Petra Bahr 2023 in der Marktkirche von Hannover;
bei der Einweihung des Reformationsfensters

Petra Bahr (geboren 29. April 1966 in Lüdenscheid) ist eine deutsche evangelische Theologin und seit 2017 Regionalbischöfin (ehemalige Amtsbezeichnung: Landessuperintendentin) für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.[1] Seit 2020 ist sie Mitglied des Deutschen Ethikrates.[2] Sie war als Oberkirchenrätin der EKD von 2006 bis 2014 Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Leben und Wirken

Nach einer journalistischen Ausbildung studierte Petra Bahr von 1989 bis 1996 Theologie und Philosophie und arbeitete im Anschluss an ihre Promotion, während der sie Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst war, als Unternehmensberaterin.

Petra Bahr promovierte 2002 bei Georg Pfleiderer mit einer religionsphilosophischen Arbeit zur Kritik der Urteilskraft von Immanuel Kant. Sie brachte als freie Autorin zahlreiche Publikationen zum Verhältnis von Kirche und Künsten, darüber hinaus zum Spannungsfeld von Recht-Religion-Politik, von Religion und Vernunft sowie zur Rückkehr des Religionsthemas heraus. Regelmäßig schreibt Petra Bahr für überregionale Zeitungen und macht Verkündigungssendungen für Deutschlandradio und den RBB.

Von 2000 bis 2005 war sie Referentin für Theologie an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg mit den Forschungsschwerpunkten „Verhältnis von Recht und Religion“, „Das theologische Gespräch mit den Kulturwissenschaften“ und „Protestantismus und Kultur“. 2006 wurde sie zur ersten Kulturbeauftragten des Rates der EKD berufen. In diesem Amt vertrat sie das Kulturengagement und die kulturpolitischen Positionen der EKD und ihrer Landeskirchen. 2010 war Petra Bahr Eisenhower-Fellow im Multi Nation Program.[3]

Im Juni 2011 unterlag sie in der Wahl zur Nachfolge der zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen der Nordelbischen Kirche der Theologin Kirsten Fehrs.[4][5]

Als Leiterin des Kulturbüros der EKD, das seinen Sitz in Berlin hat, förderte sie den kulturpolitischen Dialog und den Dialog mit den Künsten, regte Gedenkkultur und Bildungsprojekte an und brachte Traditionen und aktuelle Themen des Protestantismus in die öffentliche Diskussion. Zum 1. September 2014 wechselte sie in neuer Funktion zur Konrad-Adenauer-Stiftung.[6] Hier übernahm sie die Leitung der Hauptabteilung Politik und Beratung. Seit Januar 2017 ist sie Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover.[7]

Im April 2020 wurde sie auf Vorschlag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion[8] zum Mitglied des Deutschen Ethikrats gewählt. Dort widmet sie sich den Schwerpunkten gesellschaftlicher Zusammenhalt/Teilhabe, medizinethischen Fragen zu Anfang und Ende des Lebens und Rechtsethik.[9]

Bahr ist seit 1996 mit dem Juristen, Hochschullehrer und Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland Hans Michael Heinig verheiratet. Das Paar hat einen Sohn.

Mitgliedschaften

Position

„Wer die Kirche im Dorf lassen will, ohne sie in ein Museum zu verwandeln, sollte ihre Türen weit öffnen, nicht nur, um die Welt hereinzulassen. Der christliche Glaube gehört nicht in dunkle, stickige Gebäude – er lebt von der engagierten Zeitgenossenschaft an der frischen Luft, auch wenn es mal etwas zugig werden kann. Christlicher Glaube, der seine kulturelle Verantwortung wahrnimmt, setzt gegen den ‚Kampf der Kulturen‘ einen Kampf um Kultur.“[10] Während der Corona-Pandemie sagte Bahr, die Aussage, Corona sei eine Strafe Gottes für ein liberales Verhalten von Kirche und Gesellschaft, sei „abgründige Häresie“. Gegen diese Ansicht, die vom „rechten Rand“ in evangelischer und katholischer Kirche geäußert worden sei, hätten sich Kirchenleitungen lauter äußern müssen, hätte sich jedoch mit den entsprechenden Gruppierungen nicht anlegen wollen, bedauerte sie.[11]

In der Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine kritisierte Bahr im Februar 2023 in einem Streitgespräch mit der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, in der Wochenzeitung „Die Zeit“ das sogenannte „Manifest für den Frieden“ und sprach sich für Waffenlieferungen an die Ukraine aus.[12][13]

Publikationen in Auswahl

Einzelnachweise

  1. http://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/nachrichten/2017/01/2017_01_25_3
  2. Theologin Petra Bahr neu im Deutschen Ethikrat. EKD, 30. April 2020, abgerufen am 4. Juni 2020.
  3. 2010 Eisenhower Fellow. 2010 Multi Nation Program. Rev. Dr. Petra BAHR@1@2Vorlage:Toter Link/www.efworld.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei, 56 kB; englisch)
  4. Daniel Kummetz: Insiderin gegen Intellektuelle, taz, 16. Juni 2011
  5. Kirsten Fehrs zur neuen Bischöfin gewählt (Memento vom 20. August 2011 im Internet Archive), NDR.de, 17. Juni 2011, abgerufen am 21. Juni 2011
  6. Michael Brinkmann: EKD-Kulturbeauftragte wechselt zur Konrad-Adenauer-Stiftung, Pressestelle der EKD, 2. Juni 2014
  7. Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr, Landeskirche Hannover, abgerufen am 12. März 2020
  8. Mitglieder des Deutschen Ethikrates gewählt. Deutscher Bundestag, 23. April 2020, abgerufen am 4. Juni 2020.
  9. Petra Bahr. Deutscher Ethikrat, abgerufen am 4. Juni 2020.
  10. in Petra Bahr: Mein Abendland – Eine Reise zu den kulturellen und religiösen Ursprüngen unserer Gesellschaft, 2017, ISBN 9783946905035 (zit. nach: ekm intern 10/2017, S. 24, ISSN 1865-0120)
  11. Petra Bahr: Menschen alleine sterben zu lassen war "größte Schuld". Abgerufen am 6. Juli 2021.
  12. Ukraine-Krieg: Können Waffen Frieden schaffen? In: Die Zeit. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  13. Theologin Bahr kritisiert Käßmann für Manifest. Abgerufen am 23. Februar 2023.