generalrektor

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  1. Francesco Maria Vaccari (1850–1856)
  2. Raffaele Melia (1856–1862)
  3. Ignazio Auconi (1862–1869)
  4. Giuseppe Faà di Bruno (1869–1889)
    1. Carlo Maria Orlandi (1889–1890) (Generalvikar)
    2. Joseph Bannin (1890–1895) (Generalvikar)
    3. Scipio Tofini (1895–1896) (Generalvikar)
  5. William Whitmee (1896–1903)
  6. Maximilian Kugelmann (1903–1909)
  7. Karl Gissler (1909–1919)
  8. Giacinto Cardi (1919–1925)
  9. Peter Resch (1925–1931)
  10. Giacinto Cardi (1931–1937)
  11. Karl Hoffmann (1937–1947)
  12. Wojciech Turowski (1947–1953)
  13. Wilhelm Möhler (1953–1971)
  14. Nicholas Gorman (1971–1977)
  15. Ludwig Münz (1977–1983)
  16. Martin Juritsch (1983–1992)
  17. Séamus Freeman (1992–2004)
  18. Friedrich Kretz (2004–2010)
  19. Jacob Nampudakam (2010–2022)
  20. Zenon Hanas (seit 2022)

Bedeutende Mitglieder

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Heinrich Vieter, erster Apostolischer Vikar in Kamerun

Literatur

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Commons: Pallottines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pallottiner international. In: Pallottiner.org. Abgerufen am 5. Dezember 2017.
  2. Seit 1886 gibt es Pallottiner in Argentinien. In: Pallottis Werk, 2/2013, ISSN 1439-6580.
  3. Friedrich Hauer: Die Pallottiner in Limburg – 120 Jahre Baugeschichte. Friedberg in Bayern 2015, ISBN 978-3-87614-026-1, S. 9ff.
  4. Christoph Waldecker: Limburg an der Lahn (Großer Kunstreiseführer 251). 2. erw. Auflage. Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2559-3, S. 48.
  5. 125 Jahre Pallottiner in Deutschland. In: pallottiner.org. 25. September 2017, abgerufen am 6. Juni 2022.
  6. Christoph Paul Hartmann: Pater Markus Hau neuer Provinzial der Pallottiner. In: katholisch.de. 2. Juni 2022, abgerufen am 2. Juni 2022.
  7. Zur Seligsprechung von Pater Richard Henkes: Interview mit dem Kirchenrechtler Professor Peter Platen. In: bistumlimburg.de. 12. Februar 2019, abgerufen am 6. März 2019.
  8. Gewalt in Liebe umgewandelt: Pallottiner und Bistum Limburg feiern Seligsprechung von Pater Richard Henkes. In: bistumlimburg.de. 15. September 2019, abgerufen am 16. September 2019.