Paul Wigand (* 10. August 1786 in Kassel; † 4. Januar 1866 in Wetzlar) war ein deutscher Jurist und Rechtshistoriker.

Biografie

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Paul Wigand wurde als Sohn einer Theologen- und Pädagogenfamilie in Kassel geboren, besuchte dort mit dem gleichaltrigen Wilhelm Grimm das Friedericianum und studierte von 1803 an Jura und Geschichte in Marburg. Nach dem frühen Tod des Vaters brach er das Studium ab und wurde kurzzeitig Redakteur der „Kurhessischen Zeitung“ in Kassel. 1808 wurde er Friedensrichter in Höxter.

Eigentlich hatte er sich der juristischen akademischen Laufbahn widmen wollen, doch war ihm der weitere Aufstieg versperrt, da er die dritte juristische Prüfung nicht abgelegt hatte. 1815 wurde er im nunmehr preußischen Höxter als Assessor am Land- und Stadtgericht angestellt.

Hier drang er immer tiefer in das Gebiet der Archivarbeit und Urkundenforschung ein, bis er schließlich dem preußischen Staatsminister von Hardenberg Vorschläge zur Rettung und Aufbewahrung bedrohter Urkundenbestände machte.

Er ordnete nebenberuflich zahlreiche Archive der Umgebung von Höxter und wertete diese von ihm erschlossenen Quellen in historischen Veröffentlichungen aus. 1824 war Wigand maßgebend beteiligt an der Gründung des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens. Für das preußische Westfalen wurde Paul Wigand der Begründer der landesgeschichtlichen Forschung, namentlich auf dem Gebiet der Rechts- und Verfassungsgeschichte.

Nicht nur auf wissenschaftlichem Gebiet war Wigand ein äußerst fruchtbarer Schriftsteller. Vom schwärmerischen Naturgedicht bis zum Andreas-Hofer-Drama ließ er kaum eine Gattung aus. Er schrieb „Kriegslieder der Deutschen“, ein „Handbuch für Friedensrichter“, eine „Geschichte der mittelalterlichen Femegerichte Westfalens“ sowie den Führer „Wetzlar und das Lahntal“.

Wigands Freundschaft mit Wilhelm und Jacob Grimm, denen er 1837 nach deren Vertreibung von der Universität Göttingen als Mitglieder der „Göttinger Sieben“ gar Asyl in Wetzlar anbot, schlug sich nieder in einem ab 1802 erhaltenen Briefwechsel. Über vierhundert Briefe sind zwischen den Brüdern Grimm und Paul Wigand gewechselt worden; die zweihundertzweiundzwanzig der Grimms an Wigand sind alle erhalten geblieben.

Mit den Grimms teilte Wigand zeitlebens seine Freude am Sammeln und Dokumentieren. So verwundert es nicht, dass er an die fünfzig Volkslieder, die er sich vom Dienstmädchen im Kasseler Elternhaus vorsingen ließ, zur Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ beisteuerte. Mit zahlreichen Dichtern der Romantik pflegte Wigand seine Bekanntschaft: mit den Arnims und Brentanos, mit Friedrich Carl von Savigny, E. T. A. Hoffmann und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

Auch als Historiker hielt Wigand Kontakt mit Geistesverwandten, er gehörte achtzehn Altertumsvereinen als Mitglied an.

1833 trat Wigand in Wetzlar die Stelle des Stadtgerichtsdirektors an. 1834 gründete er den „Wetzlarer Geschichts- und Altertumsverein“. Zwischen 1840 und 1851 gab er die „Wetzlarischen Beiträge für Geschichte und Rechtsaltertümer“ heraus und veröffentlichte 1854 die „Denkwürdigkeiten für deutsche Staats- und Rechtswissenschaft, gesammelt aus dem Archiv des Reichskammergerichts zu Wetzlar“.

Als Folge der Revolution von 1848 wurde das Wetzlarer Stadtgericht in ein größeres Kreisgericht umgewandelt, für dessen Leitung Wigand nicht in Frage kam, weil ihm das große Staatsexamen fehlte. So nahm er, 62-jährig, seinen Abschied, um sich ganz in seine Gelehrtenstube zurückzuziehen.

1866 starb Paul Wigand in Wetzlar.

Wigands Tochter Pauline (1810–1885) heiratete 1832 den Juristen und Politiker Sylvester Jordan.

Werke

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Literatur

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Wikisource: Paul Wigand – Quellen und Volltexte
Personendaten
NAME Wigand, Paul
KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Historiker
GEBURTSDATUM 10. August 1786
GEBURTSORT Kassel
STERBEDATUM 4. Januar 1866
STERBEORT Wetzlar