Japan besitzt in der Nachkriegszeit ein pluralistisches Mehrparteiensystem mit einer dominanten Partei, der seit ihrer Gründung 1955 mit bisher nur zwei Unterbrechungen (1993–94 und 2009–12) dauerregierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP).

In den 1990ern wurde das Parteiensystem umgewälzt, als einerseits viele LDP-Mitglieder die Partei verließen und neue Parteien gründeten und andererseits die bis dahin noch größte Oppositionspartei, die Sozialistische Partei Japans (SPJ), weiter an Boden verlor und dann während einer (anfangs noch Großen) Koalition mit der LDP zur Kleinpartei schrumpfte. Nach zahlreichen Parteiumbildungen wurde die Demokratische Partei zum Sammelbecken der Opposition. 2009 gelang es ihr schließlich, die Unterhausmehrheit und die Regierungsführung zu übernehmen, sie verlor aber rasch an Popularität und schon 2010 die Oberhausmehrheit. 2012 wurde sie in einem Erdrutsch wieder abgewählt. Schon während und nach ihrer Regierungszeit verließen zahlreiche Abgeordnete die Partei, später folgten Parteispaltungen und -vereinigungen.

Die größte Oppositionspartei ist (Stand: April 2023) die Konstitutionell-Demokratische Partei (KDP), die inzwischen einen erheblichen Teil der ehemaligen Demokraten vereinigt. Weitere während des Zerfalls der Demokratischen Partei und ihrer Nachfolger entstandene Oppositionsparteien sind die im September 2020 durch den Zusammenschluss der Mehrheit der Mitglieder mit der KDP auf eine Rumpfpartei reduzierte Demokratische Volkspartei (DVP) und die nationalkonservativ-regionalistische Nippon Ishin no Kai, in der ehemalige Demokraten und Liberaldemokraten versammelt sind. Daneben existieren drei einigermaßen kontinuierlich existierende Parteien, zwei größere, die Kommunistische Partei Japans (KPJ), die durchgehend in Opposition war, und die Kōmeitō, der politische Arm der buddhistischen Organisation Sōka Gakkai, der seit 1999 zur Regierungskoalition der LDP gehört, sowie die inzwischen sehr kleine Sozialdemokratische Partei (SDP), der Nachfolger der SPJ. Seit 2019 im Nationalparlament vertretene Parteien mit gesetzlichem Parteistatus sind die linke Reiwa Shinsengumi von Tarō Yamamoto und die vielfach umbenannte und 2023/2024 zersplitterte [Anti-]NHK-Partei, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Japans, die NHK, in bestehender Form ablehnt. Bei der Wahl 2022 zog die rechtspopulistische Sanseitō („Partizipationspartei“) mit gesetzlichem Parteinstatus ins Parlament ein. Ende 2023 wurde die Kyōiku mushōka o jitsugen suru kai (etwa „Vereinigung zur Realisierung kostenloser Bildung“) mit den für den Parteistatus nötigen fünf Nationalabgeordneten um den Ex-Demokraten Seiji Maehara neu gegründet.[1]

Geschichte vor 1945

Meiji-Zeit

Nach der Meiji-Restauration begannen sich die ersten politischen Parteien aus der „Bewegung für Freiheit und Volksrechte“ in Opposition zur sogenannten „Meiji-Oligarchie“ zu formieren. Die älteste politische Partei Japans war die Öffentliche Gesellschaft von Patrioten (aikoku kōtō), die 1874 gegründet wurde. Kurze Zeit später wurde 1881 die Liberale Partei (jiyūtō) gegründet. Mit der Einrichtung des Reichstags war eine Hauptforderung der Bewegung erfüllt. Die entstandenen Gruppierungen waren die Keimzelle für die Parteien im Parlament. Am 1. Juli 1890 fanden die ersten Wahlen zum Unterhaus statt, die zugleich die ersten Wahlen in einem asiatischen Land waren.

Die Parteien hatten anfangs wenig Einfluss auf die Regierung und Konflikte insbesondere über den Haushalt führten zu mehreren Auflösungen des Unterhauses aber auch zu Regierungswechseln durch Rücktritte. Itō Hirobumi, selbst einer der bedeutendsten Vertreter der „Meiji-Oligarchie“ und von 1892 bis 1896 zum zweiten Mal Premierminister, erkannte bald die Notwendigkeit einer die Regierung stützenden Partei im Parlament, fand aber anfangs keine Unterstützung bei der Liberalen Partei (ursprünglich: „Konstitutionell-Liberale Partei“), die rund ein Drittel der Sitze im Unterhaus hielt und zusammen mit der Rikken Kaishintō („Konstitutionelle Fortschrittspartei“) gegen die Militärausgaben der Regierung opponierte. Erst nach dem Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg von 1894/95 fand er Verbündete in der Liberalen Partei. Im Jahr 1900 begründete er mit Beamten und der Kenseitō, die aus der Liberalen Partei und Teilen der Fortschrittspartei hervorgegangen war, das Rikken Seiyūkai. Die Partei wurde auf Jahrzehnte die dominierende Partei im Unterhaus.

Taishō-Zeit

Der Einfluss der Parteien im japanischen Parlament war eher gering, da die Zustimmung des Parlaments nur auf wenige Bereiche, z. B. die Verabschiedung des Haushalts, beschränkt war und die Regierung außerparlamentarisch durch die herrschenden Oligarchen bestimmt wurde. Erst nach dem Taishō Seihen von 1913 entwickelte sich unter öffentlichem Druck eine stärker an das Parlament gebundene Regierungsform, die sogenannte „Taishō-Demokratie“. In dieser Zeit wurden die Regierungen erstmals mit den Führern der im Parlament vertretenen Parteien besetzt, um die Kooperation des Parlaments mit der Regierung zu stärken. 1925 wurden die bereits mehrfach gelockerten Zensusbeschränkungen des Wahlrechts aufgehoben und das allgemeine Wahlrecht für Männer über 25 eingeführt.

Die einflussreichsten Parteien der „Taishō-Demokratie“ waren das Rikken Seiyūkai, das Kenseikai (später: Rikken Minseitō) und das Rikken Dōshikai – alle drei bürgerliche Parteien. Neben die Meiji-Oligarchien und das Militär traten zunehmend die großen Industriekonglomerate (Zaibatsu) im Ringen um politischen Einfluss.

Zugleich begann sich nach dem Ersten Weltkrieg und der Russischen Revolution die politische Linke in Gewerkschaften und Verbänden zu formieren – anfangs jedoch ohne Repräsentation im Parlament. 1926 entstand die Arbeiter- und Bauernpartei (rōdō-nōmin-tō), der eine Reihe weiterer Neugründungen und Abspaltungen folgten. Erst 1932 entstand mit der Shakai Taishūtō („Sozialistische Massenpartei“) eine relativ gemäßigte Partei, die nennenswerte Erfolge bei Wahlen erzielen konnte. Radikalere Gruppierungen wie die 1922 gegründete Kommunistische Partei Japans, die sich gegen das Kaisertum und den Kapitalismus wandten, wurden vom Staat durch Sondergesetze, Verhaftungswellen und Razzien verfolgt und erreichten keine breite gesellschaftliche Basis.

Zeit des Militarismus

Der wachsende Einfluss des Militärs auf die Regierung nach dem Beginn der Großen Depression und dem Einmarsch in der Mandschurei 1931 reduzierte den Einfluss der Parteien wieder, die Opposition wurde gleich- oder ausgeschaltet. Insbesondere nach dem Angriff auf China 1937 verschärfte sich das innenpolitische Klima.

Rechtsgerichtete Geheimbünde und nationalistische Militärzirkel destabilisierten die Parteienkabinette durch Anschläge und Pläne für einen Staatsstreich. Nach dem Putschversuch am 15. Mai 1932 begann mit dem Kabinett von Saitō Makoto die Zeit der „Kabinette der nationalen Einheit“ (挙国一致内閣, kyokoku itchi naikaku), die das Ende der Parteienherrschaft markierten. Die bürgerlichen Parteien Seiyūkai und Minseitō reagierten auf den Machtverlust, indem sie selbst eine aggressivere Außenpolitik forderten und zu Kompromissen mit dem Militär bereit waren; das Seiyūkai nahm allerdings nach der Bildung des Kabinetts Okada 1934 für einige Zeit eine Oppositionshaltung ein, verlor aber 1936 die Unterhausmehrheit. Die „Sozialistische Massenpartei“, die zwar gegen Japans Austritt aus dem Völkerbund gewesen war und den Einfluss des Militärs bekämpfte, wandte sich ebenfalls nicht entschieden gegen die Expansion auf dem Festland; sie konnte bei den letzten Vorkriegswahlen im April 1937 mit 36 von 466 Sitzen ihr bestes Wahlergebnis erzielen.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges 1937 unterstützten viele Parteipolitiker die Aggression auf dem Festland. Gesetze zur von Teilen der Regierung verfolgten Errichtung eines „nationalen Verteidigungsstaates“ und einer „neuen politischen Ordnung“ – kurz der Unterordnung von Politik und Wirtschaft unter militärische Belange – wurden nun mit Zustimmung der Parteien verabschiedet, darunter 1938 das Kokka-sōdōin-hō, das „nationale Mobilmachungsgesetz“, das der Regierung weitgehende Eingriffe in die Privatwirtschaft erlaubte. Die Regierung wurde durch Sondervollmachten und neue Behörden wie das Kikakuin schrittweise zentralisiert und der Kontrolle durch das Parlament teilweise entzogen. Im Oktober 1940 bedeutete die Schaffung des Taisei Yokusankai („Bund zur Förderung der Kaiserherrschaft“) und einer Einheitsfraktion im Parlament das formale Ende der politischen Parteien, die sich – einschließlich der Sozialisten, inzwischen mehrheitlich eine nationalistisch-sozialistische Partei – selbst auflösten.

Das Taisei Yokusankai erreichte aber nicht das ursprüngliche Ziel, die alten politischen Strukturen vollständig zu verdrängen. Und bei der Shūgiin-Wahl 1942, der einzigen Wahl während des Krieges, verhinderten schon der Wahlkampf und der Nominierungsprozess unter Ägide des Innenministeriums und einer Kommission unter Abe Nobuyuki, dass die etablierten Politiker der ehemaligen Parteien wie von Premierminister Tōjō beabsichtigt durch „progressive“ oder „reformistische“ (kakushin), d. h. loyale, militaristische, Kandidaten ersetzt würden.[2] Und die Wähler gaben darüber hinaus 85 Kandidaten ohne Yokusan-Nominierung ein Mandat.

Nach der Kapitulation Japans unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und dem Kriegseintritt der Sowjetunion begann unter Regie des Supreme Commander for the Allied Powers (SCAP), den amerikanischen Besatzungsbehörden, der Aufbau einer demokratischen politischen Ordnung, die formal in der Verfassung von 1947 festgeschrieben wurde. Bereits 1945 formierten sich neue Parteien, die zum Teil personell an die Parteien der Vorkriegszeit anknüpften.

Amerikanische Besatzung und Nachkriegszeit

Während der alliierten Besatzung Japans wurden mit der Formierung neuer Parteien und zwei Reformen des Wahlrechts 1945 und 1947 die Grundlagen der Parteienlandschaft der Nachkriegszeit gelegt. Nach einer Phase von Koalitionsregierungen und mehreren Parteiumbildungen mündete dies 1955 in das sogenannte „55er-System“, das von der Liberaldemokratischen Partei (LDP) als bürgerliche Regierungspartei und der Sozialistischen Partei Japans (SPJ) als größte Oppositionspartei bestimmt wurde. Dieses System erodierte ab den 1960er Jahren vor allem auf Seiten der SPJ, blieb aber in seiner Grundstruktur bis Anfang der 1990er Jahre erhalten.

In einem „Boom neuer Parteien“ formierten sich ab 1992 immer neue Parteien, die 1993 zum Machtverlust der LDP und danach zum endgültigen Bedeutungsverlust der SPJ als Sammelbecken der Opposition führten. Nach zahlreichen Umbildungen stabilisierte sich die Parteienlandschaft vorübergehend in den 2000er Jahren: Die LDP kehrte 1994 in die Regierung zurück, war aber auf eine Koalition mit kleineren Partnern angewiesen; und die Demokratische Partei übernahm 1998 die Rolle als größte Oppositionspartei. Nach der Unterhauswahl 2009 konnte sie zwar die Regierung übernehmen, musste sie aber nach der Wahl 2012 wieder an die LDP abgeben und ist schließlich in mehrere Teile zerbrochen.

Die konservativen Parteien bis zur Gründung der LDP

Hauptartikel: Hoshu Gōdō

Die bedeutendste der 1945 gegründeten Parteien war die Liberale Partei, der auch Yoshida Shigeru, der bestimmende Politiker der Nachkriegszeit auf japanischer Seite angehörte. Sie knüpfte an das Rikken Seiyūkai der Vorkriegszeit an. Daneben entstand die liberaler ausgerichtete „Fortschrittspartei Japans“ (Nihon Shimpotō) in Anknüpfung an die Rikken Minseitō. Aus ihr gingen die Demokratische Partei, die Kaishintō („Fortschrittspartei“) und schließlich die Demokratische Partei Japans hervor. Die größte einer Reihe weiterer bürgerlicher Parteien war die 1947 entstandene Kokumin Kyōdōtō („Volks-Kooperationspartei“), die später in der Kaishintō aufging, und eine zentristische Ausrichtung hatte.

In der sogenannten „Konservativen Fusion“ (hoshu gōdō) am 15. November 1955 schlossen sich die beiden verbliebenen Parteien, die Liberale Partei und die Demokratische Partei Japans zur Liberaldemokratischen Partei zusammen. Damit entstand das so genannte 55er-System mit einer dominierenden konservativen Partei, der eine linksorientierte Partei als Opposition gegenübersteht.

LDP-Dominanz

Hauptartikel: Liberaldemokratische Partei (Japan)

Die Liberaldemokratische Partei führte Japan im wirtschaftlichen Aufstieg der Nachkriegszeit und regierte von ihrer Gründung ununterbrochen für fast 38 Jahre. Die LDP vertrat in dieser Zeit eine gelenkte Marktwirtschaft (siehe MITI), die unbedingte Westbindung im Bündnis mit den USA, eine zurückhaltende Wiederbewaffnung in Form der Selbstverteidigungsstreitkräfte und eine Klientelpolitik, die viele Infrastrukturprojekte auch für ländliche Gebiete, aber auch Korruptionsskandale mit sich brachte. Nach dem Verlust der Regierungsbeteiligung 1993 für fast ein Jahr stellte sie seit 1996 wieder den Premierminister, regierte aber seit 1999 durchgehend in Koalition. Bei der Unterhauswahl 2009 verzeichnete die LDP eine erdrutschartige Niederlage und war bis zur folgenden Wahl 2012 die größte Oppositionspartei.

Von 1976 bis 1986 bestand der „Neue Liberale Klub“ (新自由クラブ, Shin Jiyū Kurabu), eine Abspaltung von städtischen LDP-Mitgliedern, die aufgrund von Skandalen die Partei verließen und eine Reform des Wahlrechts sowie der Wahlkampffinanzierung forderten.

Die politische Linke

Ähnlich den meisten westlichen Industrieländern kann die politische Linke in Japan auf einige der ältesten politischen Organisationen zurückgreifen. Vergleichbar ist auch die personelle und organisatorische Nähe zu den Gewerkschaften.

Nach dem ersten Ampo Tōsō, dem Kampf der Linken gegen die Neuauflage des US-japanischen Sicherheitsvertrages 1959/60, arbeiteten Kommunistische und Sozialistische Partei in den 1960er und frühen 70er Jahren in einer Einheitsfront bei Wahlen vor allem auf Präfektur- und Kommunalebene zusammen. Die kakushin tōitsu (革新統一, dt. etwa „progressive Einheit“) genannte Kooperation konnte vor allem in Großstädten Wahlerfolge erzielen, zu den sogenannten „progressiven Gebietskörperschaften“ (kakushin jichitai) gehörten zeitweise auch fünf große Gebietskörperschaften, die im Akronym T.O.K.Y.O. zusammengefasst wurden: Die Präfekturen Tokio (Gouverneur Minobe Ryōkichi, 1967–1979), Osaka (Kuroda Ryōichi, 1971–1979), Kyōto (Ninagawa Torazō, 1950–1978) und Okinawa (Yara Chōbyō, 1972–1976) sowie die Stadt Yokohama (Bürgermeister Asukata Ichio, 1963–1978).

Die Kommunistische Partei

Hauptartikel: Kommunistische Partei Japans

Die Kommunistische Partei Japans (日本共産党, Nihon Kyōsantō, KPJ) wurde bereits 1922 im Untergrund gegründet. Sie strebte lange Zeit eine „demokratische Revolution des Volkes und eine anschließende sozialistische Revolution“ an und vertrat auch eine radikal pazifistische Politik, die unter anderem die Forderung nach einer parlamentarischen Republik an Stelle der konstitutionellen Monarchie einschloss. Später revidierte die KPJ jedoch große Teile ihres Parteiprogramms und bekennt sich zur japanischen Verfassung und damit auch zum Kaiser in seiner heutigen Rolle, d. h. ohne als Staatsoberhaupt festgeschrieben zu sein und ohne eigenständige Autorität in Staatsangelegenheiten. Sie toleriert die Existenz der Selbstverteidigungskräfte, die sie aber nach wie vor für verfassungswidrig hält und langfristig abschaffen will, und lehnt das militärische Bündnis mit den USA in bisheriger – oder erst recht, wie von der Regierung verfolgt, in auf bewaffnete Auslandseinsätze an der Seite der USA und deren Verbündeten ausgedehnter – Form ab.

Die Sozialdemokratische Partei

Hauptartikel: Sozialistische Partei Japans, Sozialdemokratische Partei (Japan) und Demokratisch-Sozialistische Partei (Japan)

1945 wurde die Sozialistische Partei Japans (SPJ) gegründet. Sie war bis Anfang der 1990er Jahre die größte Oppositionspartei. 1947 stellte sie mit Katayama Tetsu erstmals den Premierminister, die Regierung zerbrach jedoch bald im Flügelstreit. Nach einer ersten Phase der Spaltung in den 1950er Jahren verließ der gemäßigtere rechte Flügel im Streit um den Sicherheitsvertrag mit den USA endgültig die Partei und gründete die Demokratisch-Sozialistische Partei (DSP), die als eigentlicher Vertreter der japanischen Sozialdemokratie gesehen werden kann, bei Wahlen aber trotz ihrer gemäßigteren Positionen weniger erfolgreich als die Sozialistische Partei war. Die DSP wurde 1994 Teil der Shinshintō.

Die SPJ änderte 1996 ihren Namen in Sozialdemokratische Partei, nachdem sie im Laufe der Zeit selbst einige ihrer radikalen Positionen aufgegeben hatte. In den 1990er Jahren gewann sie zwar eine Regierungsbeteiligung und sogar das Ministerpräsidentenamt in der Regierung von Tomiichi Murayama, verlor aber ihre Rolle als stärkste Oppositionspartei zu Gunsten der Shinshintō und schließlich der Demokratischen Partei. 2009 wurde sie als kleiner Koalitionspartner Teil der Regierungskoalition der Demokraten, die sie 2010 wieder verließ.

Kōmeitō

Hauptartikel: Kōmeitō

Einige Mitglieder der einflussreichen buddhistischen Sekte Sōka Gakkai, deren Mitgliedschaft in der unmittelbaren Nachkriegszeit stark zunahm, kandidierten bei den Unterhauswahlen von 1956 und den Oberhauswahlen 1959 erfolgreich für das japanische Parlament. 1962 erreichte die Gruppe Fraktionsstärke und nannte sich nun Kōmei Seiji Renmei (公明政治連盟; „Bund für saubere Politik“); zwei Jahre später wurde daraus der politische Arm der Sōka Gakkai, die Kōmeitō. Programmatischer Inhalt der Partei ist der humanitäre Sozialismus mit einer strikten Abgrenzung gegenüber den Kommunisten.

Die zwischenzeitlich aufgelöste und 1998 rekonstituierte (Neue) Kōmeitō ist seit 1999 Teil der Regierungskoalitionen der LDP.

Reformperiode

Die frühen 1990er Jahre brachten nach dem Ende der Bubble Economy neben einer lähmenden Wirtschaftskrise einen Boom neuer Parteien (新党ブーム, Shintō būmu), deren Vielzahl nur von ihrer Kurzlebigkeit überboten wurde. Hauptakteure einiger der wichtigsten Parteineu- und -umbildungen waren zwei ehemalige Führungspolitiker der LDP, Ichirō Ozawa und Tsutomu Hata. Die neuen Parteien konnten 1993 erreichen, dass die LDP für fast ein Jahr die Regierungsbeteiligung verlor.

Die erste Neugründung dieser Zeit war 1992 die Neue Japan-Partei von Morihiro Hosokawa. Ein Jahr später, 1993, verließen Ichirō Ozawa und Tsutomu Hata die LDP und gründeten die Erneuerungspartei. Dadurch verlor Premierminister Kiichi Miyazawa die absolute Mehrheit im Parlament, was in den resultierenden Neuwahlen bestätigt wurde. Hosokawa bildete eine Koalitionsregierung unter Beteiligung aller Parteien außer der KPJ und der LDP, die aber nach weniger als einem Jahr scheiterte. Eine Minderheitsregierung unter Premierminister Hata währte nur rund zwei Monate. Gleichzeitig mit der Erneuerungspartei war die Neue Partei Sakigake von Masayoshi Takemura entstanden; sie ermöglichte nun gemeinsam mit der SPJ der LDP die Rückkehr an die Macht.

Wichtigstes Ergebnis des Jahres 1994 war eine Wahlrechtsreform, die es kleineren Parteien durch die Abschaffung der Mehrmandatswahlkreise erschwert, Direktmandate zu erringen, zugleich aber auch ein Grabenwahlsystem einführte, bei dem ein Teil der Sitze im Unterhaus durch Verhältniswahl besetzt wird. Eine weitere wichtige Änderung war eine öffentliche Parteienfinanzierung, die die Abhängigkeit von Parteispenden reduzieren sollte. Pro Einwohner stellt die Regierung jährlich 250 Yen zur Verfügung, die aufgeschlüsselt nach Wahlergebnissen an die Parteien verteilt werden.

Nach dem Scheitern der Anti-LDP-Koalition schlossen sich 1994 die Erneuerungspartei, die Neue Japan-Partei, die Kōmeitō und die DSP zur Neuen Fortschrittspartei (Shinshintō) zusammen, die die Führungsrolle in der Opposition übernahm. 1997 zerfiel sie wieder in verschiedene Gruppierungen: Die ehemalige Kōmeitō kam als Neue Kōmeitō zurück, einige Anhänger Ozawas schlossen sich zur Liberalen Partei zusammen, und einige traten der LDP bei.

Die Demokratische Partei

Hauptartikel: Demokratische Partei und Demokratische Fortschrittspartei

1996 gründeten ehemalige LDP-Mitglieder und Sozialdemokraten zusammen die Demokratische Partei (engl. als DPJ abgekürzt). Nach dem Zerfall der Neuen Fortschrittspartei hat sie 1998 die meisten der entstandenen Parteien geschluckt und sich zur dominierenden Oppositionspartei entwickelt. Von 2006 bis 2009 stand sie unter dem Vorsitz von Ichirō Ozawa, der mit seiner Liberalen Partei 2003 den Demokraten beigetreten war. Bei der Oberhauswahl 2007 konnte die Partei die LDP erstmals in der Wählergunst übertreffen und unter Yukio Hatoyama 2009 die Regierung übernehmen, musste sie jedoch nach der Wahl 2012 nach zwei weiteren Premierministern (Naoto Kan und Yoshihiko Noda) wieder an die LDP abgeben.

2008 gründete der aus der Demokratischen Partei ausgetretene Hideo Watanabe mit vier weiteren Abgeordneten den Kaikaku Club („Reformklub“; engl. Japan Renaissance Party), der im Parlament mit der LDP zusammenarbeitete.

Im März 2016 fusionierte die DPJ mit der Ishin no Tō zur Demokratischen Fortschrittspartei (Minshintō, engl. The Democratic Party, abgekürzt DP), welche sich im Mai 2018 mit der zuvor abgespaltenen Partei der Hoffnung zur Demokratischen Volkspartei (kurz DVP; Kokumin Minshutō, engl. Democratic Party For the People) zusammenschloss.

Abspaltungen und teilweise Wiedervereinigung

Hauptartikel: Konstitutionell-Demokratische Partei, Partei der Hoffnung und Demokratische Volkspartei

Nach der Verkündung von vorgezogenen Neuwahlen durch Premierminister Shinzō Abe im September 2017 gründete die relativ populäre Tokioter Gouverneurin Yuriko Koike die konservative Partei der Hoffnung (Kibō no Tō, kurz Kibō) und zielte dabei auf eine absolute Mehrheit im Parlament. Kurz darauf gab der Minshintō-Vorsitzende Seiji Maehara nach Absprache mit Koike bekannt, dass die Minshintō keine eigenen Kandidaten für die kommende Wahl aufstellen werde und versicherte den Minshintō-Mitgliedern, sie im Falle einer Kandidatur für die Kibō no Tō zu unterstützen. An diese hatte sie bereits eine Reihe von Abgeordneten verloren.[3] Nachdem Koike mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass sie keinesfalls alle Anhänger der Minshintō aufnehmen und jeden Beitrittskandidaten auf seine politische Einstellung prüfen werde, gaben mehrere linksorientierte Minshintō-Mitglieder daraufhin bekannt, nicht für die Koikes Partei kandidieren zu wollen. Dazu gehörten beispielsweise die ehemaligen Premierminister Naoto Kan und Yoshihiko Noda sowie der stellvertretende Vorsitzende der Minshintō, Yukio Edano. Folglich gründete Edano als Alternative zur Kibō no Tō die eher linksliberal ausgerichtete Konstitutionell-Demokratische Partei (kurz KDP; Rikken Minshutō; engl. The Constitutional Democratic Party of Japan, kurz CDP).[4] Während sich Kan der KDP anschloss, traten Noda und andere unter der Führung Katsuya Okadas als Unabhängige an. Sie bildeten nach der Wahl die Unterhausfraktion Mushozoku no Kai. Die Kibō konnte letztlich lediglich 50 Sitze gewinnen, die KDP dagegen 55.[5]

Im Mai 2018 fusionierten Kibō und Minshintō zur Demokratischen Volkspartei (kurz DVP), nachdem beide Parteien sehr tiefe Umfragewerte zu verzeichnen hatten. Ziel des Zusammenschlusses war es, die KDP im Parlament quantitativ zu übertreffen und zur stärksten Oppositionspartei zu werden. Letztendlich traten aufgrund interner Streitigkeiten innerhalb der Parteien lediglich 62 Abgeordnete der DVP bei, während es bei einer vollständigen Zusammenlegung zu einer Summe von 107 Abgeordneten gekommen wäre. Einige der Fusionsgegner schlossen sich der KDP an, andere wurden parteilos. Die KDP behielt ihre Position.

Die Neuwahlen zur Postprivatisierung 2005

Hauptartikel: Neue Partei Japan und Neue Volkspartei

Im Streit um die von Premierminister Jun’ichirō Koizumi als wichtigstes innenpolitisches Projekt forcierten Privatisierung der japanischen Post wendeten sich erhebliche Teile der LDP gegen ihn. Indem er nicht nachgab, gelang es Koizumi zwar sein Image als Reformer zu stärken; allerdings verließ eine Reihe von Abgeordneten die LDP, darunter einige namhafte Parteiführer (u. a. Shizuka Kamei, Tamisuke Watanuki, Takeo Hiranuma). Teile der sogenannten „Rebellen“ organisierten sich in der Neuen Partei Japan und der Neuen Volkspartei. Bei der von Koizumi vorzeitig veranlassten Unterhauswahl 2005 gelang es ihm aber, viele Kandidaten (sogenannte „Attentäter“, oft faktionsungebundene Koizumi-Loyalisten) gegen die LDP-Rebellen ins Parlament zu bringen und der politische Schaden für die LDP blieb begrenzt.[6][7]

Die beiden entstandenen Parteien waren Splitterparteien mit wenigen Abgeordneten. Sie arbeiteten im Parlament mit der Demokratischen Partei zusammen; die Neue Volkspartei war von 2009 bis 2012 formal in die Regierungskoalition eingebunden.

„3. Säule“: Parteineubildungen 2009–2012

Im Zuge der Parteineubildungen während und nach der Regierungszeit der Demokraten sprachen Medien und Beobachter zum Teil von einer neuen „3. Säule“ (第三極, daisan-kyoku) im Parteiensystem, die sich aber bis Anfang 2016 selbst wieder in fünf Parteien zersplittert hatte.[8]

Vor den Unterhauswahlen 2009 gründete der ehemalige LDP-Politiker Yoshimi Watanabe gemeinsam mit drei weiteren Abgeordneten aus beiden großen Parteien die Minna no Tō. Die zentristische Partei erhielt 4,2 Prozent der Verhältniswahlstimmen und gewann insgesamt fünf Mandate. Nach der Wahl, bei der LDP von 300 auf 119 Sitze zurückfiel und erstmals seit 1994 die Regierungsbeteiligung verlor, verließen weitere Führungspolitiker die LDP und gründeten neue Parteien: Der in Umfragen beliebte ehemalige Sozialminister Yōichi Masuzoe gründete mit dem Kaikaku Club die Shintō Kaikaku, die wie die Minna no Tō die Reformen der Ministerialbürokratie und das von der Regierung formulierte Ziel eines schlankeren Haushalts unterstützte, in außen- und verfassungspolitischen Fragen aber eher konservative Positionen einnahm. Fast gleichzeitig mit der Shintō Kaikaku wurde Tachiagare Nippon von Kaoru Yosano, der als Verfechter einer Haushaltskonsolidierung galt, und Takeo Hiranuma, einem ausgesprochenen Konservativen in gesellschaftlichen Fragen, gegründet. Sie wurde auch vom damaligen Tokioter Gouverneur Shintarō Ishihara unterstützt, einem sozial-konservativen ehemaligen LDP-Politiker.

Weitere 2010 gegründete Parteien rekrutierten sich aus den Reihen der Kommunal- und Präfekturpolitiker. Tōru Hashimoto, Gouverneur von Osaka, gründete das Ōsaka Ishin no Kai („Versammlung zur Erneuerung Osakas“), Hiroshi Yamada, ehemaliger Bürgermeister von Suginami und NFP-Abgeordneter, gründete die Nippon Sōshintō, und Takashi Kawamura, Bürgermeister von Nagoya, begründete Genzei Nippon („Steuersenkung Japan“). Die Parteien setzten sich insbesondere für Reformen der regionalen Verwaltung ein, das Ōsaka Ishin no Kai und Genzei Nippon standen der Minna no Tō nahe, die drei Parteien arbeiteten an einer Kooperation für die einheitlichen Regionalwahlen 2011.

Aus der Demokratischen Partei spalteten sich ab 2011 mehrere Parteien in Opposition zu Freihandel (TPP), Mehrwertsteuererhöhungen und Atomkraft ab: die Shintō Kizuna, die Midori no Kaze, die der Shintō Daichi angeschlossene Shinminshutō („Wahre Demokratische Partei“), und mit dem Parteiaustritt von Ichirō Ozawa schließlich die Kokumin no Seikatsu ga Daiichi. Aus diesen Parteien entstand zusammen mit weiteren ausgetretenen Abgeordneten und den Nationalpolitikern der Genzei Nippon (die Regionalpartei bestand für kurze Zeit eigenständig weiter) für die Unterhauswahl 2012 die Nippon Mirai no Tō („Zukunftspartei Japan“, engl. Tomorrow Party of Japan). Sie begann den Wahlkampf als drittstärkste Partei, verlor aber die meisten Sitze. Der Großteil der verbliebenen Abgeordneten folgte Ozawa in die Seikatsu no Tō, die sich 2016 in Liberale Partei umbenannte.

Ebenfalls für die Unterhauswahlen 2012 formierte sich die Nippon Ishin no Kai, die Hashimotos Ōsaka Ishin no Kai, Ishiharas Tachiagare Nippon (kurzzeitig Taiyō no Tō) sowie die Nippon Sōshintō vereinigte und der sich weitere, für die Wahl aus beiden großen Parteien ausgetretene Abgeordnete anschlossen. Die Partei hatte bei der Wahl 2012 vor allem in der Präfektur Osaka und der Region Kansai durchschlagenden Erfolg, konnte aber darüber hinaus landesweit meist nicht die Demokratische Partei als zweitstärkste Partei ablösen.

Gesetzliche Regelungen

Gesetze, die den Status von politischen Parteien in Japan regeln, sind das kōshoku-senkyo-hō („Gesetz über die Wahl zu öffentlichen Ämtern“), das seiji-shikin-kisei-hō („Gesetz zur Regelung politischer Gelder“) und das seitō-josei-hō („Gesetz über die Förderung politischer Parteien“). Dabei werden Parteien im Allgemeinen als „politische Gruppierungen“ (seiji dantai) bezeichnet. Den formalen Status als politische Partei (seitō), an den insbesondere die staatliche Parteienfinanzierung geknüpft ist, erlangen demnach nur Gruppierungen, denen mindestens fünf Abgeordnete im nationalen Parlament angehören oder die über mindestens einen Nationalabgeordneten verfügen und mindestens zwei Prozent der Stimmen landesweit bei Mehrheitswahl oder Verhältniswahl in einer der drei Wahlen zum aktuellen Parlament erhalten haben. Neben der staatlichen Parteienfinanzierung erhalten Parteien im Gegensatz zu politischen Gruppierungen Sendezeiten im öffentlichen Rundfunk NHK, die Möglichkeit, Wahlkreiskandidaten zusätzlich über die Verhältniswahlliste kandidieren zu lassen, und das Recht, Parteispenden auch von Unternehmen, also juristischen Personen anzunehmen.

Staatliche Parteienfinanzierung

Die staatliche Parteienfinanzierung in Japan gehört zu den höchsten der Welt. Nach dem Gesetz zur Parteienfinanzierung von 1994 erhalten die Parteien staatliche Zuschüsse in Höhe von 250 Yen pro Einwohner (nach der jeweils aktuellen Volkszählung) unabhängig von der Wahlbeteiligung. Die Verteilung richtet sich nach der Anzahl ihrer Abgeordneten im Parlament, geteilt durch die Gesamtzahl in beiden Häusern zusammen, und nach ihren Stimmenanteilen bei Unterhaus- und Oberhauswahlen. Letztere werden nach folgendem Schlüssel gewichtet:

Jährlich werden vom Staat insgesamt etwa 32 Milliarden Yen (2010 rund 280 Millionen Euro) an die Parteien ausgezahlt. Stichtag für die Bemessung der jährlichen Parteienfinanzierung ist in der Regel der 1. Januar, die Zuteilung selbst erfolgt zu Beginn des Fiskaljahres im April, die Auszahlung erfolgt in vier Tranchen. Die Mittel verteilten sich wie folgt:

Jährliche staatliche Parteienfinanzierung in Mrd. Yen
Partei 1995[10] 1996[10] 1997[10] 1998[10] 1999[10] 2000[10] 2001[10] 2006 2007[11] 2008[12] 2009[13] 2010[14] 2011[15] 2012[16] 2013[17] 2014[18] 2015[19] 2016[20] 2017[21] 2018[22] 2019[23] 2020[24]
Liberaldemokratische Partei 13,36 13,71 14,69 15,20 14,90 14,54 14,53 16,85 17,11 15,84 15,73 10,38 10,11 10,15 14,55 15,78 17,05 17,22 17,62 17,49 17,89 17,26
Demokratische Partei 0,43 2,74 5,58 6,93 7,65 8,40 10,48 10,49 11,88 11,83 17,30 16,83 16,50 8,53 6,69 7,67
Demokratische Fortschrittspartei 9,74 8,71 3,57
Sozialistische Partei Japans/Sozialdemokratische Partei 5,62 4,71 2,74 2,47 2,11 2,25 2,15 1,06 1,01 0,90 0,90 0,86 0,76 0,76 0,54 0,43 0,47 0,47 0,40 0,38 0,38 0,36
Demokratische Volkspartei 5,41 4,65
Konstitutionell-Demokratische Partei 2,76 3,23 4,29
Kōmei/Kōmeitō 0,50 0,43 0,34 1,67 3,33 3,12 2,90 2,86 2,87 2,73 2,73 2,39 2,28 2,28 2,56 2,60 2,95 2,97 3,14 2,95 3,01 3,03
Nippon Ishin no Kai (2012–2014) 2,72 3,29
Kibō no Tō 3,04 0,22
Ishin no Tō 2,66
Ōsaka Ishin no Kai/Nippon Ishin no Kai (2016–) 0,49 1,00 1,31 1,36 1,85
Minna no Tō 0,36 1,12 1,12 1,79 2,01
Jisedai no Tō/Nippon no Kokoro 0,56 0,56 0,49
Yui no Tō 0,35
Seikatsu no Tō/Liberale Partei (2016–) 0,82 0,75 0,33 0,33 0,40 0,27 0,28
NHK kara Kokumin o Mamoru Tō 0,17
Reiwa Shinsengumi 0,16
Midori no Kaze 0,14
Shintō Kizuna 0,21
Neue Volkspartei 0,26 0,29 0,38 0,43 0,39 0,40 0,44
Nippon o genki ni suru Kai 0,12
Neue Partei Daichi – Wahre Demokraten 0,12
Tachiagare Nippon 0,20 0,17
Neue Partei Japan 0,16 0,16 0,20 0,20 0,14 0,14 0,14
Kaikaku Club/Shintō Kaikaku 0,12 0,12 0,12 0,12 0,12 0,10 0,10 0,11
Neue Fortschrittspartei 9,21 9,81 9,30
Liberale Partei (1998–2003) 2,87 2,80 2,45 2,03
Neue Partei Sakigake/Sakigake/Midori no Kaigi 0,77 0,85 0,38 0,40 0,35 0,28 0,12
Taiyō no Tō (2015) 0,09
Sonstige 0,72 0,76 0,92 3,03 0,98 1,10 1,25

Die Kommunistische Partei Japans lehnt es ab, staatliche Parteienfinanzierung anzunehmen. Der Anteil der übrigen Parteien erhöht sich entsprechend. Der Dainiin-Klub (bis 2004 im Parlament vertreten) hatte ebenfalls die Annahme verweigert, aber im Parlament beantragt, dass die ihm zustehenden Gelder zurück an den Staat fielen.

Parteistrukturen

Die meisten im nationalen Parlament vertretenen Parteien sind anders als in weiten Teilen Europas nicht in erster Linie Mitgliederparteien, sondern Zusammenschlüsse von Parlamentsabgeordneten. Als die linken Parteien die Hauptopposition zur LDP bildeten, verfügten sie mit den großen politischen Richtungsgewerkschaften über nahestehende Massenorganisationen; die Kōmeitō ist eng mit der Sōka Gakkai verbunden. Die Liberaldemokratische Partei versuchte mit dem „liberalen Volkskongress“ (jiyū kokumin kaigi) und anderen Vorfeldorganisationen den Aufbau ähnlicher Strukturen; aber die persönlichen Unterstützerorganisationen einzelner Abgeordneter (kōenkai) spielen traditionell die wichtigste Rolle in der Basisarbeit der Partei.

Gremien

Der Parteivorsitzende von national agierenden Parteien ist typischerweise ein Mitglied des Unterhauses des nationalen Parlaments und führt gleichzeitig die dortige Fraktion. Der Vorsitzende der größten Regierungspartei ist in der Regel auch Premierminister, weshalb in der Nachkriegszeit meist die Wahl des LDP-Vorsitzenden über die Besetzung des Regierungschefs entschied; de facto entstand dadurch auch eine Amtszeitbegrenzung für den Premierminister, obwohl die Verfassung keine solche vorsieht.

Zum engeren Führungskreis des Parteivorstandes gehören in den meisten Parteien der Generalsekretär, der Vorsitzende des Ausschusses für Parlamentsangelegenheiten, der für beide Fraktionen einer Partei die Termine und Entscheidungen mit seinen Amtskollegen in den anderen Parteien koordiniert, und der Vorsitzende eines „politischen Forschungsrates“, einem Gremium das die innerparteiliche Politikformulierung steuert und in Zusammenarbeit mit Ministerialbürokratie und Parlament an Gesetzentwürfen arbeitet. In vielen Parteien gibt es einen Exekutivrat (sōmukai, wörtl. „Rat für allgemeine Angelegenheiten“, oder ähnliches), der wichtige parteipolitische Entscheidungen fällt.

Die Oberhausfraktion einer Partei im nationalen Parlament (sofern sie dort vertreten ist) hat meist einen eigenen Vorsitzenden sowie zur Parteiführung analoge Führungspositionen (Generalsekretär, Politikforschungsrat, Parlamentsangelegenheiten). Bei den größeren Parteien gibt es außerdem eine Generalversammlung der Abgeordneten aus den Fraktionen beider Kammern mit eigenem Vorstand – bei Liberaldemokratischer und Demokratischer Partei entscheidet das Gremium oft über den Parteivorsitzenden.

Faktionalismus

Ein charakteristisches Merkmal der LDP (früher auch SPJ und DPJ) ist die Untergliederung in Faktionen (派閥, habatsu). Solche Faktionen sind Zusammenschlüsse vor allem von Parlamentsabgeordneten hinter einem oder manchmal mehreren Führungspolitikern. Im Gegenzug für die Unterstützung des Faktionsführers (nicht immer der formale Vorsitzende) bei Abstimmungen und innerparteilichen Machtkämpfen erhalten die Mitglieder Unterstützung bei Wahlkämpfen und werden bei der Vergabe von Partei- und Regierungsposten berücksichtigt, die zwischen den Faktionen ausgehandelt wird. Begünstigt wird die Faktionalisierung durch die im überwiegenden Mehrheitswahlrecht begründete starke Personalisierung der japanischen Politik. Diese geht so weit, dass insbesondere vor der Wahlrechtsreform von 1994 Kandidaten verschiedener Faktionen derselben Partei gegeneinander antraten.

Vor allem in der LDP war die Faktionalisierung schon immer stark ausgeprägt, auch wenn die Parteivorsitzenden in ihrer Amtszeit stets erklärten, den Einfluss der Faktionen zurückdrängen zu wollen. Die Parteivorsitzenden, die während ihrer Amtszeit offiziell keiner Faktion angehören, werden aber erst durch eine Kraftprobe der Faktionen bestimmt und kommen oft aus der zahlenmäßig stärksten Faktion. In der oppositionellen DPJ waren die Faktionen weniger scharf abgegrenzt und ihre Zusammensetzung gründete sich überwiegend auf die Parteizugehörigkeit vor der Gründung der DPJ. Als die SPJ bis in die 1990er Jahre die größte Oppositionspartei war, gliederte auch sie sich in Faktionen, die aber in höherem Maße den Flügeln europäischer Parteien der Linken ähnelten, da sie verschiedene politische Positionen innerhalb der Partei zum Ausdruck brachten. Am deutlichsten waren die Differenzen zwischen rechtem und linkem Flügel, die im Streit über den Friedensvertrag mit den USA entstanden waren und schließlich in der Abspaltung der DSP resultierten. Seit ihrer Regierungsbeteiligung in den 1990er Jahren ist die SPJ bzw. ihr Nachfolger SDP nur noch eine kleine Partei und bemüht sich um ein einheitliches Auftreten nach außen, auch wenn verschiedene Strömungen in der Partei weiter existieren.

Offizielle Namen der Faktionen sind meist aus einem der Begriffe „Forschungsrat“ oder „Versammlung“ und einer mehr oder weniger konkreten politischen Parole zusammengesetzt (z. B. 社会主義研究会, Shakai Shugi Kenkyūkai, dt. „Forschungsrat für Sozialismus“ (SPJ) oder 一新会, Isshinkai, dt. „Erneuerungsrat“ (DPJ)). In den Medien werden sie meist mit ihren Vorsitzenden bezeichnet.

Kōenkai

Ein Abgeordneter oder Kandidat vor allem der LDP, aber auch der meisten anderen Parteien, unterhält in seinem Wahlkreis eine, manchmal auch mehrere Unterstützerorganisationen, Kōenkai. Meist ausgehend vom persönlichen Bekanntenkreis des Politikers (Freunde, Verwandte, ehemalige Ausbildungs- und Arbeitskollegen etc.) organisieren sie ein Netzwerk von Wahlkampfhelfern, Spendern und Wählern. Erfolgreiche Politiker können umgekehrt durch ihre Arbeit in Tokio Vorteile für ihren Wahlkreis erzielen (Bauprojekte, Subventionen, Finanzhilfen).

Begünstigt durch das Wahlsystem entwickelten sich die Kōenkai in der Nachkriegszeit zu einem der wichtigsten Werkzeuge des Machterhalts der LDP: Sie sorgten für Wahlkampffinanzierung und schafften eine feste Wählerbasis. Eines der erfolgreichsten und bekanntesten Kōenkai der Geschichte, das Etsuzankai von Tanaka Kakuei in der Präfektur Niigata, hatte zeitweise über 90.000 Mitglieder. Der Aufbau eines erfolgreichen Kōenkai ist mit erheblichem finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden – eine Einstiegshürde für neue Kandidaten; viele neue LDP-Politiker konnten sich dagegen auf die bereits bestehenden Kōenkai ihrer in den Ruhestand gehenden Vorgänger stützen.

Durch die Reformen der 1990er Jahre von Wahlrecht und Parteienfinanzierung hat sich die Rolle der Kōenkai geändert; ihre Bedeutung haben sie aber nicht völlig verloren.

Liste von Klein- und Regionalparteien

Diese unvollständige Liste führt aktuell (Stand: 2023) bestehende Klein- oder Regionalparteien auf, die nicht oder nicht mehr als Parteien im rechtlichen Sinne gelten, aber über Abgeordnete in Präfektur- oder Gemeindeparlamenten verfügen und/oder bei nationalen Wahlen angetreten sind:

Liste historischer Parteien

Aufgeführt sind Parteien, die im Nationalparlament vertreten waren oder nationale Wahlen bestritten haben, sowie in nennenswertem Umfang erfolgreiche subnationale Parteien. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind auch politische Gesellschaften/Protoparteien in der vor-/frühkonstitutionellen Zeit sowie einige Nationalparlamentsfraktionen aufgeführt, wo sie für die Kontinuität der vorangegangenen/nachfolgenden Parteibildungen wesentlich sind. Die zu ihrer Zeit wichtigsten Parteien (je nach Periode die zwei oder drei größten auf Nationalebene) sind unterstrichen. Die gegebenen, möglichst wörtlichen Übersetzungen dienen der Annäherung, besonders bei kleineren Parteien sind die verwendeten Übersetzungen in ausländischer Literatur uneinheitlich. Für selbstgewählte englische Namen zur Außendarstellung von Parteien jüngerer Zeit, siehe gegebenenfalls die Einzelartikel.

19. Jahrhundert: Vorkonstitutionell und früher Reichstag

Kaiserreich 1900 bis 1945

Sozialistische Bewegung: „Proletarische Parteien“ bis 1940

Viele der frühen linken Parteien wurden verboten oder unterdrückt. Die in den 1920er Jahren etablierte Nihon Kyōsantō, die Kommunistische Partei Japans, operierte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur im Untergrund.

1940 lösten sich alle verbliebenen legalen Parteien zugunsten der Taisei Yokusankai auf. In beiden Kammern des Reichstags wurden Einheitsfraktionen gebildet, wobei die Herrenhausfraktionen parallel weiterbestanden.

Besatzungszeit und Wiederaufbau 1945–1955

„55er-System“ 1955–1993

Parteien im US-amerikanischen Okinawa 1945–1972

Vom Zusammenbruch des „55er-Systems“ zu einer erneuten Zweiparteienkonsolidierung 1992–2003

Nach 2003 entstandene ehemalige Parteien

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. 前原誠司氏、新党「教育無償化を実現する会」を4議員と結党…「政権交代目指す起爆剤に」. In: Yomiuri Shimbun Online. 21. Dezember 2023, abgerufen am 2. April 2024 (japanisch).
  2. Gordon M. Berger: Politics and mobilization in Japan, 1931–1945. in: Peter Duus (Hrsg.): The Cambridge History of Japan, vol. 6: The Twentieth Century. Cambridge University Press, 1991. S. 150 f.
  3. Reiji Yoshida: Democratic Party effectively disbands, throwing support behind Koike’s party for Lower House poll. In: The Japan Times. 28. September 2017, abgerufen am 12. Februar 2018 (englisch).
  4. 立憲民主党が設立を届け出 結成メンバーは6人. In: Sankei News. 3. Oktober 2017, abgerufen am 12. Februar 2018 (japanisch).
  5. Ministerium für allgemeine Angelegenheiten (engl. ~Innere Angelegenheiten und Kommunikation): Ergebnisse der 48. allgemeinen Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses und der Volksabstimmung über die Richter am Obersten Gerichtshof
  6. Deutsche Welle, 11. September 2005: Überwältigender Sieg für Koizumi
  7. Tagesschau.de, 11. September 2005: Koizumi gewinnt Parlamentswahl (tagesschau.de-Archiv)
  8. 「第三極」5党に分裂. In: Mainichi Shimbun, Morgenausgabe Tōkyō. 9. Januar 2016, abgerufen am 4. November 2016 (japanisch).
  9. Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation: Election System in Japan@1@2Vorlage:Toter Link/www.soumu.go.jp (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. a b c d e f g Rina Sanchōme: Staatliche Parteienfinanzierung in Japan. Books on Demand 2004. ISBN 3-8334-0609-7, S. 90
  11. Sōmu-shō, 1. April 2007: 政党交付金の交付決定
  12. Sōmu-shō, 1. April 2008: 政党交付金の交付決定
  13. Sōmu-shō, 1. April 2009: 政党交付金の交付決定 (Memento des Originals vom 23. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.soumu.go.jp (PDF; 107 kB)
  14. Sōmu-shō, 1. April 2010: 政党交付金の交付決定 (PDF; 232 kB)
  15. Sōmu-shō, 1. April 2011: 平成23年分政党交付金の交付決定 (PDF; 101 kB)
  16. Sōmushō, 6. April 2012: 政党交付金の交付決定 (PDF; 258 kB)
  17. Sōmushō, 16. Mai 2013: 平成25年分政党交付金の交付決定 (PDF; 267 kB)
  18. Sōmushō, 1. April 2014: 平成26年分政党交付金の交付決定 (PDF; 231 kB)
  19. Sōmushō, 10. April 2015: 平成27年分政党交付金の交付決定 (PDF; 327 kB)
  20. Sōmushō, 1. April 2016: 平成28年分政党交付金の交付決定 (PDF; 344 kB)
  21. Sōmushō, 3. April 2017: 平成29年分政党交付金の交付決定 (PDF; 289 kB)
  22. Sōmushō, 2. April 2018: 平成30年分政党交付金の交付決定 (PDF; 296 kB)
  23. Sōmushō, 1. April 2019: 平成31年分政党交付金の交付決定 (PDF; 247 kB)
  24. Sōmushō, 1. April 2020: 令和2年分政党交付金の交付決定 (PDF; 343 kB)