Peter Baumgras (* 4. Januar 1827 in Homburg; † 18. Oktober 1903 in Chicago) war ein deutsch-amerikanischer Maler, Lithograf und Kunstlehrer.[1]

Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war ein Sohn des Dekorationsmalers Friedrich Jakob Baumgras (1791–1852) und der Katherine Baumgras, geb. Knöckel, (1793–1862), und wurde in Homburg in Rheinbayern – derzeit dem Königreich Bayern zugehörig – geboren.[2] 1846 war er an der Königlichen Kunstakademie in Düsseldorf in der Elementarklasse eingeschrieben, in der u. a. Rudolf Wiegmann unterrichtete. Im Juni 1847 setzte er das Studium der Malerei an der Münchner Kunstakademie bei dem Historienmaler Wilhelm Kaulbach[3] und bei Karl Schorn fort, der 1847 bis zu seinem Tod, 1850, eine Klasse für Historienmalerei leitete. Er beendete das Studium im Juni 1852 – bereits mit der Absicht, nach Amerika zu gehen.[4] Er arbeitete zunächst als Lithograf und Miniaturist und war 1849 bis zu seinem Weggang 1852 „Außerordentliches Mitglied“ des Münchner Kunstvereins.[5]

1853 wanderte er – wie auch sein 1829 in Waldmohr geborener Bruder Wilhelm († 1885) – in die USA aus.[6] Er lebte zunächst in Syracuse, New York, zog aber nach seiner Heirat, 1856 mit seiner Schülerin, der Blumenmalerin Mary Brainerd Thomson (1840–1928), nach Washington, D. C., wo zahlreiche Bildnisse, aber auch Blumen- und Früchtestillleben entstanden.

Im amerikanischen Sezessionskrieg (1861–1865) diente Baumgras als medizinischer Zeichner der Armee der Nordstaaten („Army of the Potomac“[7]) in einem Krankenhaus in oder bei Washington. Seine Aquarelle, Zeichnungen und danach entstandene Lithografien und Drucke, die schwere Kriegsverletzungen und ihre Behandlung zeigen, erschienen – wie auch Arbeiten seiner Kollegen Hermann Faber (1832–1913), A. Pohlers, Edward Stauch und William Schultze – in medizinischen bzw. chirurgischen Dokumentationen des Bürgerkriegs (The Medical and Surgical History of the War of the Rebellion).

Zurück in Washington war er hier 1864 bis 1872 Kunstlehrer am Gallaudet College für Gehörlose.[8] Er wurde Mitglied in der „Literary Society of Washington“ und der „Society of Washington Artists“ und stellte 1859 bei der „Washington Art Association“ aus. 1877 war er zudem Mitbegründer des „Washington Art Club“. In seinem Atelier in Washington modellierte der Bildhauer Franklin Simmons (1839–1913) das Porträtmedaillon des Generals Ulysses S. Grant. Baumgras führte ein Bildnis des Generals aus, wie auch das des Präsidenten Abraham Lincoln († 1868), zu dem er nach der Überlieferung in freundschaftlicher Beziehung stand. Das Porträt fand große Beachtung. Anfang der 1870er Jahre unternahm er eine Reise nach Kalifornien, die ihn zunächst auf dem Seeweg nach Panama führte. Hier traf er mit dem Zoologen Alexander Agassiz zusammen, für den er anschließend in Kalifornien wissenschaftliche Zeichnungen anfertigte. In Kalifornien entstanden außer Blumen- und Früchtestillleben großformatige Landschaftsgemälde, wie „Bighorn Sheep“ (1875) und „Yosemite Valley“ (1879). Nicht belegt sind Porträtaufträge, zu denen er sich nach Oregon[9] bzw. ins kanadische Vancouver begeben haben soll.[10] Ende der 1870er Jahre kehrte Baumgras zunächst nach Washington zurück und ließ sich dann in Chicago nieder. Er lehrte an der United States Naval Academy in Annapolis; von 1877 bis 1878 war er an der University of Illinois Professor für Kunst und zeigte seine Stillleben am Art Institute. Zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis gehörten unter anderem der Porträtmaler George Healy (1813–1894), die Landschaftsmaler George Inness (1825–1894) und Albert Bierstadt und der Porträt- und Landschaftsmaler William Merritt Chase.

Baumgras starb im Presbyterian Hospital[11] in Chicago an der Folge eines Schlaganfalls, den er in seiner Wohnung, 25 Thirty-Fifth Street, erlitten hatte, und wurde auf dem Oakwood Cemetery in Syracuse, N. Y. bestattet.[12] Er hinterließ seine Frau Mary und drei Kinder.[13]

Ausstellungen:

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbeiten befinden sich in den Sammlungen: Gallaudet University, Washington, D.C., George Washington University, Washington, D.C., Lincoln Museum at Ford’s Theater, Washington, D.C., New Haven Colony Historical Society, CT, und New York Historical Society, New York, NY.

Aus des Künstlers Zeit in San Francisco (1870er Jahre) wird ein Gemälde „The Miner's Dream“ genannt (Waldo Seldon Pratt: A forgotten American portrait-painter: Peter Baumgras, 1827–1903. A sketch with illustrations, Privatdruck 1937.)

Kunsthandel:

Archivalien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Daten zu Leben und Werk des Malers weichen in den Quellen vielfach voneinander ab und sind häufig – auch bei den angeblich von den Kindern Baumgras erhaltenen Angaben – ungenau und/oder fehlerhaft
  2. Nicht im hessischen (Bad) Homburg: Der Eintrag des Herkunftsorts in der Matrikel der Münchner Kunstakademie ist eindeutig; hier zusätzlich der Wohnort mit „Waldmohr“ angegeben, das in nur geringer Entfernung nördlich von Homburg liegt
  3. nicht Friedrich August von Kaulbach; der wurde erst 1883 Lehrer an der Akademie. Wilhelm (ab 1866 „von“) Kaulbach führte die „technische Malklasse“ und wurde 1849 Direktor der Münchner Kunstakademie
  4. siehe Matrikeleintrag
  5. Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunstvereines München während des Jahres 1849, S. 36; dto. 1850, S. 38.
  6. dieser vermutlich schon früher; vgl. Geschichte der Deutschen in Syracuse und Onondaga County. Nebst Kurzen Biographien von Beamten und Hervorragenden Buergern. Illustrirtes Handbuch Wissenswerthen Inhaltes. Herausgegeben von der "Syracuse Union." 1897. Druck von J. P. Pinzer, 466 N. Salina-Strasse, Syracuse, N.Y. (https://sites.rootsweb.com/~mstone/book.html)
  7. hellenicaworld.com
  8. Tenth Annual Report of the Columbia Institution for the Deaf and Dumb for the year ending June 30, 1867. College Faculty. Peter Baumgras. Instructor in Art
  9. hierfür spricht jedoch sein Bildnis eines bärtigen Herrn, Öl auf Leinwand, 30 × 25 in. (ca. 76 × 63 cm), verso bezeichnet. „Ralph Jacobs. Oregon City, Oregon“, identifiziert als der deutschstämmige Begründer der Oregon City Woolen Mills (https://www.worthpoint.com/worthopedia/signed-baumgras-lr-oil-canvas-474496156)
  10. vgl. Waldo Seldon Pratt: A forgotten American portrait-painter: Peter Baumgras, 1827–1903. A sketch with illustrations, Privatdruck 1937: Somewhere in his Californian period Baumgras spent perhaps a year at Vancouver, of which no records are available (https://archive.org/stream/artisxxxxx00linc/artisxxxxx00linc_djvu.txt)
  11. ab September 2003: Rush University Medical Center
  12. Auf dem Grabstein fälschlich das Todesjahr „1904“
  13. Painter Baumgras is Dead. Drawer of Portraits Passes Away at Age of 76., in: The Inter Ocean (Chicago, Illinois), 18. October 1903, S. 2.
  14. Boston Art Club. Fifty-seventh exhibition of oil paintings and sculpture. Mills Press of Knight & Co., Boston 1898 (Katalog-Nr. 90)
  15. archive.org › bostonartclubfin1898unse_djvu
  16. Abbildung: https://garfieldnps.wordpress.com/category/uncategorized/
  17. twitter.com
  18. civilwarmed.org
  19. rochester.edu
Personendaten
NAME Baumgras, Peter
KURZBESCHREIBUNG deutsch-amerikanischer Maler, Lithograf und Kunstprofessor
GEBURTSDATUM 4. Januar 1827
GEBURTSORT Homburg
STERBEDATUM 18. Oktober 1903
STERBEORT Chicago